Heer
Multinationaler Volkstrauertag

Brücke des Gedenkens zwischen Generationen und Ländern

Brücke des Gedenkens zwischen Generationen und Ländern

Datum:
Ort:
Munster
Lesedauer:
4 MIN

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Am 15. und 16. November 2019 haben in Munster 250 Soldaten und Gäste der Opfer der Kriege und gewalttätiger Auseinandersetzungen gedacht. Zu einer Abend- und Gedenkveranstaltung kamen Vertreter aus vier Ländern. Die Reden von drei jungen Soldaten berührten besonders.
 

Mehrere Soldaten tragen Kränze auf einer Freifläche auf dem Kasernengelände.

Soldaten legen Kränze verschiedener Teilnehmer der Gedenkfeier nieder

Bundeswehr/Katrin Hanske

Rund 200 Gäste folgten der Einladung des Kommandeurs des Ausbildungszentrums MUNSTER, Brigadegeneral Ullrich Spannuth, zum Informationstag und der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag 2019. Am Abend des 15. November begrüßte Spannuth die Gäste. Dabei betonte er, wie wichtig ihm der generationsübergreifende Dialog sei. Auch stellte der General ein neues Projekt des Ausbildungszentrums „Bundeswehr – Armee der Generationen“ vor, dass als Begegnungsforum die Geschichte(n) der Bundeswehr über die vergangenen, mehr als sechzig Jahre hinweg erlebbar machen soll. „In Munster wird aus dem Staatsbürger in Uniform der Mitbürger in Uniform“, leitete Spannuth zur Bürgermeisterin der Stadt Munster, Christina Fleckenstein, über. Auch sie stellte die Wichtigkeit des Gedenkens heraus.

100 Jahre Kriegsgräberfürsorge

Mehrere Soldaten und Zivilisten sitzen an Tischen und hören einem Vortragenden zu.

Oberst außer Dienst Jürgen Damm (M.) spricht über die Arbeit des Volksbundes

Bundeswehr/Katrin Hanske

Den Begrüßungen folgte ein eindrucksvoller Vortrag von Oberst außer Dienst Jürgen Damm. Er ist Ehrenvorsitzender des Landesverbandes Hessen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.eingetragener Verein

Der Volksbund ist eine humanitäre Organisation, die im Dezember 1919 gegründet wurde, um nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nach den zahllosen deutschen Kriegstoten zu suchen und deren Gräber zu pflegen. Auch hundert Jahre nach der Gründung betreut der Volksbund noch 832 Kriegsgräberstätten mit circa 2,8 Millionen Gräbern in 46 Staaten. Schon bei der Gründung im Dezember 1919 war der Volksbund auf internationale Zusammenarbeit angewiesen. Die Arbeit des Volksbundes liegt mittlerweile auch in friedenspolitischen Projekten in ganz Europa und der Bildungsarbeit. „Begegnungen untereinander sind das Wichtigste gegen Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit“, so Damm.

Teil unseres inneren Kompasses

Mehrere Soldaten stehen, teilweise mit Fackeln, im Dunkeln zusammen an einer Waldkante.

Das Heeresmusikkorps Hannover spielt eine stimmungsvolle Serenade

Bundeswehr/Katrin Hanske

An der Gedenkstätte Kaserne Panzertruppenschule fand am Samstag dann die Gedenkfeier zum Volkstrauertag statt. Nach dem Einmarsch der Truppenfahne und der vom Offizieranwärterbataillon 1 gestellten Ehrenformation sagte der Kommandeur, für ihn sei der Volkstrauertag mehr als nur zurückschauen. „Volkstrauertag ist Reflexion und wird dadurch Teil unseres inneren Kompasses. Ein Kompass, der uns hilft, im gemeinsamen Gedenken an das Unfassbare nicht zu erstarren, sondern die Kraft daraus zu ziehen, unsere Zukunft aktiv zu gestalten.“

Reden von drei Offizieranwärtern aus drei Ländern

Die Musiker einer Militärkapelle sind auf einer Wiese angetreten und spielen.

Das Heeresmusikkorps Hannover begleitet die Gedenkfeier und die Kranzniederlegung mit dem Choral „Ave Verum“, dem „Lied vom guten Kameraden“ und der Nationalhymne

Bundeswehr/Katrin Hanske

Drei Offizieranwärter aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland beschrieben ihr Verständnis des Volkstrauertages. Enzo, ein französischer Aspirant (Offizieranwärter), sieht sich als Vertreter der Deutsch-Französischen Freundschaft und als Beispiel für den Willen der beiden Nationen, diese Freundschaft zu pflegen und wachsen zu lassen. Aus diesem Grund nimmt er seit zwei Jahren am Deutsch-Französische Austauschprogramm teil. „Diese Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich ist so unglaublich im Hinblick auf die Geschichte, dass ich unbedingt ein Teil davon sein möchte“, erklärte Enzo.

Jugendliche erinnern an Zusammenhalt in Europa

Drei Soldaten aus verschiedenen Ländern während eines Appells, die Soldatin spricht an einem Pult.

Drei Offizieranwärter aus drei Nationen halten jeweils eine beeindruckende Rede

Bundeswehr/Katrin Hanske

Die niederländische Kornett, Offizieranwärterin Eline, ist besonders stolz, an so einem Tag in so einer Gemeinschaft zu sein. „Gemeinsam nebeneinander im stillen Gedenken angetreten zu stehen, bedeutet, gemeinsam in die Zukunft zu schreiten“, betonte Eline. Die Niederländer gedenken am 4. Mai mit einem nationalen Gedenktag „de dodenherdenking“ (Totengedenkung) aller Opfer von Krieg, Gewalt und Unterdrückung. Weiter zitierte Eline den ehemaligen Kommandanten der niederländischen Streitkräfte, General Peter van Uhm: „Denn nicht aus dem Ich und dem Ihr, sondern aus dem Wir entsteht das Gute“. Van Uhm verlor seinen Sohn im April 2008, als dieser in Afghanistan auf eine Sprengfalle fuhr.

„Für mich bedeutet das gemeinsame Erinnern mit den französischen und niederländischen Soldaten einen gewaltigen und richtigen Schritt in Richtung europäischer Zusammenhalt“, sagte der deutsche Offizieranwärter Maximilian. Er selbst habe polnische Wurzeln und stehe hier als deutscher Soldat mit seinen internationalen Kameradinnen und Kameraden. Das zeige, wie positiv sich das Miteinander in der Gemeinschaft Europas entwickelt.

Gedankenaustausch mit Schülern

Mehrere Soldaten und Zivilisten stehen auf einer Tribüne im Freien und grüßen teilweise militärisch.

Deutsche, französische, niederländische und österreichische Soldaten gedenken gemeinsam mit Gästen der Opfer von Krieg und Gewalt

Bundeswehr/Katrin Hanske

Sehr bewegt zeigten sich zwei Schüler, die die Realschule Munster vertraten. Gemeinsam mit ihrem Schulleiter waren sie Ehrengäste des Ausbildungszentrums. „Die Reden haben mich sehr beeindruckt. Es ist unvorstellbar, was die Menschen durch den Krieg erlebt haben“, sagte die Schülerin Zoe Bukholt. Auch Tjark Behrens war ergriffen von den Beiträgen der Soldaten. Gemeinsam mit ihrem Schulleiter, Björn Edelmann, entwickelten sie die Idee, die Soldaten zu einem Gedankenaustausch in die Realschule Munster einzuladen. Der Kommandeur des Ausbildungszentrums stimmte der Idee sofort zu. „Wenn wir miteinander sprechen und jungen Menschen die Unerbittlichkeit des Krieges verdeutlichen, können wir gemeinsam einen Beitrag dazu leisten, dass die Ewiggestrigen mit ihren Bagatellisierungen von Krieg und Gewalt, von Hass und Nationalismus keinen Erfolg haben“, so Spannuth.

Zum Abschluss der Feierlichkeiten marschierten Soldaten mit 18 Truppenfahnen aufgelöster Einheiten der Panzertruppen, der Heeresaufklärungs-, der Heeresflugabwehr- und der Artillerietruppe gemeinsam mit der Ehrenformation an der Tribüne vorbei.

von Thomas Rotter

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