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Fregatte „Lübeck“: Auslaufen zum Finale

Fregatte „Lübeck“: Auslaufen zum Finale

Datum:
Ort:
Wilhelmshaven
Lesedauer:
4 MIN

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Gut vorbereitet hat das Schiff am 17. Januar den Heimathafen Richtung Ägäis verlassen. „Lucky Lübeck“ ist zum letzten Mal auf Einsatzfahrt.

Ein graues Kriegsschiff auf dem Wasser hinter einem steinernem Kai; darauf mehrere Winkende im Vordergrund.

Ein letzter Abschied: die „Lübeck“ beim Auslaufen aus Wilhelmshaven

Bundeswehr/Kim Couling

Die Fregatte „Lübeck“ hat bereits 32 Dienstjahre und unzählige Seemeilen hinter sich. Die Schiffe der Klasse F122 sind seit den 1990er Jahren die „Arbeitspferde“ der Marine. Getreu diesem Motto ging es für die Besatzung hinaus zu ihrer letzten Seefahrt in den Einsatz, die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Aktivität im östlichen Mittelmeer.

„Meine Besatzung und ich kehren nach vier Monaten in der Heimat nun wieder in die Ägäis zurück“, sagt der Kommandant, Fregattenkapitän Kai Röckel. „Zu Hause konnten wir umfassende Instandsetzungen und Prüfungen meistern und sind so nun wieder bestmöglich für unseren bevorstehenden Einsatz vorbereitet.“

Eine Doppelaufgabe im Mittelmeer

Angekommen im Seegebiet zwischen Griechenland und Türkei wird das Schiff Teil der Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Maritime Group 2 (SNMG2), wie auch schon vergangenes Jahr bis zum September. Die Besatzung erwartet eine enge Zusammenarbeit mit der türkischen und griechischen Küstenwache sowie der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache (FRONTEX). Hauptaufgabe der Fregatte wird die Überwachung des Seeraums sein.

Portraitbild eines Marinesoldaten in blauer Arbeitsuniform.

Fregattenkapitän Kai Röckel, Kommandant der Fregatte „Lübeck“

Bundeswehr/Leon Rodewald

Mit der „Lübeck“ beteiligt sich die Marine ebenfalls an der multinationalen Schnellen Eingreiftruppe des Atlantikbündnisses, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force ), als wichtigen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung. Mit der VJTFVery High Readiness Joint Task Force kann die NATONorth Atlantic Treaty Organization schnell und flexibel auf sicherheitspolitische Entwicklungen reagieren, indem die zu ihr gehörenden Einheiten innerhalb von 48 bis 72 Stunden verlegt werden können – unter ihnen auch die „Lübeck“.

Im Frühsommer schließlich wird das Schiff zurückkehren. „Mit Einlaufen im Juni werden wir innerhalb zwölf Monaten voraussichtlich acht Monate unter Corona-Bedingungen, also ohne Landgang, zur See gefahren sein. Das ist für alle eine hohe Belastung“, blickt Röckel voraus. „Mit der nötigen Professionalität und der Motivation meiner Besatzung wird die ‚Lucky Lübeck‘ aber auch den geplant letzten Einsatz ihrer 32-jährigen Dienstzeit bewältigen.“

Ein letztes Mal letzte Vorbereitungen

Ein graues Kriegsschiff in See.

Die „Lübeck“ trägt den Spitznamen „Lucky Lübeck“ – weil ihre Besatzungen bei der Einsatzausbildung praktisch immer Bestnoten eingefahren haben.

Bundeswehr/Leon Rodewald

Bereits zum vierten Mal geht es für die „Lübeck“ in den Ägäis-Einsatz. Die Auslaufvorbereitungen sind bei keinem Mal weniger geworden. „Insbesondere für die zusätzliche Aufgabe VJTFVery High Readiness Joint Task Force war es notwendig, die kurze Zeit im Heimathafen Wilhelmshaven so gut wie möglich zur Vorbereitung zu nutzen“, erklärt der Kommandant. „Vor dem Hintergrund der Entwicklungen in der Welt kann es leider jederzeit möglich sein, dass ein Einsatz der VJTFVery High Readiness Joint Task Force notwendig ist. Darauf sind wir materiell und mental vorbereitet.“

„Wenn man selbst in den Urlaub fährt, muss man auch einiges vorbereiten: Wo wird angehalten? Wo bekommt man Proviant her? Was gibt es im Ausland zu beachten? Und noch vieles mehr“, erklärt der Dritte Schiffsversorgungsoffizier, Oberleutnant zur See Arne Böse. Er steht mitten im regen Betrieb an Bord: Im Hubschrauber Hangar stapeln sich Kartons, die die Seeleute im Schiff verstauen, ein Kran hievt Paletten aufs Flugdeck. „Nur, dass wir uns keine Gedanken machen müssen, wo wir schlafen oder den Nachbarn bitten müssen unsere Blumen zu gießen“, scherzt Böse.

Ein Marinesoldat in einem dunkelblauen Pullover sitzt vor einem Laptop.

Oberleutnant zur See Arne Böse, Dritter Schiffsversorgungsoffizier, an seinem Arbeitsplatz

Bundeswehr/Kim Couling

Klingt beinahe banal, ist es aber keineswegs. Insbesondere die Hafenplanung bedarf gründlicher Vorbereitung. Böse führt aus: „Mit einem Kriegsschiff ist es keineswegs wie mit einer privaten Yacht. Wir können nicht einfach in irgendeinen Hafen im Ausland einlaufen. Dafür benötigen wir eine diplomatische Anmeldung. Wir in Deutschland würden das auch gerne vorher wissen und genehmigen, wenn beispielsweise eine chinesische Fregatte vorhat, im Hamburger Hafen Halt zu machen.“ Außerdem gelte es auch die Einreisebestimmungen der Auslandshäfen abzuklären, wie etwa Visa für diejenigen, die dienstbedingt an Land gehen müssen, Informationen über ihren Impfstatus und vieles mehr.

Vor dem Kommando „Leinen Los!“ noch viel zu bedenken

Dem aber nicht genug – vorher muss auch geklärt werden, ob die Fregatte „Lübeck“ überhaupt im jeweiligen Hafen versorgt werden kann. Dürfen Ersatzteile oder Material aus Deutschland dorthin geliefert werden? Welche Zoll- und sonstigen Einfuhrbestimmungen gibt es dafür? Welche Vorgaben gibt es für die Müllentsorgung?

Ein Marinesoldat in blauer Arbeitsuniform steht in einem Lagerraum mit Regalen.

Platz ist in der kleinsten Ecke: Beim Auslaufen sind die „Lasten“ genannten Lagerräume auf der Fregatte prall gefüllt.

Bundeswehr/Kim Couling

Auch zu klären ist, ob es eine medizinische Versorgung vor Ort gibt. Zwar haben die Schiffe der Marine ein eigenes Lazarett, das die Soldatinnen und Soldaten an Bord medizinisch versorgt. Doch während einer mehrmonatigen Reise ist es von Zeit zu Zeit auch notwendig auf einen Facharzt, wie beispielsweise einen Zahnarzt, zurückzugreifen.

„Insbesondere auch die Kraftstoff- und Betriebsmittelversorgung ist ein wichtiger Aspekt bei der Hafenplanung. In einigen Auslandshäfen wissen wir beispielsweise, dass der Schiffsdiesel unseren Qualitätsanforderungen nicht genügt“, sagt der Versorgungsoffizier.

Weiterhin müssten auch die Anschlüsse für die Betankung zueinander passen. Die Marine nutzt NATONorth Atlantic Treaty Organization-standardisierte Anschlüsse, die es aber nicht in jedem Auslandshafen gibt. „Man kennt das vielleicht von den unterschiedlichen Durchmessern der Zapfpistolen an der Tankstelle, die verhindern sollen, dass Dieselautos irrtümlich mit Benzin betankt werden“, erklärt Böse.

von Janine Pirrwitz  E-Mail schreiben

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