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Luftwaffe
Sicherheit im All

Weltraumschutz – Unverzichtbar für eine Gesellschaft in Sicherheit

Landes- und Bündnisverteidigung
Datum:
Ort:
Uedem
Lesedauer:
4 MIN

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Fast 12.000 Satelliten sichern heute unseren Alltag – von Kommunikation und Navigation bis zu Finanzströmen und Energieversorgung. Doch diese Abhängigkeit macht Staaten und Gesellschaft verwundbar. Der Krieg gegen die Ukraine zeigt: Wer den Weltraum stört oder angreift, gefährdet direkt unsere Sicherheit und Handlungsfähigkeit.

Über die Schulter eines Uniformierten hängt ein Satellitenmodell an der Decke einer Halle.

Satelliten wie dieser, als Modell auf der ILAInternationale Luft- und Raumfahrtausstellung 2022, sind für das gesellschaftliche Leben auf der Erde nicht mehr wegzudenken.

Bundeswehr/Christian Timmig

„Satellitennetzwerke sind die Achillesferse moderner Gesellschaften.“ Mit diesem Satz machte Verteidigungsminister Boris Pistorius deutlich, wie verletzlich moderne Staaten im All geworden sind. „Wer Satelliten angreift, greift nicht nur die Technik an – er greift das Fundament unseres modernen Lebens an.“ Weltraumsicherheit ist deshalb nicht nur eine militärische Frage, sondern ein gesamtgesellschaftliches Anliegen.

Die Abhängigkeit von Satelliten geht weit über Navigationssysteme in Smartphones und Autos hinaus. Moderne Gesellschaften sind auf sie angewiesen, um ganze Infrastrukturen am Laufen zu halten – von der Strom- und Wasserversorgung über Transport und Logistik bis zu Finanzsystemen und internationaler Kommunikation. Ein Ausfall oder Angriff im Orbit hätte unmittelbare Folgen. Störungen in Kommunikationsnetzen könnten Wirtschaft und Verwaltung lahmlegen, Beeinträchtigungen in der Navigation unterbrechen Lieferketten und Transportwege und der Verlust satellitengestützter Zeitsignale würde die Stabilität der Energieversorgung gefährden.

Lehren aus der Ukraine

Wie ernst diese Gefahr ist, zeigen die Erfahrungen aus dem Krieg gegen die Ukraine. Bereits in den ersten Stunden des russischen Angriffs 2022 wurde das Satellitenkommunikationssystem KA-Sat durch eine Cyberattacke lahmgelegt – mit Folgen nicht nur für die ukrainischen Streitkräfte, sondern auch für zivile Netze in mehreren europäischen Ländern. Außerdem setzen russische Streitkräfte seitdem systematisch Störsender gegen GPSGlobal Positioning System- und Kommunikationssatelliten ein.

Die Ukraine konnte sich nur deshalb behaupten, weil westliche Partner kurzfristig kommerzielle Satellitendienste bereitstellten – etwa hochauflösende Satellitenbilder oder breitbandige Kommunikationssysteme. Gleichzeitig zeigte sich, wie politisch sensibel solche Abhängigkeiten sind: Als die Nutzung eines Systems zur Steuerung von Drohnen untersagt wurde, hatte dies unmittelbare Folgen auf dem Gefechtsfeld.

Die Lehre daraus: Weltraumabhängigkeit ist längst eine strategische Frage. Wer den Zugang zum Weltraum kontrolliert, beeinflusst direkt die Handlungsfähigkeit von Staaten und Streitkräften.

Weltraum in der Landes- und Bündnisverteidigung

Auch für Deutschland und die NATONorth Atlantic Treaty Organization gilt: Im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung muss mit Angriffen auf weltraumgestützte Systeme gerechnet werden. Dazu gehören nicht nur Cyberattacken und elektronische Störungen, sondern auch physische Bedrohungen – wie Sabotage an Bodenstationen oder der Einsatz von co-orbitalen Satelliten, die andere Systeme ausspähen oder angreifen können. Die Folgen wären weitreichend: Einschränkungen bei Navigation, Aufklärung und Kommunikation könnten den Verlust der digitalen Führungsfähigkeit bedeuten. Damit würde die Fähigkeit zu Multi-Domain Operations – also dem vernetzten Agieren von Land-, Luft-, See- und Cyberkräften – massiv eingeschränkt.

Russland und China haben ihre Fähigkeiten zur Weltraumkriegsführung rasant ausgebaut. Pistorius warnte, beide Staaten hätten längst die „strategischen Hügel“ im All besetzt – mit unmittelbaren Folgen für die Sicherheit Europas.

Deutschland zieht daraus Konsequenzen. Bis 2030 sollen rund 35 Milliarden Euro in Weltraumprojekte und eine Sicherheitsarchitektur im All investiert werden. Ziel ist es, die Resilienz weltraumgestützter Systeme zu erhöhen und die Handlungsfähigkeit Deutschlands und seiner Partner auch in Krisen und Konflikten abzusichern.

Rolle der Luftwaffe und des Weltraumkommandos

Um den wachsenden Bedrohungen im Orbit zu begegnen, wurde 2021 das Weltraumkommando der Bundeswehr in Uedem aufgestellt. Es ist organisatorisch der Luftwaffe zugeordnet und für die militärische Gesamtkoordination in der Dimension Weltraum verantwortlich. Im Einsatzfall agiert es als „Space Component Command“ unter Führung des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr und in enger multinationaler Einbindung.

Zu den Kernaufgaben gehören die Überwachung der Lage im Orbit, die Analyse potenzieller Bedrohungen sowie die Planung und Führung militärischer Weltraumoperationen.

Die Verantwortung der Luftwaffe reicht damit über zwei Dimensionen – vom Boden bis in den Orbit. Weltraumnutzung ist nicht nur eine Unterstützungsleistung, sondern ein eigenständiger operationeller Bereich, gleichberechtigt neben Land, Luft, See sowie Cyber- und Informationsraum.

Eine Animation des Planeten Erde, die von Satelliten umkreist wird. Im Hintergrund die Sonne.

Der Schutz von Satelliten und orbitaler Infrastruktur ist Voraussetzung für Kommunikation, Navigation und militärische Handlungsfähigkeit. Und damit auch für die Sicherheit Deutschlands.

ESA

Das Weltraumkommando entwickelt dafür Schutz- und Verteidigungsmaßnahmen – folgt aber zugleich der politischen Vorgabe, Deutschland im All nicht nur abschreckungsfähig, sondern auch wehrhaft aufzustellen. Pistorius betonte, dass dazu neben Resilienz auch Offensivfähigkeiten notwendig sind. Zudem kündigte er an, im Weltraumkommando ein militärisches Satelliten-Betriebszentrum einzurichten, um die volle Kontrolle über bundeswehreigene Systeme zu sichern.

Zugleich gilt: Kein Staat kann die Herausforderungen im Weltraum allein bewältigen. Das Weltraumkommando arbeitet daher eng mit internationalen Partnern und der NATONorth Atlantic Treaty Organization zusammen. Initiativen wie die Combined Space Operations (CSpOCombined Space Operations) oder die USUnited States-geführte Operation Olympic Defender (OODOperation Olympic Defender) schaffen gemeinsame Lagebilder, abgestimmte Verfahren und komplementäre Fähigkeiten. Gerade im Weltraum ist Zusammenarbeit keine Option, sondern Voraussetzung für wirksame Verteidigung.

JAPCCJoint Air Power Competence Centre-Konferenz als Forum

Die JAPCCJoint Air Power Competence Centre-Konferenz 2025 in Essen griff diese Aspekte auf. Das Joint Air Power Competence Centre ist ein Kompetenzzentrum der NATONorth Atlantic Treaty Organization für Luftstreitkräfte und den Operationsraum Weltraum. Die Jahrestagung brachte militärische und zivile Expertinnen und Experten aus aller Welt zusammen, um über die sicherheitspolitische und gesellschaftliche Bedeutung des Weltraums zu diskutieren. Im Mittelpunkt standen Fragen der Resilienz, der multinationalen Zusammenarbeit und der Integration von Weltraumfähigkeiten in das Gesamtspektrum moderner Verteidigung.

Klar ist: Ohne den Weltraum funktioniert unsere Gesellschaft nicht mehr. Und ohne weltraumgestützte Fähigkeiten ist eine kriegstüchtige Bundeswehr nicht denkbar.

von Gian-Luca Omari

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