Virtueller Gebirgskampf in Wildflecken
Virtueller Gebirgskampf in Wildflecken
- Datum:
- Ort:
- Wildflecken
- Lesedauer:
- 3 MIN
Während der Übung Edelweiß trainiert die Gebirgsjägerbrigade 23 die Planung und Umsetzung eines „Angriffs im Hochgebirge“ – simuliert an Bildschirmen. Die Übung im Gefechtssimulationszentrum Heer im bayerischen Wildflecken ist in ein Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung eingebettet.
Bei Edelweiß 2022 steht der originäre Auftrag der Gebirgssoldaten im Vordergrund: der Kampf im schwierigen Gelände und im Hochgebirge bei extremen Wetterbedingungen. Das Gefecht erfolgt ohne Volltruppe, das bedeutet, dass keine Truppen mit Ausrüstung, Fahrzeugen und weiterem Material real üben. Es sind vielmehr die Soldatinnen und Soldaten der Planungsstäbe der beteiligten Bataillone und der Brigade, die am Computer, konkret im Großglocknermassiv, simulierte taktische Aufgabenstellungen zu lösen haben. Hierzu verwendet die Gebirgsjägerbrigade 23 ein fiktives Szenario des österreichischen Bundesheeres, das an eigene Belange angepasst wurde. Die Bataillone müssen, an die sich verändernde Lage angepasst, fortwährend Entscheidungen zu ihren Truppenbewegungen treffen. Am Computer werden die Truppenbewegungen dann durch Soldaten virtuell eingetragen und ihre Entscheidungen im simulierten Gefecht auf die Probe gestellt.
„Die Übungslage bezieht sich nicht konkret auf die Ukrainekrise, sie stand bereits wesentlich früher fest. Dennoch haben geopolitische Entwicklungen der letzten Jahre den Fokus vieler Übungen verstärkt auf die Landes- und Bündnisverteidigung gelegt“, so Oberstleutnant Michael Andritzky, Chef des Stabes der Gebirgsjägerbrigade 23. Die praktischen Erfahrungen sammelten die Verbände der Brigade zum Beispiel in Nordnorwegen bei den Übungen Eiskristall 22 und Cold Response 22 in einer unwirtlichen Umgebung. Daran anknüpfend nun die simulationsgestützte Brigadegefechtsübung Edelweiß, denn „den höchsten Einsatz- und Gefechtswert hat diese Brigade im Hochgebirge“, so Andritzky.
Ohne Versorgung läuft nichts
Ein Novum ist nicht nur, dass die Übung im originären Gebiet der Gebirgsjägerbrigade 23 stattfindet, auch die kampfunterstützenden Truppen wie Gebirgsversorger, -aufklärer und -pioniere werden aktiv mit eingebunden. In früheren Simulationen ging es überwiegend nur um taktische Abläufe, die Versorgung war quasi automatisch. Gerade der Krieg in der Ukraine zeigt jedoch, dass ohne eine funktionierende Kette in der Logistik, die stärksten Panzer, die motiviertesten Soldaten oder die effektivsten Waffen keinen Wert haben, wenn Treibstoff, Munition und Nahrung die Truppe erst gar nicht erreichen.
Dass die Versorgung im Hochgebirge wesentlich anspruchsvoller ist als beispielsweise in der Ebene, war der Brigadeführung von Anfang an klar. „Die Logistik beziehungsweise der Einsatz einsatzunterstützender Einheiten wurde von Anfang an neben der taktischen Lage geplant und miteinander verwoben. Die Landes- und Bündnisverteidigung stellt gänzlich andere Ansprüche als ein vergleichsweise weniger komplexes Einsatzszenario“, so Oberstleutnant Manuel Goldschmitt, Leiter der Abteilung Logistik im Stab der Gebirgsjägerbrigade 23. „Rucksacklogistik ist hier der Schlüssel. Das heißt, dass die Soldaten im Zweifel bis hoch zum Gipfel müssen, um Nachschub zu den Infanteristen zu bringen“, so Goldschmitt weiter.
Tragtiere transportieren Verwundete
In Echtzeit wird der Verbrauch von Treibstoff, Munition und Nahrung parallel zum simulierten Gefecht „abgerechnet“: Die einsatzunterstützenden Kräfte tragen dafür Sorge, dass die benötigten Betriebsstoffe sowie anderes Material rechtzeitig und ausreichend zu den Gebirgsjägern transportiert werden. Jede Verzögerung oder Ausfall hätte zur Folge, dass der Feind im schlimmsten Fall die Oberhand gewinnen könnte. Dies gilt es, zu vermeiden.
Neben den Soldaten des Gebirgsversorgungsbataillons 8 sind auch Kräfte aus dem Einsatz- und Ausbildungszentrum für Gebirgstragtierwesen 230 mit ihren simulierten Tragtieren dabei. Aufgrund ihrer hohen Tragfähigkeit werden die Tiere neben dem Transport dringend benötigter Güter auch zum Transport verwundeter oder gefallener Soldaten eingesetzt. „Generell ist davon auszugehen, dass in einem Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung die Verluste höher sind. Die Frage, was mit einer großen Zahl Verwundeter oder Gefallener passiert, ist ebenfalls ein Punkt, der hier eine Rolle spielt“, so Goldschmitt.