Luftwaffe
Bündnisverteidigung

Ein Jahr VJTFVery High Readiness Joint Task Force Die NATO Response Force ist wichtiger denn je

Ein Jahr VJTFVery High Readiness Joint Task Force Die NATO Response Force ist wichtiger denn je

Datum:
Ort:
Kalkar
Lesedauer:
4 MIN

Der multinationale Luftwaffengefechtsstand, das Joint Forces Air Component Headquarters (JFACJoint Forces Air Component HQHeadquarters), war mit seinen vielfältigen Unterstützungselementen am Niederrhein bis Januar 2024 für insgesamt ein Jahr in Bereitschaft für einen eventuellen NATO-Einsatz.

Eine Collage mit Flugzeugen und Bodenpersonal in der Mitte das Wappen NRF, Air Defender und RWO.

Ein forderndes, aber zugleich auch hoch erfolgreiches Jahr für den Kalkarer Gefechtstand

Bundeswehr/Patrik Bransmöller

Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ) oder auch bekannt als „Speersitze der NATO Response Force (NRFNATO Response Force)“ – dahinter steckt eine Verpflichtung: Innerhalb von drei bis fünf Tagen müssen die Gefechtsstände und Einsatzkräfte, die der NATO für diesen herausfordernden Auftrag angezeigt wurden, einsatzbereit sein. Die VJTFVery High Readiness Joint Task Force ist Teil der NATO Response Force. Mit ihr kann die NATO schnell und flexibel auf sicherheitspolitische Entwicklungen reagieren. Die Luftwaffe stellt regelmäßig Kräfte bereit und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung. In diesem Kontext kam letztes Jahr dem Zentrum Luftoperation eine besondere Bedeutung zu. 

Zwei Jahre lang hatte sich der für das Planen und Durchführen von Luftkriegsoperationen zuständige Gefechtsstand in Kalkar, das Joint Forces Air Component Headquarters (JFACJoint Forces Air Component HQHeadquarters), hierfür qualifizieren müssen, um die Zertifizierung der NATO zu erhalten. Im Januar 2023 wurde die Verantwortung mit einem Antreten in der von-Seydlitz-Kaserne in Kalkar durch den Kommandeur des Zentrum Luftoperationen, Generalleutnant Thorsten Poschwatta, übernommen. Damals schwor der General seine Soldatinnen und Soldaten auf die bevorstehende Bereitschaftszeit ein, indem er von jedem einzelnen Soldaten hundertprozentige persönliche Vorbereitung auf einen realen Einsatz verlangte: „Zeitenwende bedeutet nicht nur 100 Milliarden für neue Ausrüstung“, betonte Generalleutnant Poschwatta vor einem Jahr.

Erste Bewährungsprobe: Air Defender 23

Die Übung Air Defender 23 – 250 Flugzeuge, fast 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 25 Ländern – war die größte Übung von NATO-Streitkräften und Verbündeten in der Geschichte der Luftwaffe. Mittendrin der Gefechtsstand des Zentrum Luftoperationen, das JFACJoint Forces Air Component HQHeadquarters (DEUEuropäische Union). Denn von Kalkar aus wurden die Einsätze der Luftfahrzeuge geplant und koordiniert, hier war das Kontrollzentrum, das Gehirn der Übung. 

Die unter deutscher Führung geplante und durchgeführte Übung war somit auch ein klares Zeichen deutscher Verantwortungsübernahme und Verteidigungsfähigkeit im Bündnis. Air Defender beinhaltete eine großangelegte Verlegung verbündeter Luftstreitkräfte nach Deutschland. Eine besondere logistische Herausforderung, denn ein großer Anteil – rund 100 Luftfahrzeuge der USUnited States-Air National Guard – mussten über den Atlantik nach Europa verlegt werden. 

Feldlandschaft aus der Vogelperspektive mit neun Flugzeugen in Formation.

Ein Airbus A400M mit der Sonderfolierung zu Air Defender 2023 fliegt gemeinsam mit USUnited States-amerikanischen Kampfjets, zwei F-15 und zwei F-35, zwei deutschen Eurofightern und zwei Tornados sowie einem USUnited States-amerikanischen Langstreckenbomber B-1 in Formation

Bundeswehr/Patrik Bransmöller

Tägliche Planung der NATO-Luftoperationen

„Die temporäre Übernahme dieses Einsatzauftrages für die NATO entspricht voll und ganz unserem Portfolio“, betonte Brigadegeneral Holger Radmann, Director JFACJoint Forces Air Component HQHeadquarters (DEUEuropäische Union) und Bereichsleiter Multinationale Führung im Zentrum Luftoperationen.

Die operative Führung der NATO-Luftoperationen in Europa lag vom September bis November 2023 ebenfalls am Niederrhein. Der Gefechtstand in Kalkar übernahm – erstmalig in der Geschichte der Allianz – die Führung vom NATO Allied Air Command (HQHeadquarters AIRCOM) in Ramstein, das sich in dieser Zeit gänzlich auf die Teilnahme an der Übung Steadfast Jupiter konzentrieren konnte.

Dabei wurden Tag für Tag die Luftoperationen der NATO, die sogenannten „Real World Operations“ (RWO), geplant, koordiniert und überwacht. Ob Flüge der Airborne Early Warning and Control System-Maschinen (AWACSAirborne Early Warning and Control System) aus Geilenkirchen, Betankungsmissionen oder natürlich auch Übungs- und Einsatzflüge der einzelnen Nationen – alles lief im Gefechtstand des JFACJoint Forces Air Component HQHeadquarters des Zentrums Luftoperationen zusammen. Brigadegeneral Radmann: „Die Übernahme dieser Aufgabe unterstreicht die wichtige Rolle Deutschlands in der Allianz und ist ein weiteres sichtbares Zeichen der Bündnissolidarität gegenüber unseren Partnern.“

Eine Boeing E-3A AWACS und zwei US-amerikanische Kampfjets F-16 fliegen gemeinsam in Formation.

Eine Boeing E-3 Sentry AWACSAirborne Early Warning and Control System und zwei USUnited States-amerikanische Kampfjets F-16 fliegen gemeinsam in Formation im Auftrag der Übung Air Defender 2023 über Norddeutschland

Bundeswehr/Presse- und Informationszentrum Luftwaffe

NRFNATO Response Force-Übergabe an Spanien

Die NRFNATO Response Force Standby-Phase endete nun nach einem Jahr. Am 30. Januar wurde der Staffelstab an die spanische Luftwaffe weitergereicht. Generalleutnant Poschwatta fasst zusammen: „Ich gratuliere meinem Stab, diese immense Aufgabe so reibungslos und hervorragend erfüllt zu haben. Wir haben bewiesen, dass wir bereit sind. Alle Missionen, die durch uns geplant, koordiniert und durchgeführt wurden, unterstreichen die Stärke des Bündnisses und zeigen, dass wir zu jeder Zeit in der Lage sind das NATO-Territorium zu verteidigen.“ 

Um in der Zukunft über eine kontinuierliche Kaltstartfähigkeit sowie längere Durchhaltefähigkeit im Falle eines auftretenden Konfliktes zu verfügen, wird das Zentrum Luftoperationen im Jahr 2024 weiterentwickelt, um den Herausforderungen der „Zeitenwende“ Rechnung zu tragen. 

von Philippe Stupp  E-Mail schreiben