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Erster Großeinsatz des SARSearch and Rescue-Hubschraubers Sea Lion

Erster Großeinsatz des SARSearch and Rescue-Hubschraubers Sea Lion

Datum:
Ort:
Rostock
Lesedauer:
4 MIN

Drei neue Mehrzweckhubschrauber vom Typ NHNATO-Helicopter-90 NTHNaval Transport Helicopter haben am 24. Oktober erstmals bei einer großen Seenotrettung in der Nordsee geholfen, zusammen mit ihrem Vorgängermodell Sea King Mk41. Darüber hinaus haben Marineflieger mit einem Aufklärungsflugzeug DO 228LM den Seeraum nach Vermissten abgesucht.

Ein hellgrauer Hubschrauber in der Luft.

Seit Juli diesen Jahres unterstützt der neue Marinehubschrauber NHNATO-Helicopter-90 NTHNaval Transport Helicopter Sea Lion den SARSearch and Rescue-Dienst an der Nord- und Ostseeküste

Bundeswehr/Julia Kelm

Circa um fünf Uhr morgens am Dienstag sind südwestlich der Insel Helgoland bei Dunkelheit und schwerem Wetter mit bis zu drei Meter Wellen die Frachter „Polesie“ und „Verity“ kollidiert. Die kleinere, unter britischer Flagge fahrende „Verity“ ist dabei gesunken.

Zuerst am Ort der Kollision waren ein Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) aus Helgoland und ein Hubschrauber vom Typ NHNATO-Helicopter-90 NTHNaval Transport Helicopter Sea Lion der Marine. Um halb sechs Uhr morgens alarmiert, war der Helikopter von der Marinefliegerbasis Nordholz gestartet. 

Schnell kamen weitere Sea Lion und Sea King hinzu. Im Laufe des Tages waren insgesamt drei NHNATO-Helicopter-90 NTHNaval Transport Helicopter und zwei Sea King Mk41 in einem Wechselverfahren im Einsatz; zeitweise flogen damit drei Marinehubschrauber gleichzeitig über der Unglückstelle beziehungsweise dem Suchgebiet. Die beiden Typen von Mehrzweckhubschraubern befinden sich seit Juli dieses Jahres in einem Parallelbetrieb für den Rettungsdienst SARSearch and Rescue über Ost- und Nordsee. 

„Wir waren um viertel nach sechs vor Ort“, berichtet NHNATO-Helicopter-90-Pilot Fregattenkapitän Jan H. „Mit Hilfe unserer Nachtsichtbrillen haben wir recht schnell einen der Schiffbrüchigen gefunden und ihn mit dem Netz an Bord gewinscht. Er hat echt Glück gehabt.“ Den unterkühlten Seemann hat der Marinehubschrauber anschließend sofort an Land zur medizinischen Versorgung gebracht.

Fünf Marinehubschrauber über 24 Flugstunden im Rettungs- und Sucheinsatz

Eine grüne, schlängelnde Linie auf einem Computermonitor.

Die beteiligten Helikopter mussten hunderte Quadratmeilen Seegebiet absuchen. Hier ein Suchmuster auf der Konsole des Operateurs in der Kabine eines der beteiligten Sea-Lion-Hubschrauber

Bundeswehr

Die drei NHNATO-Helicopter-90 waren zusammen rund 18 Flugstunden im Einsatz. Das ist seit der Indienststellung des Helikoptertyps bei der Marine sein erster großer Rettungseinsatz. Die beiden Sea King waren zusätzlich knapp 10 Stunden in der Luft. Währenddessen tankten die Hubschrauber auch auf der Bereitschaftsstation in Helgoland nach.

Die Marine hält für Seenoteinsätze twenty-four-seven mindestens einen Hubschrauber an Nord- und Ostsee in Alarmbereitschaft, um im Seenotrettungsfall zu unterstützen“, erklärt der Kommandeur des Marinefliegerkommandos, Kapitän zur See Broder Nielsen. Die SARSearch and Rescue-Besatzungen des Marinefliegergeschwaders 5 übten ständig Suche und Rettung von Schiffbrüchigen auf See, immer gemeinsam mit zivilen Seenotrettungsorganisationen.

Das Havariekommando in Cuxhaven hatte die Gesamtleitung der Aktion inne, während die von der DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger betriebene Rettungsleitstelle See in Bremen die Maßnahmen aller Beteiligten koordinierte. Dazu gehörten am 24. Oktober neben den Marinefliegern mehrere Schiffe der DGzRSDeutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger selbst und von Behörden sowie ein Bundespolizei-Hubschrauber. Hinzu kam ein Kreuzfahrtschiff, das in der Nähe des Kollisionsorts unterwegs gewesen war.

Ein kleines weiß-hellorangenes Schiff und ein grauer Hubschrauber in See.

Wichtige Unterstützung im Rettungseinsatz: Ein SARSearch and Rescue-Hubschrauber der Marine bringt Notfallsanitäter auf den Seenotrettungskreuzer „Hermann Marwede“. Das Schiff diente als Einsatzleitung vor Ort.

Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie/Kai Twest

„Eine besondere Fähigkeit, die die Marineflieger von den meisten zivilen Rettungsfliegern abhebt, ist die Einsatzfähigkeit bei Nacht und bei extrem schlechtem Wetter“, führt Nielsen aus. Die Wetterlage hatte sich tagsüber leicht verbessert, war aber abends mit erneut drei Meter Wellenhöhe und Regen wieder schlechter geworden. 

Die Hubschrauber sind mit hochauflösenden Kameras und anderen Sensoren ausgerüstet, mit denen man die Wasseroberfläche systematisch nach Vermissten absuchen kann“, erläutert der Marinefliegerkommandeur. Der Sea Lion verfügt für diesen Zweck über ein Seeraumüberwachungsradar, der 360 Grad abdeckt, sowie einen kombinierten Video- und Infrarotsensor unter dem vorderen Rumpf.

Eine Bewährungsprobe für den neuen Marinehubschrauber

Pilot Jan H. gehört zu den Marinefliegern, die den Sea Lion bei seiner Einführung mit übernommen haben. Vorher war er den Sea King geflogen. Er berichtet, dass der akute Rettungseinsatz ihm bewiesen habe, welche Steigerung der Leistungsfähigkeit, neben den moderneren Sensoren, der neue Marine-Mehrzweckhubschrauber mit sich gebracht habe. „Die Performance ist im Vergleich zum Sea King deutlich besser“, sagt er. „So konnten wir zum Beispiel schneller am Einsatzort sein, und der bessere Autopilot ist gerade bei schlechtem Wetter eine große Hilfe.“

Zurzeit arbeiten der neu in die Flotte eingeführte NHNATO-Helicopter-90 NTHNaval Transport Helicopter Sea Lion mit dem bewährten, älteren Sea King Mk41 als Reserve im Rettungsdienst noch zusammen. Ziel dieses temporären Doppelbetriebs ist, dass der Sea Lion nächstes Jahr den SARSearch and Rescue-Dienst der Marine komplett übernimmt. Der Sea King wird dann nach rund fünfzig Jahren bei der Bundeswehr außer Dienst gestellt.

Mehrere Schiffe bei Nacht in See beleuchten die Wasseroberfläche mit Scheinwerfern.

Der Suchverband der Seenotretter in der Deutschen Bucht, spätabends am Dienstag, aufgenommen von Bord der „Hermann Marwede“. Das Wetter verschlechterte sich in der Nacht zum 25. Oktober wieder zusehends.

Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger

Von der siebenköpfigen Mannschaft des gesunkenen Massengutfrachters „Verity“ konnten die Seenotretter zwei Mitglieder lebend und eines tot bergen. Vier weitere Seeleute gelten aktuell weiter als vermisst. Die Suche nach ihnen wurde um elf Uhr nachts, auch wegen der schlechten Wetterlage, beendet. Die „Polesie“ konnte trotz Schadens einen sicheren Hafen erreichen, ihre Besatzung blieb unverletzt.

Ebenfalls im Einsatzgebiet war eines von zwei Flugzeugen des Typs DO 228LM. Die Maschinen gehören dem Bundesverkehrsministerium, die Marineflieger betreiben sie in dessen Auftrag. Die DO 228LM dienen eigentlich dazu, Umweltverschmutzungen in See aufzuspüren, aber ihre Kameras eignen sich ebenso dazu, auf der Meeresoberfläche nach Schiffsbrüchigen zu suchen. Der Öljäger unterstützte die Suche für rund sechs Stunden.
 

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