Seit rund einem Jahr hat das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, kurz BAPersBwBundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr, nicht nur eine Ansprechperson für Compliance, sondern auch für Chancengerechtigkeit. Im Interview erklärt Oberregierungsrätin Annette Kirsch, wie für sie die beiden Themenfelder zusammenhängen und wie diese Kombination einen Beitrag zur militärischen Sicherheit und Resilienz leistet.
Oberregierungsrätin Annette Kirsch leitet das Sachgebiet Compliance und Chancengerechtigkeit im BAPersBwBundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr. Der „Doppelhut“ verbindet zwei wichtige Bereiche mit vielen Schnittmengen.
Bundeswehr / Darius Retzlaff
Als Ansprechperson für Compliance und Chancengerechtigkeit tragen Sie einen „Doppelhut“. Was war der Grund dafür, die beiden Bereiche zusammenzulegen und welche neuen Aufgaben sind für Sie damit dazugekommen?
Ich würde gar nicht von einem „Doppelhut“ sprechen, denn die beiden Themenfelder weisen große Schnittmengen auf. Aus diesem Grund hat sich die Präsidentin auch entschieden, die beiden Aufgaben im Leitungsstab zu verankern.
Neu ist dabei das ganze Themenfeld der Chancengerechtigkeit mit den Bereichen rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, vom ortsunabhängigen Arbeiten bis zu Fragen der Gleichbehandlung und Wertschätzung und einem diskriminierungsfreien Umgang miteinander. Als Mutter dreier Kinder kenne ich die Herausforderungen, die Vereinbarkeit mit sich bringt.
Das müssen Sie mir erläutern, welche Schnittmengen gibt es und wie greifen die beiden Themen ineinander?
Bei Compliance geht es zunächst darum, die Einhaltung geltender Regelungen zu fördern. Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit, aber jeder weiß, dass das in der Praxis manchmal nicht so einfach ist, schließlich sind wir Menschen, die Entscheidungen treffen, und keine Roboter.
Es geht im Kern darum, eine Organisationskultur zu fördern, die uns bei der Einhaltung der Regeln unterstützt und hilft, uns so zu verhalten, wie es der Dienstherr und die Menschen um uns herum von uns erwarten dürfen.
Es geht um die richtige Organisationskultur, um die Einhaltung von Regeln und wie wir fair miteinander umgehen
Bundeswehr / Markus Dittrich
Ich glaube, jetzt verstehe ich den Bezug zu Chancengerechtigkeit und Vielfalt, denn da geht es ja auch um das richtige Miteinander.
Richtig, genau hier, wo es nicht nur um die Einhaltung von Regeln, sondern auch um die gegenseitige Wertschätzung geht, greifen die Compliance, Chancengerechtigkeit und Vielfalt ineinander. Sie müssen sich bewusstmachen, dass Compliance durchaus unterschiedliche Schwerpunkte haben kann.
Im Bereich des Beschaffungswesens liegt der Schwerpunkt vielleicht eher auf der Korruptionsprävention, in den Streitkräften vielleicht eher auf der Sabotageabwehr – im Personalwesen hingegen liegt ein Schwerpunkt auch auf der Art, wie wir uns betrachten, und das meine ich durchaus im doppelten Wortsinn, denn „Betrachtungen“ spielen bei der Personalentwicklung und den Beurteilungen eine große Rolle. Die anderen Aspekte sind natürlich auch hier bei uns wichtig, aber der Umgang miteinander und die persönliche Ebene sind etwas, wo wir als Personalmanagement durchaus eine besondere Verantwortung tragen.
Gemeinsam stark und in Vielfalt vereint – hier ein Aufsteller zu 30 Jahren Deutsche Einheit. In Zeiten von Fake-News und Desinformation gilt es wachsam zu sein gegen Versuche, die Gesellschaft zu spalten.
Bundeswehr/Torsten Kraatz
Aber spielt diese Wertschätzung nicht auch eine Rolle, wenn es darum geht, unseren inneren Zusammenhalt zu fördern und damit letztlich auch einen Beitrag gegen kriminelles oder illoyales Verhalten zu leisten?
Da bin ich mir sicher. Wer die eigenen Regeln nicht einhält, verliert den Anspruch auf Glaubwürdigkeit. Mobbing und unfaires Verhalten sind in der Bundeswehr mehr als nur Charakterfehler, Führungsschwäche oder sozial zu ächtende, teilweise strafbare Handlungen – sie machen die Täter erpressbar und können bei den Opfern unter Umständen illoyales Verhalten auslösen, sind also echte Herausforderungen für die militärische Sicherheit.
Also sprechen wir hier auch über die Förderung der sogenannten Resilienz, als einer immer häufigeren Forderung an westliche Streitkräfte?
In diesem Sinne sind Anerkennung, Wertschätzung und Fairness letztlich auch ein Beitrag zu unserer Resilienz, also der Widerstandsfähigkeit gegenüber hybriden Bedrohungen von innen und außen. Das zu betonen finde ich auch als Botschaft in die Truppe und an die zivilen Dienststellen wichtig. Wir müssen alles fördern, was uns verbindet, was uns gemeinsam stark macht – und zugleich wachsam sein gegen alle Versuche, uns zu spalten.
Infobox: Was bedeutet Compliance in der Bundeswehr?
Compliance unterstützt die Einhaltung aller Bestimmungen, die das Verhalten im Dienst regeln oder bei dienstlichen Handlungen zu beachten sind. Somit steht der Begriff Compliance für Regeltreue beziehungsweise Regelkonformität. Diese Regeltreue soll nicht durch Anordnung oder Zwang durchgesetzt werden, sondern als Compliance-Kultur fest im ethisch-moralischen Kompass der Mitarbeitenden verankert werden. So sollen Verstöße gegen Gesetze und gegen die Ziele der Organisation vermieden werden. Den Führungskräften kommt dabei eine entscheidende Rolle zu: Sie gehen mit gutem Beispiel voran und vermitteln den Mitarbeitenden, aber auch den Partnern die Spielregeln der Organisation. Als Compliance Management System werden dann sämtliche Maßnahmen bezeichnet, die die Organisation für die Einhaltung der Regeln einsetzt.
System mit Zukunft: Das Compliance Mangement System
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