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Übung

Feldjäger-Übung „ORANGE ROAD 2023-II“

Datum:

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Das Feldjägerregiment 3 übt mit Einheiten und weiteren Behörden aus Baden-Württemberg und Bayern. Während der Übung „Orange Road 2023-II“ werden das Erkunden und Betreiben eines Verkehrsleitnetzes sowie der Umgang mit Kriegsgefangenen geübt. Dafür unterstützen Verbände des Heeres sowie die amerikanische Militärpolizei.

von Ben Dibowski Dibowski  E-Mail schreiben

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Übungsbeginn

Ankunft und Übernahme des Raumes

Neun Soldaten hocken im Halbkreis um einen stehenden Soldaten. Im Hintergrund sind zwei LKW.

Bundeswehr/Ben Dibowski

Die ersten Streitkräfte fließen in den Raum ein. Die Motorradstreife, als Vorkommando der ersten Kräfte, erkundet den zukünftigen Ort des Kompaniegefechtsstand. Die Kräfte verschaffen sich einen Überblick, begutachten das Gelände und weisen die folgenden Fahrzeuge ein.

Angekommen, geht es darum, zügig Arbeitsbereitschaft zu erreichen. Zwei große Lkws werden mit ihren Ladeflächen zueinander zusammengefahren. Hier wird der Gefechtsstand aufgebaut, das Herz und Hirn der Kompanie für diese Übung. Von hier gibt der Kompaniechef alle Anweisungen und hierüber läuft der gesamte Funkverkehr. Eine Geräuschkulisse wie in einem Bienennest.

Während im Hintergrund der Aufbau läuft, ruft Major Philipp Z. seine Offiziere zusammen. Die einzelnen Aufträge werden verteilt und der Kompaniechef lässt sich die Vollzähligkeit von Personal sowie Material melden. Das Verkehrsleitnetz muss erkundet und ein Ort für die Kriegsgefangensammelstelle gefunden werden. Die Zugführer mit ihren Befehlen in der Tasche und den Karten unter dem Arm machen sich auf zu ihren Zügen, um motiviert ihre Befehle bestmöglich zu erfüllen.

Der Gefechtsstandführende, im regulären Tagesdienst der Kompanietruppführende, macht sich mit seinen Soldatinnen und Soldaten bereit, und die Anmeldung im Funkraum erfolgt. Die Kompanie hat die ersten Hürden genommen und stellt sich der Übung.

Kriegsgefangene

Die ersten Kriegsgefangenen werden überstellt

Mehrere Soldatinnen und Soldaten sowie ein Diensthund stehen um das Bundeswehr-Fahrzeug YAK.

Bundeswehr/Susanne Hähnel

Die Anspannung in der Kriegsgefangensammelstelle ist fast greifbar. Es herrschen Stille und Ruhe bei dem disziplinierten Arbeiten der Soldatinnen und Soldaten. Die Zugführerin des Bravo-Zuges hat gerade ihre Kräfte auf ihre zugeteilten Positionen befohlen. Der Checkpoint am Tor hat die Anlieferung von Kriegsgefangenen gemeldet. Abläufe, die trainiert wurden und der Aufbau der Sammelstelle müssen jetzt funktionieren. Der Gefangentransporter fährt ein. Fünf Kriegsgefangene befinden sich darin. Den Kriegsgefangenen sind die Augen verbunden und die Hände gefesselt. Das dient vor allem dem Eigenschutz der Feldjäger. Das Laufen fällt dem ersten Kriegsgefangen schwer. Er trägt seine Ausrüstung in einem Rucksack auf seinem Armen. Diese wird noch durchsucht und dann eingelagert. Das Einzige, was er behalten darf, ist seine persönliche Schutzausstattung. So geben es die Genfer Konventionen für Kriegsgefangene vor. Nachdem alle Kriegsgefangenen der Sammelstelle übergeben wurden, geht es für sie in die Registration.

Eine Wellblechhalle wurde mit Bauzäunen und Müllbeuteln als Sichtschutz unterteilt. In der „Registration 1“ angekommen, heißt es erstmal: bis auf die Unterwäsche ausziehen. Dann kommt ein Truppenarzt hinzu und untersucht den Kriegsgefangenen auf Verletzungen. So können Verletzungen direkt behandelt und andere körperliche Merkmale identifiziert werden. Anschließend wird eine Kriegsgefangenakte angelegt, damit das Rote Kreuz eine Liste hat und die Angehörigen über den Verbleib informiert werden können. Soweit die Theorie. Die Bereitschaft zur Mitarbeit ist aber nicht immer gegeben. Die Situation ist angespannt. Ein Spezialist der Feldnachrichtenkräfte führt auf Kyrillisch die Befragung durch. Der Kriegsgefangene verweigert die Mitarbeit. Einige hitzige Wortgefechte und beschwörende Sätze später kooperiert er. Nach der Registrierung kommen die Kriegsgefangenen in eine weitere Wellblechhalle, die mit Betten, Ausgehflächen und einer Heizung ausgestattet, ihre neue Heimat für die nächsten 72 Stunden ist.

Unfall

Stillstand im Verkehrsleitnetz

Soldatinnen und Soldaten sowie Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes laden einen Verwundeten in ein Fahrzeug.

Bundeswehr/Ben Dibowski

Eingang eines Funkspruchs im Gefechtsstand, dem sogenannten Traffic Control Center, kurz TCC. Rufname ODIN meldet, dass es auf der Militärstraße „Orange“ zu einem Unfall gekommen sein soll. Jetzt heißt es schnell reagieren. Der militärische Verkehr darf nicht stehen, da die Versorgung der Front mit Truppen und Material lebenswichtig ist. Der verantwortliche Zugführende für diesen Bereich wird angefunkt und angewiesen, sich unmittelbar einen Überblick zu verschaffen.

Der Zugführende des Charlie-Zuges setzt sich mit Teilen seiner Mannschaft unmittelbar in Bewegung und ist sich der Dringlichkeit bewusst. Der Unfall ist schon von weitem deutlich sichtbar. Ein Gefangenentransporter einer anderen Feldjägerkompanie hat ein ziviles Fahrzeug gerammt. Die Personen sind eingeklemmt und es gibt sechs Verletzte. Jetzt kommt es darauf an, nicht den Überblick zu verlieren. Neben dem Unfalls stehen bereits wartende Fahrzeuge, die schnell ihr Ziel erreichen müssen.

Charlie 1, der Zugführende, führt eine kurze Befehlsausgabe durch, und seine Soldatinnen und Soldaten stellen sich ihren jeweiligen Aufgaben. Das Wichtigste zuerst: Die Marschstraße muss freigeräumt werden. Derweil gibt Charlie 1 eine Lagemeldung an seine Führung und fordert Feuerwehr sowie Sanitätskräfte an. Gleichzeitig wird der wartende Verkehr über eine erkundete Ausweichroute umgeleitet. Gemeinsam mit Feuerwehr, Sanitätern und USUnited States-Militärpolizei wird die Situation geklärt. Nach etwa 90 Minuten ist die Straße geräumt und alle Verletzten sind auf dem Weg in Krankenhäuser oder Feldlazarette. Das TCC gibt die Straße in der Operationsplanung wieder frei und meldet ODIN, dass die Situation geklärt ist.

Befreiung

Robuste Feldjäger

Nachtaufnahme, zwei Soldaten stehen vor Kriegsgefangenen

Bundeswehr/Ben Dibowski

Die Zugführerin des Bravo-Zuges ist gerade in der Befehlsausgabe, als es knallt. Vom nördlichen Bereich der Kriegsgefangensammelstelle steigt Rauch auf. Es sind Explosionen und Schüsse zu hören. Die Feldjäger reagieren instinktiv. Die einsatzerfahrenen Soldatinnen Soldaten wissen, wilder Aktionismus kostet Leben. Nach einem kurzem Schockmoment erhebt sich die Stimme der Zugführerin des Bravo-Zuges Selina D. über den Lärm. Befehle werden gebrüllt, Soldatinnen und Soldaten führen diese aus. Eins steht fest: Sie werden angegriffen, und es gilt diese Offensive abzuwehren. Schwere Waffen werden in Anschlag gebracht und mit gepanzerten Fahrzeugen im Schwerpunkt wird die Initiative zurückerobert.

Die Kriegsgefangenen bekommen dies mit und versuchen ihre Wachen niederzuringen, um einen Ausbruch zu wagen. Nun zeigt sich, dass es richtig war, keine Waffe im Gefangenbereich zu tragen. Die Wachen werden durch die Überzahl der Kriegsgefangenen überwältigt, aber als die Verstärkung mit angelegten Waffen die Baracke stürmt, wird der Aufstand sofort unterbunden.

Es gibt Verletzte und Gefallene auf der Seite der Feldjäger. Sanitäterinnen und Sanitäter sowie angeforderte Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes errichten einen Verletztensammelpunkt und führen eine Triage durch. Dabei wird mit unterschiedlichen Farben klassifiziert, wer eine realistische Chance zu überleben hat. Auf diese Verwundeten wird sich konzentriert. Alle anderen bekommen Medikamenten zur Schmerzlinderung. Während die Versorgung der Verwundeten anläuft, tobt der Kampf im nördlichen Bereich des Lagers in unvermittelter Härte.

Entschlossen geht Oberleutnant Selina B. im Schutz der EAGLE V mit ihrem Zug gegen den Gegner vor. Der kann dem Druck nicht mehr standhalten, zieht sich zurück und ergibt sich schließlich. Es dauert noch mehrere Stunden, bis zum normalen Betrieb übergangen werden kann. Aber für den Moment ist die Situation entschärft. 

High Value

Lufttransport

Kriegsgefangene werden von Soldaten zu einem Hubschrauber gebracht. Weitere Soldaten sichern die Kameraden.

Bundeswehr/Susanne Hähnel

Luftsicherheitsfeldjäger machen sich bereit. Der Führende zieht sein Team zusammen, letzte Absprachen werden getroffen. Der Auftrag hat sie zwei Stunden früher an diesem Tag erreicht. Es geht um den Transport von „High-Value“-Kriegsverbrechern mit einem Helikopter des deutschen Heeres. Das Geräusch der Rotoren ist bereits zu hören. Das bedeutet, der NH90 ist in der Reichweite für den Funk. Verbindung wird aufgenommen und Signale für die Landung werden ausgemacht. Einer der Luftsicherheitsfeldjäger begibt sich zur Landestelle und markiert diese, wie vereinbart, für die Piloten. Die schweren Interventionskräfte der Kompanie gehen rund um die Landefläche in Position und übernehmen die äußere Sicherung.

Tief und schnell über die Baumwipfel kommt der Helikopter heran. Keine Minute später signalisiert der Bordmechaniker mit Handzeichen das „GO“ und gibt den Feldjäger die Freigabe, sich dem Luftfahrzeug nähern zu dürfen. Die beiden Kriegsverbrecher werden verladen, und einige Minuten später steigt der Helikopter wieder in die Luft. Im Konturenflug geht es mit 30 Metern über dem Boden in Richtung Nürnberg. Dort werden die Kriegsverbrecher an die zuständigen Stellen übergeben. Hier endet der Auftrag für die Luftsicherheitsfeldjäger.

Auswertung

Fehlerkultur und Selbstreflektion

Im Vordergrund ein Schild „STOP Military Police Feldjäger“ und im Hintergrund Soldatinnen und Soldaten auf einer Wiese.

Bundeswehr/Susanne Hähnel

Nach 82 Stunden ist die Kompanie wieder zurück an dem Ort, an dem alles angefangen hat – in Roth. Nun folgt die Auswertung mit dem Führungspersonal und den Schiedsrichtern: Was ist gut gelaufen und wo gibt es noch Ausbildungs- sowie Handlungsbedarf? Was kann im Gesamten für spätere Übungen optimiert werden? Hier ist eine gelebte Fehlerkultur unerlässlich, schließlich geht es darum, gemeinsam besser zu werden. Dabei werden noch einmal die einzelnen eingespielten Lagen betrachtet und von allen Seiten bewertet. Am nächsten Tag geht es für die Kompanie aus Stetten a.k.M.am kalten Markt auf dem Landmarsch zurück zu ihrem Heimatstandort. Orange Road 2023-II ist für die Stettener zu Ende. Als nächstes sind die Feldjäger aus Bruchsal dran, die Landes- und Bündnisverteidigung in der Reihe Übungsreihe Orange Road zu trainieren. Denn üben übt – und nur wer übt, kann besser werden.

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