Mehrbesatzungsmodell: „Mein Schiff“ auf Zeit
Die Marine hat mehr Besatzungen als Schiffe – die Crews wechseln sich im Dienst auf See und im Einsatz regelmäßig ab.
Insbesondere die Generation junger Soldatinnen und Soldaten ist jene, die für die Flotte durch die neuen Fregatten der Klasse F125 geprägt werden. Am Beispiel des Bordpraktikums für die Offizieranwärter der Crew VII/21 bei der F125-Besatzung Alpha zeichnet sich dies deutlich ab.
Die Fregatte „Sachsen-Anhalt“ im November 2021 vor der Küste Nordnorwegens
Bundeswehr/Maria SchmidtFür Offizieranwärterin, und Vordienstzeitlerin auf einem Minenjagdboot, Hauptgefreiter (OAOffiziersanwärter) V. Rackwitz steht die Teilnahme am Bordpraktikum der Fregatte „Sachsen-Anhalt“ sinnbildlich für den eigenen Werdegang. Wo sich die Schiffe der Klasse F125 noch am Anfang ihres „Werdeganges“ befinden, stehen auch die Offizieranwärter am gleichen Wegpunkt.
Sie sind stolz darauf, ihre ersten Erfahrungen auf einem neuen System zu sammeln, an dessen Weiterentwicklung und Reifung sie partizipieren können und Teil davon werden. Dadurch konnten sie eine besonders nachhaltige Verbundenheit zu Schiff und Seefahrt aufbauen. „So mancher Offizieranwärter äußerte sogar den Wunsch, noch länger mit der Alpha fahren zu wollen, anstatt in den nächsten Teil der Offizierausbildung, die infanteristische Basis, überzugehen“, so Rackwitz.
Doch nicht nur Offizieranwärter, sondern alle jungen Soldatinnen und Soldaten, die an Bord der F125er zur See fahren, haben die einmalige Chance, Teil einer neuen Ära zu werden. Mit dieser Klasse werden sie noch in den nächsten Jahrzehnten intensive Berührungspunkte erhalten. Gerade jetzt in diesem frühen Stadium hat jeder über alle Dienstgradgruppen hinweg die Möglichkeit, Impulse zur Weiterentwicklung des Systems zu setzen und dadurch die modernste Generation Schiff mit- und besser zu gestalten.
Paxisausbildung auf der „Sachsen-Anhalt“: ein Offizieranwärter an einem Peildiopter
Bundeswehr/Maria Schmidt
Die Fregatte „Sachsen-Anhalt“ vor dem Hafen Narvik nördlich des Polarkreises
Bundeswehr/Maria Schmidt
Polarlichter über dem Andfjord in Nordnorwegen
Bundeswehr/Maria SchmidtKapitänleutnant Fabio Nilgen, Erster Schiffsversorgungsoffizier der F125-Besatzung Alpha, ist zuvor als Decksoffizier an Bord der Vorgängergeneration F124 zur See gefahren. „Der Techniksprung ist sichtbar, die besseren Lebensumstände spürbar“, fasst Nilgen zusammen. Obgleich noch in der Aufbauphase, für seinen Hauptabschnitt ist mit Einzug von SAP eine deutlich effizientere Arbeitsweise möglich. Das Kerngeschäft als solches hat sich nicht verändert und auch die Verteilung der Arbeitslast ist unverändert.
Gleichwohl stellt er klar, sei dies nicht allgemeingültig für alle Hauptabschnitte. Das heißt, bedingt durch einen modernen Stand der Technik und vermehrter Automation ist die Besatzung im Vergleich zu den Vorgängerklassen geschrumpft. Nilgen betont: „Das Mindset ‚Think Ship‘ ist daher bei der Klasse F125 umso wichtiger.“ Die weiterhin bestehenden „händischen Aufgaben“ verteilen sich auf weniger Leute.
„Wie bei allen neuen Dingen schütteln sich auch die Besatzungen und finden fortwährend neue Möglichkeiten, wie System- und Arbeitsprozesse unter den zu Verfügung stehenden Ressourcen optimiert werden können. Wir alle haben die Möglichkeit, die Schiffe der Klasse F125 noch besser zu machen, denn diese Klasse bietet enormes Potenzial, was sich vor allem während der letzten Seefahrtsvorhaben der Besatzung Alpha deutlich bewiesen hat “, stellt Nilgen für sich fest.
von Julia Haberichter E-Mail schreiben