Heer
Zertifizierung als Ziel

Gefechtsverband übt erstmals für die NATO Response Force

Gefechtsverband übt erstmals für die NATO Response Force

Datum:
Ort:
Gardelegen
Lesedauer:
4 MIN

Premiere im Gefechtsübungszentrum (GÜZ) Heer in der Altmark. Der deutsche Gefechtsverband übt für die NRFNATO Response Force Land. Der NATO Response Force, der Eingreiftruppe der NATO, werden unter Führung des Panzerbataillons 393 rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten angehören. Sie alle bereiten sich intensiv auf die Zertifizierung im April 2022 vor. Mit dabei waren der neue Kampfpanzer Leopard 2 A7V und viele Spezialisten mit ihren ganz besonderen Fähigkeiten.

Der Kommandeur steht auf der Heckklappe eines Gefechtsfahrzeuges und blickt auf seine Lagekarte.

Der Kommandeur des deutschen NRFNATO Response Force-Gefechtsverbandes ist Oberstleutnant Andy Weißenborn. Dem 45-Jährigen untersteht damit ein verstärktes Panzerbataillon mit über 1.000 Soldatinnen und Soldaten.

Bundeswehr/André Klimke

Vier Kampfkompanien, Joint Fire-Beobachter der Artillerie, qualifizierte Fliegerabwehr, Sanitätskräfte, Pioniere, Heeresflieger, Feldjäger und Spezialisten der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Truppe – all diese Fähigkeiten nutzt der gesamte NRFNATO Response Force-Gefechtsverband. Das Training im Gefechtsübungszentrum Heer bringt die Kampfunterstützer mit der Kampftruppe zusammen und alle üben gemeinsam das Gefecht. Ziel ist, die einzelnen Komponenten so aufeinander abzustimmen, dass bei der Übung zur Zertifizierung des Verbandes, in einem halben Jahr an gleicher Stelle, alles wie bei einem Uhrwerk ineinandergreift. Damit nicht genug: Zusätzlich gilt es, die ersten Kampferfahrungen mit dem rundum verbesserten Hauptwaffensystem der Panzertruppe, dem Leopard 2 A7V, zu machen und dabei auch das Battle Management System (BMSBattle Management System), das Führungsinformationssystem Sitaware, einzusetzen.

Der Besuch der Ministerin zeigt die Bedeutung

Eine Zivilistin hört im Innenraum eines Gefechtsfahrzeuges einem Soldaten zu, der mit ihr spricht.

Einweisung in das Führungsfahrzeug Boxer: Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer informiert sich persönlich über den Stand der NRFNATO Response Force-Vorbereitungen. Sie fragt die Soldaten auch nach ihren Erfahrungen im Umgang mit dem neuen Material.

Bundeswehr/Bill Drechsler

Die besondere Verpflichtung der Panzergrenadierbrigade 37 als Leitverband für die Landanteile der NRFNATO Response Force führt dazu, dass die Verbände der Brigade zahlreiches neues und verbesserte Material zur Erfüllung des Auftrages erhalten. Dazu erklärte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nach einem Besuch im GÜZ: „Für mich war es wichtig, hier aus den Erfahrungen der Übung, zu sehen, was funktioniert. Nach den Gesprächen und Eindrücken kann ich sagen: Wir sind auf einem guten Weg.“ Handlungsleitend sei dabei immer die Erhöhung der Einsatzbereitschaft und der Grundsatz „Übe wie du kämpfst“, so Kramp-Karrenbauer.

Der deutsche Gefechtsverband profitiert neben dem Kampfpanzer Leopard 2 A7V beispielsweise auch vom Brückenlegepanzer Leguan und dem BMSBattle Management System. Das Battle Management System visualisiert auf den Gefechtsständen und den Fahrzeugen der militärischen Führer das Lagebild und vereinfacht so die Operationsführung um ein Vielfaches. Darüber hinaus werden die Panzergrenadierkräfte ab 2022 durch das Panzergrenadierbataillon 112 aus Regen gestellt. Das Hauptwaffensystem der niederbayerischen Soldaten ist der Schützenpanzer Puma in der modernsten verfügbaren Konfiguration der VJTFVery High Readiness Joint Task Force -Konfiguration. Kommandeur Weißenborn ist stolz auf seine Männer und Frauen: „Hier im Gefechtsübungszentrum lernen wir jeden Tag dazu und setzen die Erkenntnisse des Vortages entsprechend um. Wir kommen gut voran“, versichert der Oberstleutnant.

Bewährungsprobe für den Neuen

Vier Soldaten mit Waffen und Helmen im Arm stehen vor einem Kampfpanzer im Gelände.

Der Stolz auf die neue Technik ist der Besatzung des Leoparden 2 A7V anzusehen. Sie besteht aus dem Richtschützen (v.l.n.r.), Ladeschützen, Kommandanten und Kraftfahrer.

Bundeswehr/Norman Fischer

Hauptfeldwebel Joshua Keller*, Kommandant und Gruppenführer, gibt einen Einblick in sein Arbeitsgerät: „Die grundlegendsten Kampfwertsteigerungen am Leopard sind zum einen die verbesserten Nachtsehoptiken beim Richtschützen und beim Kraftfahrer und zum anderen die Möglichkeiten der digitalen Führungsunterstützung durch unser Battle Management System.“ Nach einer kurzen Kennenlernphase im heimischen Bad Frankenhausen sind Besatzung und Gerät bereits im Gefecht gefordert. Dabei wirken sich die jahrelange Erfahrung mit den Vorgängersystemen und die Verbesserungen deutlich aus. Die Truppe nimmt natürlich auch zahlreiche Erkenntnisse für die weitere Ausbildung in Thüringen mit. Bei der Einführung eines so komplexen neuen Systems gibt es immer Punkte, an denen noch gearbeitet werden muss.

Sanitätskräfte wieder ganz nah an der Truppe

Drei Soldaten stehen in einer mobilen Behandlungseinrichtung und versorgen einen verwundeten Kameraden auf einer Liege.

Es braucht starke Nerven und routiniertes Vorgehen: In der Role 1, der ersten Rettungsstation an der heißen Zone, werden verwundete Soldaten notfallmedizinisch versorgt.

Bundeswehr/Bill Drechsler

60 Soldatinnen und Soldaten des Sanitätsdienstes sind voll in die Übung des Kampftruppenverbandes eingebunden. Sie stellen die beweglichen Arzttrupps, die Rettungstrupps und betreiben die Role 1. „Unser Auftrag hier im Gefechtsübungszentrum ist es, verwundete Soldaten in der ersten notfallchirurgischen Ebene zu versorgen. Das heißt, wir stabilisieren die Verwundeten für die weitere Verlegung“, erklärt eine Oberfeldärztin. Mit der Rückbesinnung auf Szenarien der Landes- und Bündnisverteidigung kommen auf die Sanitäter Aufgaben zu, die sie wieder enger an Gefechtssituationen binden. „Wir sind geübt in Stabilisierungsoperationen, die wir die letzten Jahre durchgeführt haben. Jetzt geht es um die erneute Koordination mit der Truppe: Was können die Sanitätssoldaten und was möchte die Truppe von uns? Wir müssen wieder lernen, wie die Truppe funktioniert und die Truppe muss ebenso unsere Abläufe verstehen“, beschreibt die Leiterin der Rettungsstation die Anforderungen durch diesen NRFNATO Response Force-Auftrag. Alle Beteiligten müssen versuchen, ihn gemeinsam zu meistern.

Einblicke für den Führungsnachwuchs

Der Brigadekommandeur steht auf einer großen Lagekarte am Boden, um ihn herum stehen Offizieranwärter.

Blick in das Gefecht: An der Lagekarte im Gelände wird den jungen Offizieranwärterinnen und -anwärtern das geplante Gefecht erläutert. Oberst Alexander Krone (M.), Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37, beschreibt, worauf es ankommt.

Bundeswehr/André Klimke

Was kann ein Kampftruppenbataillon im Verbund mit Unterstützungsfähigkeiten leisten? Unter dieser Überschrift fand während der Übung eine Weiterbildung für den Führernachwuchs der Panzergrenadierbrigade 37 statt. Die rund 50 Soldaten, die kurz vor dem Beginn ihres Studiums an einer der Bundeswehruniversitäten stehen, verschafften sich im Gelände ein Bild von den Fähigkeiten des deutschen Gefechtsverbandes. Durch die reformierte Offizierausbildung rücken sie wieder näher an die Truppe und erleben so frühzeitig, was es bedeutet, Kommandant eines Kampfpanzers zu sein oder unter realen Bedingungen ein Gefecht zu führen. Die Zertifizierung für den NRFNATO Response Force-Auftrag im kommenden Jahr fordert alle. Gemeinsames Üben und Ausbilden wird den Verband für diesen Auftrag erfolgreich formen.

*Namen redaktionell geändert.

von Renzo Di Leo

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