Heer
Tag der offenen Tür

Deutsch-Französische Brigade feiert mit den Müllheimern

Deutsch-Französische Brigade feiert mit den Müllheimern

Datum:
Ort:
Müllheim
Lesedauer:
5 MIN

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Die Deutsch-Französische Brigade hat gleich zwei Gründe zum Feiern: Zum einen ist ihr Brigadestab seit 30 Jahren in Müllheim stationiert. Zum anderen wird die Brigade seit 25 Jahren mit Auslandseinsätzen betraut. Beide Jubiläen wurden am Samstag, dem 17. September 2022, mit einem großen Festakt gefeiert.

Zahlreiche Soldaten stehen auf einem Platz in Formation. Soldaten schreiten die Front ab.

Die Stadt und die Brigade: Auf dem Markgräfler Platz im Zentrum von Müllheim treten vor den zahlreichen Gästen Hunderte Soldaten in Formation an, um 30 Jahre Verbundenheit mit dem Standort zu feiern

Bundeswehr/Aida Benkert

Die Brigade leistet einen wertvollen Beitrag für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit beiderseits des Rheins. Deutsche und französische Soldatinnen und Soldaten dienen Hand in Hand als schlagkräftige Truppe zusammen. Sie tragen als verbindendes Symbol einheitliche Abzeichen auf ihren Uniformen. Das südbadische Müllheim ist die Heimat der gemeinsamen Führungseinrichtung der binationalen Brigade.

Zum 30. Mal jährt sich nun der Umzug des Brigadestabes nach Müllheim. Um dieses Ereignis gebührend zu feiern, konnten die Bürgerinnen und Bürger von Müllheim ihre Soldaten am 17. September 2022 bei einem öffentlichen Appell auf dem Markgräfler Platz mit anschließender Parade nach alter französischer Tradition durch die Stadt erleben. In Frankreich ein übliches Bild, sind derlei Paraden, französisch auch Defilee genannt, in Deutschland eher selten zu bestaunen und deshalb Alleinstellungsmerkmal der Deutsch-Französischen Brigade. „Dieser Tag hat für uns eine große Bedeutung, weil wir damit unsere Verbundenheit mit der Bevölkerung ausdrücken können“, sagte Oberst Philipp Leyde, Stellvertretender Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade, anlässlich der Feier.

Anschließend öffnete die Brigade die Tore der Robert-Schuman-Kaserne. Rund 5.000 interessierte Gäste besuchten die Einrichtung. Neben vielen spannenden Stationen für Groß und Klein beim Tag der offenen Tür wurde auch eine Regionalausstellung eröffnet, bei der sich die vielen Gäste über die Entstehungsgeschichte und die Leistungen ihrer Brigade informierten. Mit der Ausstellung will die Truppe das Traditionsverständnis der Brigade weiter vorantreiben und die Geschichte des Verbandes umfassend festhalten. 

Blaupause für Multinationalität

Zwei Soldaten knien mit ihren Waffen auf einer Wiese und unterhalten sich.

Die Deutsch-Französische Brigade ist ein Projekt der Völkerverständigung und vertieften deutsch-französischen Freundschaft

Bundeswehr/James Gil-Sanz

„Dem Besten verpflichtet“, im Original auf Französisch „Devoir d’exellence“ – so lautet das Motto der Deutsch-Französischen Brigade. Sie wurde im Jahr 1989 aufgestellt, damals nach einem Entschluss des Bundeskanzlers Helmut Kohl und des Staatspräsidenten François Mitterand als besonderer Ausdruck der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Es war ein Meilenstein in der oft turbulenten Geschichte der Beziehungen beider Länder. In den vergangenen 30 Jahren mauserte sich die Brigade zum Erfolgsmodell und damit auch zu einer Art Blaupause für die multinationale Zusammenarbeit von Streitkräften. Um dem binationalen Charakter der Brigade gerecht zu werden, steht sie unter ständiger gemeinsamer deutscher und französischer Führung. Bislang einzigartig in Europa: Alle zwei Jahre wechseln sich die beiden Länder ab und stellen den Brigadekommandeur. 

Ein neues Zuhause

Die Einfahrt einer Kaserne bei Sonnenschein, auf der linken Seite ein dreigeschossiger Neubaublock

Die Kaserne in Müllheim ist seit 30 Jahren Heimat des Stabes der Deutsch-Französischen Brigade. Bevor sie zum Sitz des Brigadestabes wurde, war hier ein französisches Kürassierregiment stationiert.

Bundeswehr/Deutsch-Französische Brigade

Die Deutsch-Französische Brigade ist ein Projekt der Völkerverständigung und vertieften deutsch-französischen Freundschaft. Bei der Aufstellung vor 33 Jahren war die Brigade mit ihrem Stab, der Stabskompanie, dem Jägerbataillon 552 und einer französischen Aufklärungskompanie noch im württembergischen Böblingen bei Stuttgart stationiert. Mit der Umstrukturierung des deutschen Heeres nach der Wiedervereinigung sowie dem teilweisen Abzug der französischen Streitkräfte aus Deutschland wurde der Brigadestab im Jahr 1992 nach Müllheim verlegt. Auf Beschluss der Verteidigungsminister Deutschlands und Frankreichs fand die Führungseinrichtung in der Robert-Schuman-Kaserne, dem früheren Quartier Turenne, ein neues Zuhause. 
Die partiell binational zusammengesetzten Verbände und Einheiten der Brigade sind heutzutage in Standorten beider Länder stationiert. Deshalb waren bei dem Appell auf dem Markgräfler Platz in der Müllheimer Stadtmitte Abordnungen aller Verbände der Brigade angetreten: das 1er Régiment d’Infanterie aus dem lothringischen Sarrebourg, die Jägerbataillone 291 und 292 aus Illkirch-Grafenstaden im Elsass und Donaueschingen (Schwarzwald-Baar) sowie das 3e Régiment de Hussards aus Metz (Lothringen), das Artilleriebataillon 295 und die Panzerpionierkompanie 550 aus Stetten am kalten Markt (Schwäbische Alb) sowie das Deutsch-Französische Versorgungsbataillon und die Stabs- und Fernmeldekompanie aus Müllheim. 

Bewährung der Brigade in Einsätzen und Missionen

Mehrere Soldaten stehen draußen vor Fahrzeugen vor einem zerschossenen Gebäude.

Die Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade waren auch im Rahmen der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Friedensmission Stabilisation Force (SFORStabilisation Force) in Bosnien und Herzegowina im Einsatz

Bundeswehr/PIZ SFOR/DF-Brigade

Seit der Stationierung ihres Führungskerns in Müllheim hat sich die Brigade ständig weiterentwickelt. Aus einem zunächst eher politischen Symbol der deutsch-französischen Freundschaft ist ein schlagkräftiger Einsatzverband geworden. Im Rahmen der NATONorth Atlantic Treaty Organization, der EUEuropäische Union, der Vereinten Nationen und im Dienst beider Staaten hat die Brigade bisher an zahlreichen Missionen und Einsätzen weltweit teilgenommen. Dazu zählen beispielsweise die Stabilisation Force (SFORStabilisation Force) in Bosnien-Herzegowina ab1996, die Kosovo Force (KFORKosovo Force) ab 1999 sowie die International Security Assistance Force (ISAFInternational Security Assistance Force) ab 2004 in Afghanistan bis hin zum derzeit ausgesetzten UNUnited Nations-Einsatz und der Europäischen Ausbildungsmission im westafrikanischen Mali sowie der Beteiligung an der anerkannten Mission enhanced Forward Presence (eFPenhanced Forward Presence) in Litauen.  

Dieses Engagement wird durch nationale französische Einsätze (beispielsweise in Französisch-Guyana, Burkina Faso, der Elfenbeinküste, Dschibuti, Libanon und im Gabun) ergänzt. Bereits zweimal stellte die Brigade in den Jahren 2006 und 2010 die NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force und bildet für das Jahr 2022 den Stab der Speerspitze der NATONorth Atlantic Treaty Organization, der Very High Readiness Joint Taskforce,  unter französischer Führung.
In der Amts- und Katastrophenhilfe wurde die Brigade vielfach in beiden Ländern eingesetzt, um bei Sturmschäden, Hochwasser, Waldbränden sowie der Corona-Pandemie zu unterstützen.

Die Brigade hat mit ihrem facettenreichen und weltweiten Engagement gezeigt, dass sie vielseitig einsetzbar ist und sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Armeen beider Länder etabliert hat.

Benannt nach einem großen Staatsmann

Zwei Zivilisten stehen neben einem weißen Schild mit der Aufschrift: „Robert Schuman Kaserne“.

Start einer neuen Ära: Die beiden Verteidigungsminister Frankreichs und Deutschlands, François Léotard (l.) und Volker Rühe (r.), benennen am 3. Mai 1993 die frühere französische Kaserne „Quartier Turenne“ in „Robert-Schuman-Kaserne“ um

Bundeswehr/Archiv D/F-Brigade

Die Kaserne, in der sich die Brigade seit nun mehr als 30 Jahren befindet, ist nach dem französischen Staatsmann Robert Schuman benannt. Der damalige französische Staatspräsident François Mitterand nannte ihn einst „einen der größten Franzosen des 20. Jahrhunderts“ und bezeichnete ihn als den „großen Wegbereiter der europäischen Einigung“.
Robert Schuman, geboren im luxemburgischen Clausen, war zunächst deutscher und nach dem Ersten Weltkrieg französischer Bürger. Nach dem Zweiten Weltkrieg bekleidete er zahlreiche politische Ämter, bis hin zum Ministerpräsidenten Frankreichs. Er setzte sich stets für die deutsch-französische Aussöhnung und die europäische Einigung ein.

Den Brigadestab im Müllheim zu stationieren, „war eindeutig die richtige Entscheidung“, bekräftigte der Brigadekommandeur, Général de brigade Jean-Philippe Leroux, in seiner Rede vor den Ehrengästen, Zuschauern und der angetretenen Truppe bei den Feierlichkeiten. Die Stadt und das umliegende Land gäben mit ihrer Lebensqualität sowie der Gastfreundschaft und Weltoffenheit ihrer Bewohner der Brigade etwas, „was wir Franzosen eine petite patrie nennen, also ein kleines Stück Heimat“. Es sei ihm deshalb ein wichtiges Anliegen zum Ausdruck zu bringen, „welche Ehre es für die Brigade bedeutet, in Müllheim stationiert zu sein“. Während des Appells zeichneten der Kommandeur der französischen 1. Panzerdivision, Général de division Pierre-Yves Rondeau, sowie Oberst Leyde drei deutsche und drei französische Soldaten unter anderem mit dem Orden der Ehrenlegion und dem Ehrenkreuz der Bundeswehr aus. Ein Oberfähnrich wurde zum Leutnant ernannt.

von Karsten Dyba und Susanne Carle

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Zur Feier des Tages: Ein Defilee und eine Gelbe Schleife

Jubiläumsfeier in Müllheim

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Am 17. September feierte die Deutsch-Französische Brigade ihr 30. Jubiläum am Standort Müllheim. Dazu gab es ein Defilee durch die Stadt.
Datum:

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  • Auf Silber die französische und die deutsche Nationalflagge vertikal ineinander übergehend
    Binationaler Großverband

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