Invictus Games

„Alles, was jetzt kommt, ist für mich ein Bonus“

„Alles, was jetzt kommt, ist für mich ein Bonus“

Datum:
Ort:
Düsseldorf
Lesedauer:
3 MIN

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Routiniert und fokussiert kontert Kapitänleutnant Jörg Hinrichs die Bälle seines italienischen Gegners. Er spielt bei den Invictus Games in Düsseldorf im Tischtennis um den Einzug ins Finale. Den Trubel in der Halle blendet er aus. Seine Familie und die deutschen Fans feuern ihn an. 

Rollstuhl-Basketball

Neben Tischtennis und Schwimmen, spielt Hinrichs auch Rollstuhl-Basketball

Bundeswehr /Andreas Metka

Die Besonderheit an diesem Match, Hinrichs ist querschnittsgelähmt und sitzt im Rollstuhl. Bei den Invictus Games beweist er sich, dass er zurück im Leben ist.

„Ich bin froh, noch am Leben zu sein“

Nach einem Sturz vom Baum im Jahr 2021 ist der Kapitänleutnant auf einen Rollstuhl angewiesen. Trotz dieser Diagnose lässt sich der 41-Jährige nicht seine Lebensfreude nehmen. „Ich bin froh, noch am Leben zu sein“. Bei den Invictus Games 2023 in Düsseldorf nimmt er an den Sportarten Tischtennis, Rollstuhl-Basketball und Schwimmen teil. Die Familie, das Team und die Euphorie der Zuschauer tragen ihn durch die Invictus-Woche. Zusätzlich vertritt Hinrichs als Kapitän von „Team Germany“ seine Nation. „Es ist die größte Ehre, die ich vom Team bekommen konnte“, erzählt er im Interview.

Für den Familienvater hatte der Sport schon immer eine große Bedeutung. Vor dem Unfall spielte er hochklassig Handball. Jetzt hat der Sport eine noch größere Bedeutung. Der Sport bedeutet für ihn, zurück im Leben zu sein, Anschluss mit anderen Menschen zu finden. „Der Sport gibt mir ein Ziel, auf welches ich hintrainieren kann“.

Diese Botschaft verkünden auch die Invictus Games. Zum sechsten Mal findet das von Prinz Harry ins Leben gerufenen sportliche Event statt. Über 500 körperlich oder seelisch verwundete Soldaten aus 21 Nationen nehmen an den unterschiedlichsten Disziplinen bei den Invictus Games teil. Es geht aber nicht um sportlichen Erfolg oder um Medaillen, das verdeutlicht schon das Motto der Spiele „Home for Respect“. Viel mehr stehen Respekt, Sichtbarkeit und Zusammenhalt im Zentrum.

Sieht positiv in die Zukunft

Die Ärzte meinten, er hätte den Unfall eigentlich nicht überleben dürfen. Deshalb hat er die Querschnittslähmung akzeptiert und weiß, er hat weiterhin das Wichtigste in seinem Leben bei sich: seine Familie.

Diesen Optimismus loben viele Kameraden in seiner Einheit in Nordholz. Denn wenn Jörg Hinrichs nicht bei den Invictus Games in Düsseldorf teilnimmt, ist er Ausbilder für Drohnenpiloten für die Bundeswehr Eine Tätigkeit, welche er trotz der körperlichen Einschränkung mit viel Freude ausüben kann. Dies ist nur aufgrund der guten Kameradschaft möglich. „Sie haben mich nach dem Unfall wieder super aufgenommen und alles in ihrer Macht Stehende getan, um mir zu helfen“. Für Hinrichs ist es besonders wichtig, nicht auf seinen Rollstuhl reduziert zu werden. Deshalb leistet er wie seine Kameradinnen und Kameraden in Nordholz normal seinen Dienst. „Es macht keiner ein Unterschied. Ich bin Teil der Kameradengemeinschaft“ Diese Normalität und Selbstständigkeit merkt man dem 41-Jährigen zu jeder Zeit an. 

BAPersBwBundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr hilft beeinträchtigten Menschen

Damit alle körperlich und seelisch verwundeten Soldatinnen und Soldaten zurück ins Leben finden, hat das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr in der Abteilung VII eine zentrale Ansprechstelle für dieses Thema eingerichtet. Die „Zentrale Kontaktstelle“ (kurz: ZeKosZentrale Kontaktstelle für behinderte und schwerbehinderte Soldatinnen und Solda) bietet eine erste Anlaufstelle für alle Fragen rund um das Thema – egal ob betroffene Person oder Vorgesetzter.

Weg zurück ins Leben war hart

Der Weg zurück in die Normalität würde kein leichter werden, das war Jörg Hinrichs seit seiner Diagnose klar. „Es war erstmal ein Schock“, berichtet der Sportler. Nur auf Grund seiner starken Rückenmuskulatur hat er den Sturz überhaupt überlebt. „Alles, was jetzt noch kommt, ist für mich ein Bonus“. Besonders bemerkenswert ist, dass Hinrichs wieder Dinge erledigt, welche die Ärzte nie für möglich gehalten haben. Auf seinem großen Grundstück hackt und sägt er gerne wieder Holz – wie damals.

Die Öffentlichkeit bei den Invitus Games sucht der Kapitän des deutschen Teams nicht, um berühmt zu werden. Er möchte mit seiner Geschichte andere Menschen motivieren, – egal ob beeinträchtigt oder nicht. Er will zeigen, jeder kann mutig sein und sich mehr zutrauen als andere Menschen denken, unabhängig von seiner Lebenssituation. Das ist seine Botschaft. Aus diesem Grund tritt er auch bei den Invictus Games an.

Am Ende belegte Hinrichs bei seinem Tischtenniswettkampf den zweiten Platz. Die Silber-Medaille sei aber nicht so viel wert wie die Erfahrungen, die Anerkennung und der Respekt, während den Invictus Games, so der Invictus-Sportler

von Mario Joachimi  E-Mail schreiben

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