Heer
Neues Konzept

Strategie der Reserve im Heer: Heimatnahe Verwendung

Strategie der Reserve im Heer: Heimatnahe Verwendung

Datum:
Ort:
Strausberg
Lesedauer:
3 MIN

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Seit Oktober 2019 wird die neue Strategie der Reserve im Deutschen Heer sukzessive umgesetzt. Künftig sollen alle ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten grundbeordert und für einen Reservedienst herangezogen werden.

Wir erklären die Inhalte des Konzepts und beantworten Fragen, die sich im Zuge der Umsetzung ergeben.

Ein Soldat zielt mit einem Gewehr, ein Ausbilder steht mit Gehörschutz daneben.

Schießausbildung für Reservistendienstleistende auf dem Truppenübungsplatz in Altengrabow

Bundeswehr/Carsten Vennemann

Die Reserve der Bundeswehr ist für die Landes- und Bündnisverteidigung, für den Heimatschutz sowie die Einsätze im Rahmen des internationalen Krisenmanagements ein unverzichtbarer Bestandteil der Bundeswehr. Die veränderten sicherheitspolitischen Herausforderungen haben dazu geführt, dass die Verteidigungsministerin im Oktober 2019 die neue Strategie der Reserve in Kraft gesetzt hat. Wesentliches Merkmal der neuen Strategie ist, dass in den nächsten sechs Jahren 20.000 Reservisten in aktive Truppenteile grundbeordert werden, im Gegensatz zur alten Verfahrensweise, bei der Reservisten in nicht aktive Einheiten beordert wurden. Sie sollen aus den etwa 6.000 Heeressoldaten gewonnen werden, die jährlich das Heer verlassen.

Teil der aktiven Strukturen

Mehrere Soldaten hocken und stehen um einen Soldaten herum, der etwas erklärt.

Reservistendienstleistende der Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanie Sachsen üben auf dem Fliegerhorst Holzdorf die Zusammenarbeit mit Hubschrauberbesatzungen

Bundeswehr/Jane Hannemann

Um die Motivation ehemaliger Soldaten für solch eine bedarfsgerechte und für sechs Jahre verpflichtende Grundbeorderung zu steigern, werden wichtige Aspekte wie erworbene Qualifikationen und Beibehaltung der persönlichen Vernetzung berücksichtigt. Das bedeutet, dass ein Reservistendienstleistender auch heimatnah eingeplant wird. Generalleutnant Jörg Vollmer sagt dazu: „Ein in seiner Region verwurzelter Reservist verbindet ortsnahen Reservistendienst grundsätzlich mit Heimat und wird so langfristig einfacher für uns gewonnen werden. Deutlicher als bisher lautet also unser Credo: Aus dem aktiven Dienst entlassen heißt, für die Reserve gewonnen.“ Um heimatnahe Verwendungen zu ermöglichen, werden bundesweit in allen drei Heeresdivisionen, von Bataillonsebene bis Divisionsstab, Reservedienstposten eingeplant. Die dort eingesetzten Reservisten sind dann Teil des regulären Dienstbetriebes in bestehenden aktiven Strukturen.

Reservisten-App und Stellenbörse

Des Weiteren soll der Dienst für ehemalige Soldaten deutlich attraktiver werden: Finanzielle Anreize, regionale Ausbildung und Heimatnähe, ein modernes Arbeitsumfeld sowie die Vereinbarkeit von Reservistendienst mit Familie und Arbeitgeber sind nur einige Beispiele. Um die Akzeptanz der Bevölkerung sowie Arbeitgeber für Reserve und Bundeswehr zu steigern, soll ein Bildungspass eingeführt werden, bei dem in der Bundeswehr erworbene und zivil nutzbare Qualifikationen dokumentiert werden.

Digitale Medien wie eine Reservisten-App, einer Stellenbörse für ehemalige Soldaten und ein Bürgertelefon Reserve sind Teile eines umfassenden Kommunikationskonzeptes, in dem begonnene Maßnahmen und innovative Ansätze zusammengeführt werden sollen. In seinem Inspekteurbrief zum Jahresabschluss 2019 fasste Vollmer noch einmal den aktuellen Stand zusammen. Darin heißt es unter anderem: „Mit der Verabschiedung der Strategie der Reserve haben wir einen wichtigen Meilenstein erreicht, der auch unseren Partnern gegenüber unterstreicht, dass wir es mit der Bündnisverteidigung ernst meinen.“

Die Diskussion müssen wir führen“

Eine Zivilistin und ein Soldat sitzen sich an einem Tisch gegenüber und sprechen miteinander.

Reservisten werden vor ihrer Wehrübung beraten

Bundeswehr/Christian Zielonka

Im Deutschen Heer sollen zukünftig rund 60.000 aktive Soldatinnen und Soldaten und zusätzlich bis zu circa 20.000 Reservistendienstleistende dienen. „Im Heer wollen wir perspektivisch über den Rahmen der jetzt verpflichtenden Grundbeorderung für sechs Jahre hinaus den verlässlichen Zugriff auf dieses Personal gewinnen. Diese Diskussion müssen wir führen. Nur so wird es uns gelingen, auch unterhalb der Schwelle Spannungs- oder Verteidigungsfall, insbesondere in hybriden Bedrohungslagen, ausgebildete Reservisten vorzuhalten, die schnell und flexibel integriert werden können und so die Aufwuchsfähigkeit des Heeres gewährleisten. Die Planungen zur Umsetzung laufen“, so der Inspekteur.

Kürzlich hatten Internetnutzer auf der Social-Media-Plattform Instagram die Gelegenheit, Fragen zum Thema der neuen Strategie der Reserve an General Vollmer zu stellen. Dies wurde überaus rege genutzt. Anbei finden Sie einen Auszug aus der umfangreichen Fragerunde mit entsprechenden Antworten des Inspekteurs und zusätzlich des Referats für Reservistenangelegenheiten beim Kommando Heer.

von Nicolai Ulbrich

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Wichtig Fragen beantwortet

Frage: Ab wann wird die sogenannte Grundbeorderung eingeführt und was verbirgt sich konkret dahinter?

Antwort: Die Grundbeorderung wird frühestens ab 2022 eingeführt. Die dafür nötigen Ausführungsbestimmungen und Verfahren werden derzeit noch erarbeitet. Zur Erläuterung: Die Grundbeorderung ist die grundsätzliche Einplanung (Beorderung im Ergänzungsumfang der Bundeswehr) aller wehrdienstfähig aus dem aktiven Dienst ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in die Reserve für einen Zeitraum von sechs Jahren. (Weitere Infos auch hier im Artikel: Mehr Wertschätzung für Reservisten)

Mit der Grundbeorderung erhalten Reservistinnen und Reservisten Kenntnis über ihre geplante Verwendung in einem möglichen Bereitschafts-, Spannungs- oder Verteidigungsfall. Bei Heranziehungen außerhalb eines Bereitschafts-, Spannungs- oder Verteidigungsfalls wird am Grundsatz der Freiwilligkeit der Dienstleistung festgehalten.

Frage: Bei der Einplanung teilte man mir mit, dass erst seit kurzer Zeit vom Heer keine Reservisten mehr eingestellt/ausgebildet werden, die vorher nicht gedient haben. Ich denke, diese Entscheidung muss jemand bewusst getroffen haben und mich interessieren die Gründe. Außerdem wollte ich nach der wichtigen Rolle der Reservisten fragen, falls die Antwort über das bereits hier genannte hinausgehen würde. Also, wie genau diese aussieht.

Antwort: Das Heer stellt weiterhin ungediente Bewerber für die Laufbahn der Offiziere der Reserve im Truppendienst als Soldat auf Zeit für zwei oder drei Jahre ein. Weiterhin stellt das Heer auch ungediente Offiziere der Reserve als Seiteneinsteiger ein, vornehmlich für Spezialverwendungen.

Auch ungediente Bewerber für die Laufbahn der Feldwebel der Reserve werden eingestellt, wenn sie über eine für die vorgesehene Verwendung verwertbare Berufsausbildung (Meister/Fachkaufmann) verfügen.

Eine Einstellung in der Laufbahn der Fachunteroffiziere der Reserve oder zur Laufbahn der Feldwebel der Reserve gemäß § 22 Absatz 2 Soldatenlaufbahnverordnung (SLVSoldatenlaufbahnverordnung) hingegen steht nur gedienten Reservistinnen und Reservisten offen.

Interessenten können sich unter der folgenden Nummer an die Ansprechstelle für Reservistenanfragen im Bundesamt für Personalwesen wenden, Tel: 0800 724 6856. Unter dieser Hotline werden alle Fragen rund um notwendige Qualifikationen für alle Laufbahnen beantwortet. Die dortigen Ansprechpartner können auch die Frage beantworten, ob eine Bewerbung als Reservist möglich ist. Es wird immer eine Einzelfallentscheidung sein.

Zusätzlich stehen Ihnen auch die Feldwebel für Reservisten in den jeweiligen Landeskommandos als Ansprechstelle zur Verfügung. Die jeweiligen Ansprechpartner können Sie unter der oben angegebenen Telefonnummer erfragen.

Zu den Minimalvoraussetzungen eines jeden Bewerbers gehören folgende Punkte:

  • Alter: mindestens 17 Jahre
  • Vollzeitschulpflicht absolviert
  • deutsche Staatsbürgerschaft

Frage: Inwiefern gibt es Konzepte, auch nicht beorderte Reservisten wieder stärker in den täglichen Dienst der Bundeswehr miteinzubeziehen? Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es für Reserveoffiziere des Heeres und über welche Stellen werden diese beantragt?

Antwort: Das Heer erstellt derzeit das Konzept der Reserve des Heeres als Umsetzungsdokument der Strategie der Reserve, in dem der Verband der Reservisten der Bundeswehr als Träger der beorderungsunabhängigen Reservistenarbeit aktiv mit eingebunden ist. Unser Ziel und unsere Absicht ist es, geeignete und qualifizierte Reservistendienstleistende für eine Beorderung im Heer zu gewinnen.

Antwort zur 2. Frage: Hierzu gibt es ein vielfältiges Angebot sowohl von der Bundeswehr, zum Beispiel das Modulangebot an der Führungsakademie (Internetseite der Führungsakademie unter dem Bereich „Service“), das aber nur Stabsoffizieren vorbehalten ist, als auch seitens des Verbandes der Reservisten der Bundeswehr wie zum Beispiel Taktikausbildung für Reserveoffiziere (https://www.reservistenverband.de/angebot). Weiterhin rate ich jedem Reserveoffizier, dass er, wenn er in einer Wehrdienstleistung ist, sich aktiv an den Offizier- und Unteroffizierweiterbildungen seines Beorderungstruppenteils einbringt. Beantragen müssen Sie das über Ihren Beorderungstruppenteil.

Frage: Ich versuche seit mehreren Monaten bereits, einen Truppenteil für eine Reservedienstleistung zu finden. Nach dutzenden Telefonaten mit meinem ehemaligen Truppenteil, Bundesamt für Personalwesen, Karrierecenter und Landeskommando habe ich immer noch keine einzige Option als ehemaliger SaZSoldatinnen und Soldaten auf Zeit. Ich dachte, der Bedarf an Reservisten wäre so hoch? Den Eindruck macht es nicht, da einem nur Steine in den Weg gelegt werden. Warum gibt es dafür keine zentrale Ansprechstelle? Wie an vielen Stellen steht die Bundeswehr sich mit ihrer Bürokratie hier selbst im Weg.

Antwort:

Bitte wenden Sie sich an:

Kompetenzzentrum für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr
 
E-Mail: SKAKompZResAngelBwDezResArb@bundeswehr.org

Internet: Kompetenzzentrum für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr

Ansprechstelle für Reservistenanfragen:  0800 724 6856

   

Frage: Die bürokratischen Wege in der Bundeswehr sind sehr lang, gerade in der Reserve. So stellt sich das Problem, dass viele, die dienen wollen, ewig auf Dokumente warten müssen oder im Fall der Reserve gezwungen sind, hinter ihrer Beorderung her telefonieren zu müssen. Gibt es Pläne, diese Wege zu verkürzen oder zu vereinfachen?

Antwort: Ja, denn in der Strategie der Reserve ist die Anpassung und Stärkung des Wehrersatzwesens vorgesehen. Die Ausführungsbestimmungen sind in der Erarbeitung. Bitte haben Sie noch ein wenig Geduld.

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