Verletzt aus dem Einsatz? Bundeswehr hilft ihren Angehörigen

Verletzt aus dem Einsatz? Bundeswehr hilft ihren Angehörigen

Datum:
Ort:
Sankt Augustin
Lesedauer:
4 MIN

Kaum ein anderer Beruf kann so folgenschwer ins Leben eingreifen wie der des Soldaten oder der Soldatin. Wer jedoch im Einsatz verwundet wird, kann Unterstützung durch die Bundeswehr erhalten. Egal, ob sich die Schädigung direkt oder erst nach Jahren zeigt. Hierzu wurde im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBwBundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr) die Zentrale Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden (ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden), eingerichtet.

Ein Haupfeldwebel sitzt gekrümmt auf ein Kiste. Er hat sein Gesicht in den Händen vergraben.

Verletzungen der Seele können auch lange Zeit nach dem Einsatz auftreten; manchmal löst erst ein Trigger sie aus

Bundeswehr/Jonas Weber

Einsatzgeschädigten helfen. Das ist der Auftrag der ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden. Ziel ist es, dass im Auslandseinsatz verletzte Bundeswehrangehörige wieder gesund werden und einem geregelten Berufsleben nachgehen können. „Die Soldatinnen und Soldaten riskieren im Einsatz ihre Gesundheit für ihr Land“, sagt Leitender Regierungsdirektor Thorsten Roth, der Referatsleiter der ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden. „Deshalb sollen diejenigen, die geschädigt nach Hause kommen, in die Schutzzeit aufgenommen werden. So können sie auf ein individuelles Hilfs- und Unterstützungsangebot zurückgreifen.“

Der Leiter der ZALK am Schreibtisch

„Arbeit hat einen hohen Stellenwert für die psychische Gesundheit“, erläutert Roth

PIZ Personal/Christian Zielonka

Schutzzeit als Schutzschild

Der Begriff Schutzzeit stammt aus dem Einsatz-Weiterverwendungsgesetz. Dort ist geregelt, dass Einsatzgeschädigte medizinisch behandelt und beruflich qualifiziert werden können. Sie sollen wieder ins Arbeitsleben integriert werden, entweder bei der Bundeswehr oder auch bei einem anderen Arbeitgeber.

Schneller helfen bei posttraumatischen Belastungsstörungen

Eine wichtige Rolle spielt auch die 2012 in Kraft gesetzte Einsatzunfallverordnung. „Damit wir die Verordnung anwenden können, muss nachgewiesen sein, dass der Soldat an einer Gefechtshandlung teilgenommen oder eine vergleichbar belastende Situation erlebt hat“, erklärt Regierungsamtsrätin Andrea Hoffmann, die in der ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden arbeitet. „Die Diagnose einer einsatzbedingten psychischen Störung muss dann durch einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie der Bundeswehr erfolgen.“
Die Einsatzunfallverordnung ermöglicht es der ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden, die Bearbeitungsdauer bis zur Aufnahme in die Schutzzeit zu verkürzen. „Wenn die genannten Voraussetzungen erfüllt sind, wird mit der Verordnung automatisch vermutet, dass bestimmte psychische Störungen durch einen Einsatzunfall verursacht worden sind“, so Hoffmann. Expertinnen und Experten sprechen hier häufig von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBSPosttraumatische Belastungsstörung) - ein wichtiges Thema für die Bundeswehr als Einsatzarmee.


Oberfeldwebel Justin berät eine Soldatin

Um Hilfe durch die ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden zu erfahren, muss man nicht mehr Uniform tragen und im aktiven Dienst bei der Bundeswehr sein

PIZ Personal/Christian Zielonka

Ehemalige ansprechen

„Besonders wichtig ist es uns, diejenigen zu erreichen, die im Einsatz geschädigt wurden, aber schon aus dem Dienst bei der Bundeswehr ausgeschieden sind“, betont Roth. „Diese ehemaligen Kameradinnen und Kameraden sind häufig daran gehindert, ihren Beruf auszuüben. Neben gesundheitlichen Einschränkungen kommen dann oft familiäre und finanzielle Probleme dazu.“


Denjenigen Soldaten, die nicht mehr aktiv im Dienst sind, fehle das kameradschaftliche Umfeld. Krankheitsbedingt neigten sie auch dazu, sich sozial zu isolieren. „Aber auch nach Ende der Dienstzeit können die Betroffenen unter den genannten Voraussetzungen in die Schutzzeit aufgenommen und in ein Wehrdienstverhältnis besonderer Art eingestellt werden“, so Roth. „Sie stehen dann rechtlich einem Soldaten auf Zeit gleich und sie haben Ansprüche auf medizinische und berufliche Rehabilitation.“

Frau Oberfeldarzt Rochow-Beier an ihrem Schreibtisch

„Jeder Mensch hat sein persönliches Maß und kann im Einsatz psychisch geschädigt werden“, sagt Rochow-Beier

PIZ Personal/Christian Zielonka

Oberfeldarzt Bettina Rochow-Beier ist eine Ärztin der ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden und stellvertretende Referatsleiterin. Ihr Tätigkeitsfeld beschränkt sich auf den Personenkreis der ehemaligen Soldatinnen und Soldaten. „Es gibt nicht wenige, denen erst nach dem Ausscheiden aus dem Dienst bewusst wird, dass ihre Gesundheitsschädigung einen Bezug zum Auslandseinsatz hat“, sagt sie. „Oft werden die Soldaten erst durch ihr familiäres Umfeld darauf aufmerksam gemacht, dass sie sich auffallend verändert haben. Sie sind zum Beispiel reizbarer geworden, reagieren übermäßig sensibel oder ziehen sich oft sozial zurück“, erklärt Rochow-Beier. „Die Betroffenen denken teilweise gar nicht daran, dass diese Verhaltensänderungen mit dem im Einsatz Erlebten zusammenhängen könnten“, so die Ärztin.

Angehörige tröstet einen Soldaten

Familienangehörige von im Einsatz geschädigten Menschen bemerken die Wesensveränderung oft zuerst

Bundeswehr/Andrea Bienert

Die Entscheidung fällt in der ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden

Die ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden koordiniert nicht nur, auch wenn der Name es vermuten lässt“, so Roth. „Natürlich sind wir gut vernetzt, stehen im Kontakt zur Lotsenleitstelle, dem Sozialdienst und vielen weiteren Ansprechpartnern innerhalb der Bundeswehr.“ In dem neu aufgestellten Referat, dem Nachfolger der ehemaligen Zentralen Koordinierungs- und Ansprechstelle für Einsatzgeschädigte, wird die Entscheidung über die Anträge zur Aufnahme in die Schutzzeit und zur Einstellung in ein Wehrdienstverhältnis besonderer Art aber selbst gefällt.


Wie kann ich Hilfe bekommen?

„Wir wollen für diejenigen Menschen, die im Auslandseinsatz waren und eine Schädigung davongetragen haben, schnell und effektiv erreichbar sein“, so Roth. „Wer im Einsatz war und denkt, dass es ihr oder ihm aufgrund dessen schlecht geht, kann sich in einem Zweizeiler an uns wenden. Eine Mail mit Namen, der Nennung des Einsatzes und der Bitte um Aufnahme in die Schutzzeit genügt, um die Prüfung auf Ansprüche durch uns in Gang zu setzen.“

Hier erreichen Sie die ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden:

Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr

Zentrale Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden

Referat ZS 2 ZALKZentralen Ansprech-, Leit- und Koordinierungsstelle für Menschen, die unter Einsatzfolgen leiden

Alte Heerstraße 81

53757 Sankt Augustin

Tel.: 02241 15 3368 (Ansprechstelle)

Fax: 02241 15 2838

BwBundeswehr-Kennzahl: 3471

Mail: BAPersBwZALK@bundeswehr.org

In der Lotsenleitstelle sind Soldatinnen und Soldaten dafür zuständig, ihre einsatzgeschädigten Kameraden auf Hilfs- und Unterstützungsangebote hinzuweisen.

Der Sozialdienst kann mit seinen Sozialberatern über materiell-rechtliche Regelungen informieren und mit den interdisziplinären Kenntnissen der Sozialarbeiter psychosoziale Hilfe anbieten.

von Carlotta Witt  E-Mail schreiben

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