Heer
Europäische Eingreiftruppe

Auftrag gemeistert: Neun Monate European Battlegroup

Auftrag gemeistert: Neun Monate European Battlegroup

Datum:
Ort:
Stadtallendorf
Lesedauer:
3 MIN

Die Division Schnelle Kräfte beendet ihren Auftrag für die European Battlegroup (EUBGEuropean Union Battlegroup). Von Juli 2020 bis Ende März 2021 war die Führung der europäischen Eingreiftruppe in deutscher Hand. Die EUBGEuropean Union Battlegroup ist sichtbares Zeichen der langjährigen, militärischen Kooperation in Europa. Deutsche Soldatinnen und Soldaten sorgen gemeinsam mit ihren Kameraden aus acht Ländern für Stabilität und Sicherheit.

Um eine große blaue Fahne mit 12 Sternen, die an einem Mast hängt, stehen vier Soldaten. Zwei davon grüßen sie militärisch.

Die Division Schnelle Kräfte hat ihren Auftrag erfüllt: Der deutsche Kommandeur der DSKDivision Schnelle Kräfte, Generalmajor Andreas Hannemann (r.) und sein niederländischer Stellvertreter, Brigadegeneral Maurice Timmermans (l.), salutieren beim Einholen der EUEuropäische Union-Flagge.

Bundeswehr/Frederik Ströhlein

Unter dem Kommando von Generalmajor Andreas Hannemann stand der multinationale Verband in dieser Zeit in der Bereitschaftsphase. Ursprünglich hätte diese Aufgabe schon zum 31. Januar an eine andere Nation übergeben werden sollen, doch aufgrund der Corona-Pandemie konnte keine andere Nation diesen Auftrag fristgerecht übernehmen. Darum wurde das deutsche EUBGEuropean Union Battlegroup-Engagement um drei Monate verlängert. Zum 31. März 2021 endet für die DSKDivision Schnelle Kräfte die Standby-Phase mit dem Einholen der Flaggen der EUBGEuropean Union Battlegroup 2020-2 in der Herrenwald-Kaserne in Stadtallendorf.

Die Erfüllung eines Auftrages wie die EUBGEuropean Union Battlegroup ist für die DSKDivision Schnelle Kräfte quasi ein Heimspiel. Als Vorreiter der niederländisch-deutschen Heereskooperation ist die Division in der multinationalen Zusammenarbeit sehr erfahren. In der Kooperation aller neun Teilnehmerstaaten gab und gibt es keine Probleme. Neben Deutschland und den Niederlanden stellen Irland, Österreich, Tschechien, Kroatien, Lettland, Finnland und Schweden die benötigten Soldaten. Die Zusammenarbeit verschiedener Streitkräfte ist immer eine Herausforderung, vor allem dann, wenn unterschiedliche technische Standards überwunden und zusammengelegt werden müssen. Merkliche Unterschiede gibt es besonders bei der Fernmeldetechnik: „Es ist uns sehr gut gelungen, das Ganze in den Griff zu bekommen“, sagt Hannemann im Rückblick.

Fordernd und einsatznah

Zwischen zwei kleinen Kettenfahrzeugen transportieren vier bewaffnete Soldaten einen liegenden Verwundeten auf einer Trage.

Einsatznah üben ist das A und O für die Eingreiftruppe der EUEuropäische Union: Deutsche Sanitäter üben mit Soldaten der 43. Mechanisierten Brigade der niederländische Armee die Evakuierung eines Verwundeten.

Bundeswehr/Carl Schulze

Die EUBGEuropean Union Battlegroup 2020-2 besteht aus dem Operational Headquarters, dem Force Headquarters, einem gemischten Infanterieverband, einem österreichischen Einsatzunterstützungsbataillon, einem Sanitätseinsatzverband und einem Aufklärungszug. Des Weiteren gehören eine Feldjägerkompanie, Unterstützungselemente für Operative Kommunikation und zivil-militärische Zusammenarbeit sowie andere nationale Unterstützungskräfte zu der multinationalen Einheit. Erstmals wurden die Fähigkeiten der EUBGEuropean Union Battlegroup bei den Übungen European Falcon (EUFA) und European Advance (EURAD) im Jahr 2019 erprobt. Die EUFA fand im Oktober 2019 im niedersächsischen Raum Bergen-Munster-Celle mit rund 1.500 Soldaten statt. Sie beinhaltete Fallschirmsprungeinsätze, luftbewegliche Operationen sowie Konvoi-Operationen und stellte die multinationale Truppe vor einsatznahe Herausforderungen, die gut gemeistert wurden. Im November 2019 probten dann über 2.300 Soldaten bei der Übung EURAD auf dem österreichischen Truppenübungsplatz Allentsteig die Zusammenarbeit. Hierbei stellte das österreichische Bundesheer den Großteil der Truppen. Während der Übung fand - ebenso wie bei der vorangegangenen - die nationale Zertifizierung und die Angleichung der Ausbildungsstände statt. Die Zusammenarbeit funktionierte und die multinationale Kampfgruppe überzeugte erneut.

Coronabedingte Einschränkungen

Auf einer Wiese stehen zwei militärische Transporthubschrauber, aus denen Soldaten mit Waffen und Ausrüstung kommen.

In einem Radius von bis zu 6.000 Kilometer rund um Brüssel können die Soldaten und Soldatinnen der EUEuropäische Union-Kampfgruppe innerhalb weniger Tage eingesetzt werden

Bundeswehr/Frederik Ströhlein

Angesichts der Ereignisse in Deutschland, Europa und der ganzen Welt in Bezug auf das Coronavirus war die Zertifizierung der gesamten Truppe während der Übung European Challenge 2020 (EUCH 20) in Wildflecken und Hammelburg jedoch nicht mehr möglich. Deshalb muss als Maßstab die jeweils vorher durchgeführte nationale Zertifizierung ausreichen, um gegenüber der EUEuropäische Union die Einsatzbereitschaft der Kampfgruppe melden zu können. „Da hatten wir durch Corona plötzlich ganz andere Rahmenbedingungen“, erinnert sich der Divisionskommandeur der DSKDivision Schnelle Kräfte.

Während der gesamten Bereitstellungsphase wird die personelle und materielle Einsatzbereitschaft aufrechterhalten. Die Battlegroup ist von Anfang bis zum Ende in der Lage, nach einer Alarmierung in 5 bis 10 Tagen in einen Einsatz zu verlegen. Generalmajor Hannemann ist überzeugt, dass Deutschland und die Europäische Union mit der EUBGEuropean Union Battlegroup 2020-2 eine gute und schlagkräftige Kampfgruppe zur Bewältigung geschaffen haben, die auf die unterschiedlichsten Situationen 6.000 Kilometer rund um Brüssel reagiert, wenn sie gebraucht wird.

Zielsicher in die Zukunft

Zwei Soldaten mit Helm und Ausrüstung stehen auf einer Wiese. Der rechte hält eine Pistole im Anschlag und feuert.

Deutsche und irische Soldaten trainieren gemeinsam den scharfen Schuss mit der Pistole, um für den Fall der Fälle auch mit der kleinsten Handwaffe gerüstet und handlungssicher zu reagieren

Bundeswehr/Frederik Ströhlein

Trotz der umfassenden Einschränkungen können die erzielten Ergebnisse, Erfahrungen und multinationalen Kontakte als Grundlage für zukünftige Kooperationen genutzt werden, unter anderem auch für die Planung und Aufstellung künftiger EUEuropäische Union-Battlegroups, insbesondere im Hinblick auf die Planung der EUBGEuropean Union Battlegroup 2025 in Verantwortung des Eurocorps. Das soll dann ein ganzes Jahr in der Bereitschaftsphase verfügbar sein. Zum Abschluss sagt Hannemann: „Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass man solche Vorhaben auch innerhalb der Europäischen Union problemlos umsetzen kann, wenn man den entsprechenden Vorlauf hat. In der EUEuropäische Union braucht es sicherlich etwas mehr Vorlauf. Es müssen bestimmte Dinge ausprobiert werden und wir müssen als Rahmennation in Vorleistung gehen.“

von Frederik Ströhlein

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