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Heer
Krieg in der Ukraine

Deutsche bilden Ukrainer an der Panzerhaubitze 2000 aus

Ausbildung
Datum:
Ort:
Idar-Oberstein
Lesedauer:
3 MIN

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Schnee, Feuchtigkeit, richtiges Schmuddelwetter. Plötzlich tauchen im Frühnebel zwei Panzerhaubitzen 2000 auf. Doch bei der weiteren Annäherung wird deutlich: Die Kommandos für die Geschützbesatzung erfolgen nicht in deutscher, sondern in ukrainischer Sprache. An der Artillerieschule im Südwesten der Republik fand gerade das Training statt, das die Kanoniere für die Bedienung der Haubitze benötigen – für ihren Kampf gegen Russland und den Schutz ihrer Heimat.

Zwei Soldaten stehen draußen vor einer Panzerhaubitze im Lehrgespräch.

An der Artillerieschule in Idar-Oberstein bereiten deutsche Ausbilder ukrainische Soldaten für den Kampf mit der Panzerhaubitze 2000 vor

Bundeswehr/Rainer Wenning

Acht dieser Waffensysteme hat die Ukraine von den Niederlanden, 14 von Deutschland erhalten. Die Ausbildung des Personals aber erfolgt unter dem Dach der EUEuropäische Union-Unterstützungsmission für die Ukraine, EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine. Der deutsche Anteil der Mission wird durch das Special Training Command (ST-CSpecial Training Command) geführt. Seinen Sitz hat der multinationale Stab in Strausberg bei Berlin. Das Wort Special beruht auf den besonderen Fähigkeiten, die trainiert werden. Dazu gehört auch die Bedienung der technisch komplexen Panzerhaubitze 2000. Mit der umfangreichen Ausbildung an diesem Waffensystem besitzt die Artillerieschule ein Alleinstellungsmerkmal.

Zwischen Übung und Krieg 

Im Turm des Geschützes zischt und knackt es plötzlich: „Die automatische Munitionszufuhr ist ausgefallen“, hallt es auf Ukrainisch durch den Innenraum des Kettenfahrzeuges. Binnen kürzester Zeit müssen die Soldaten die Abläufe so umstellen, dass sie den Feuerkampf weiterführen können. Ukrainische Schimpfwörter werden laut. Doch die Auszubildenden machen alles richtig. Sie haben ein weiteres Ausbildungsziel erreicht. Dann geht es für sie in eine kurze Pause. Vorerst.

Serhii* ist Geschützführer. Seit der Besetzung des Donbas durch Russland 2014 ist er im Dauereinsatz. Wir fragen ihn: Wie geht man mit diesem Stress um? Sie erhalten zehn bis zwölf Stunden Ausbildung täglich, dazu die Nachrichten aus der Heimat über den Wahnsinn vom Krieg vor ihrer Haustür? Serhii lächelt ein wenig und sagt: „Humor. Ohne Humor kannst Du den Krieg nicht überleben.“

Sein Vorgesetzter ist vor Ort, physisch eine „Kante“ von Soldat. Und er ist nachdenklich: „Es sterben täglich Zivilisten und Soldaten. Das geht doch nicht im 21. Jahrhundert. Ihr müsst uns weiterhelfen.“ Sein Land sei der Schutzschild für Europa. Er spricht das Wort Panzerhaubitze auf Deutsch aus. Leider sei die Artillerie jahrelang außer Acht gelassen worden: „Auch bei Euch! Aber die Artillerie ist die größte Kraft am Boden“, verdeutlicht er die Rolle der Truppe auf dem Gefechtsfeld.

Eine ehrenvolle Verabschiedung

„Die deutschen Ausbilder geben alles“, so der Kommandeur der Artillerieschule über sein Fachpersonal. Einer von ihnen sei seit Mai letzten Jahres dabei. Durchgehend. „Immer nur Vollgas.“ Seine Einrichtung trainiere „seit Dekaden“ multinational. „Aber aus einem Krieg kommende Soldaten für einen Krieg ausbilden – das hat dann doch eine ganz andere Qualität“. Ein besonders trauriges Beispiel: Der Bruder eines ukrainischen Kanoniers ist gefallen. Wie kann man dem jungen Mann helfen, der aus einem Land kommt, in dem Männer nicht weinen dürfen? Auch solche mentalen Aspekte werden bei der Haubitzen-Ausbildung mitgedacht.

„Die Ukrainer begreifen unglaublich schnell“, berichtet ein deutscher Hauptfeldwebel. Dass sie hoch motiviert seien, liege auf der Hand. Tag für Tag nehme auch die interkulturelle Kompetenz beidseitig zu. Während deutsche Artilleristen unter Stress beim Funken auch mal lauter werden können, sprechen die Ukrainer langsamer. „Nicht verkehrt, das zu wissen“, sagt ein anderer Trainer.

Der Lehrgang ist am nächsten Tag abgeschlossen. Die deutschen Ausbilder stehen Spalier, als ihre ukrainischen Kameraden in den Bus steigen.

Drei Tage später sind die ukrainischen Artilleristen wieder an der Front.

Im Krieg.

*Name zum Schutz des Soldaten geändert

Eindrücke von der Ausbildung

von Rainer Wenning

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