Inhalt
Unterstützungsbereich
Übung

Hand in Hand: Feldjäger, Feuerwehr und Rettungsdienst bei Marshal Power 2025

Übung
Datum:
Ort:
Bayern
Lesedauer:
5 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Verwundete taumeln umher, ein Bus liegt im Straßengraben, überall Blut: Bei der Übung Marshal Power haben Kräfte der Feldjäger, der Feuerwehr und des Rettungsdienstes gemeinsam die Abläufe bei einem Massenanfall von Verletzten trainiert.

Ein umgekippter Bus auf einer Wiese, davor ein Feuerwehrmann und ein Soldat, daneben Verletzte.

Bei einem Massenanfall von Verletzten mit einem Bundeswehr-Bus ist zivil-militärische Zusammenarbeit gefordert

Bundeswehr/Susanne Hähnel


Rauch steigt aus einem Bus, der seitlich im Straßengraben liegt. Die Frontscheibe ist zerborsten und blutverschmiert. Verletzte taumeln auf die Landstraße. Manche schreien lautstark um Hilfe, andere blicken ins Leere. Auf der angrenzenden Wiese liegen weitere Menschen, teils sind sie schwer verletzt. Nach wenigen Minuten treffen die ersten Kräfte der Feldjäger am Unfallort ein.

„Hilfe! Helft mir! Mein Kumpel verblutet!“, schreit ein Mann verzweifelt die Eintreffenden an. Es herrscht Chaos an der Unfallstelle. Doch es dauert nur wenige Augenblicke, dann haben die Feldjäger das Gelände bereits in alle Richtungen gesichert und die ersten Soldatinnen und Soldaten verschaffen sich einen Überblick. Sie versuchen, die Insassen nach dem Grad ihrer Verletzungen in drei Gruppen – von leicht bis schwer – einzuteilen: „Wer laufen kann, kommt hier hin und setzt sich.“ Auch mehrere Soldaten sind unter den Verletzten, einer von ihnen bewaffnet und in Panik. Die Kameradinnen stellen die Waffe sicher und versuchen, ihn zu beruhigen.

Die Lageverantwortliche ist Oberfeldwebel Angela W. von der Feldjägertruppe. In einem erdachten Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung sei die Bundeswehr gebeten worden, Geflüchtete von der Front ins Hinterland zu bringen, erklärt sie die Situation. Doch der Fahrer des Bundeswehr-Busses sei aufgrund der hohen Auftragslast übermüdet gewesen und von der Straße abgekommen. Da es sich um ein Fahrzeug der Bundeswehr handele und neben dem Fahrer weitere deutsche Soldatinnen und Soldaten im Bus waren, werden nicht nur die Polizei, die Feuerwehr und der Rettungsdienst, sondern auch die Militärpolizei alarmiert. 

Zentral: Enger Austausch der Führungskräfte vor Ort

Sirenen sind zu hören, noch bevor die ersten Fahrzeuge und ihr Blaulicht auf der kurvigen Landstraße im Landkreis Landshut auftauchen. Es qualmt noch immer aus dem im Graben liegenden Bus, während bereits erste Schaulustige am Straßenrand ihre Handys zücken und wissen wollen, was passiert ist. So schnell wie möglich stehen die Führungskräfte der Feuerwehren Altfraunhofen und Wörnsdorf mit dem Verantwortlichen der Bundeswehr zusammen, um erste Informationen auszutauschen. Eine ungewohnte Situation für alle Beteiligten. Bislang gab es eine solche Großübung, in der die zivil-militärische Zusammenarbeit trainiert wurde, in der Region noch nicht.

Am Führungsfahrzeug der Feuerwehr entsteht eine Führungsstelle, an der auf einer Tafel Verletzte, Personal, Fahrzeuge und Prioritäten festgehalten werden. Schnell steht fest: Die Feuerwehr konzentriert sich auf den Bus und die Bergung weiterer Fahrgäste, während die Feldjäger die Erstversorgung der Verletzten außerhalb des Busses bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes fortsetzen, den Verkehr umleiten und sich der Schaulustigen annehmen.

„Hey, Sani, hilf mal!“, ruft ein Soldat gezielt nach einem Sanitäter, als er mit einem Feuerwehrmann gemeinsam einen Verletzten durch die kaputte Frontscheibe des Busses hievt. Zivil-militärische Zusammenarbeit zeigt sich auch auf dieser Ebene: Alle packen gemeinsam an, wenn eine helfende Hand gebraucht wird. Es wirkt wie ein Ameisenhaufen, so viele Helferinnen und Helfer sind inzwischen an der Unfallstelle. Umso wichtiger, dass die Führung der einzelnen Einheiten den Überblick hat und die Kommunikation zwischen Militär und ziviler Seite funktioniert.

  • Ein Soldat und ein Rettungssanitäter unterhalten sich vor einer Tafel.

    Vor Ort tauschen sich die Verantwortlichen der einzelnen Organisationen eng miteinander aus

    Bundeswehr/Susanne Hähnel
  • Soldat und Sanitäter beugen sich auf einer Wiese über eine verletzte Person.

    Als die zivilen Rettungskräfte eintreffen, erhalten sie von den Soldatinnen und Soldaten, die als Ersthelfende agieren, eine kurze Übergabe

    Bundeswehr/Susanne Hähnel
  • Dunkle Landstraße: Ein Umgekippter Bus wird angeleuchtet, im Vordergrund Feuerwehrkräfte.

    Als es dunkel wird, übernimmt die Feuerwehr die Ausleuchtung der Unfallstelle. Sobald die Feldjäger die Freigabe erteilen, kann die Feuerwehr mit der Bergung des Busses beginnen.

    Bundeswehr/Susanne Hähnel

Erste Erkenntnisse noch vor Abschluss der Übung

Inzwischen hat der Einsatzleiter des Rettungsdienstes einen Raum für die Patientenablage festgelegt. Leichtverletzte bleiben auf der Wiese, Insassen mit mittelschweren bis schweren Verletzungen werden zur Straße in Richtung der Rettungsfahrzeuge getragen. Hier misslingt zum ersten Mal die Absprache und es ist nicht allen Teams klar, wohin die Leichtverletzten gebracht werden sollen. Doch schnell bemerkt die Führungscrew das Durcheinander und weist noch einmal die korrekten Orte an – und plötzlich wird das ganze Ausmaß des Verkehrsunfalls sichtbar: über 40 Verletzte, mehrere Tote.

Der leitende Notarzt sieht kurz vor Übungsende bereits erstes Verbesserungspotenzial für seinen Bereich. Dass nach einer Stunde und 15 Minuten noch Schwerverletzte am Unfallort seien, sei nicht ideal. „Das Ziel sollte bei einer Stunde liegen“, erklärt er. Doch da es über 40 Patientinnen und Patienten zu versorgen galt und außer ihm nur eine weitere Ärztin die Notfallsanitäter unterstützte, sei es dennoch gut gelaufen. Schon hört man im Hintergrund jemanden rufen: „Ich habe hier zwei Rettungswagen für die Grünen. Wem muss ich Bescheid sagen?“

Wolfgang M., Kreisbrandinspektor des Landkreises Landshut, zieht ein ähnliches Fazit nach dieser ersten zivil-militärischen Großübung in der Region, die durchaus herausfordernd war: „Wir haben hier einen Massenanfall von Verletzten und müssen uns natürlich entsprechend koordinieren. Prinzipiell hat die Kommunikation zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr sehr gut funktioniert. Wir haben unsere Führungsunterstützungseinheit aufgebaut, unsere Einsatzabschnitte gebildet – und das zusammen mit der Bundeswehr. Das ist etwas Neues für uns, das relativ gut funktioniert hat, weil sich der Einsatzleiter der Bundeswehreinheit sehr schnell bei uns gemeldet hat zur Koordination.“ Allein von den beiden beteiligten Feuerwehren waren 27 Männer und Frauen im Einsatz, die die Rettung von eingeklemmten Personen, den Brandschutz und die Ausleuchtung der Unfallstelle übernommen haben.

Szenario war für alle Beteiligten wichtig

Mit jeder Minute wird es ruhiger am Unfallort. Die Rettungswagen transportieren die Verletzten zur weiteren Versorgung in Krankenhäuser, die Feuerwehr wartet auf die Freigabe der Ermittler der Feldjäger, damit der Bus aus dem Graben gehoben werden kann. Die Lageverantwortliche, Oberfeldwebel Angela W., teilt eine erste Einschätzung: Die Feldjäger mussten viel koordinieren mit den zivilen Rettungskräften, da im Szenario des Übungsverlaufs zwei der verwundeten Soldaten noch am Unfallort den Verletzungen erlagen. „Das war auf jeden Fall mal wichtig, dass wir mit den zivilen Rettungskräften zusammenarbeiten und das Ganze koordinieren, weil wir das bisher noch nie so geübt haben. Das hat man jetzt auch gemerkt.“

Das Busunglück ist nur eines der Szenarien, die die Feldjägertruppe während der Übung Marshal Power 2025 trainiert haben. Denn neben Unfallaufnahme, Koordination und Kommunikation mit zivilen Kräften sowie Verkehrsdienst und Sicherheitsaufgaben gibt es noch weitere Fähigkeiten, die die Militärpolizei auszeichnen. So wurde während der Großübung unter anderem ein illegaler Waffenhandel inszeniert, bei dem die Festsetzung irregulärer Kräfte auch unter Zuhilfenahme eines Präzisionsschützentrupps gefragt war. Gewahrsamsaufgaben, Tatortarbeit, Erhebung und Ermittlung wurden ebenfalls beübt, denn im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung übernehmen die Kameradinnen und Kameraden ihre polizeilichen Aufgaben und leisten damit einen elementaren Beitrag zum Schutz der Funktions- und Durchhaltefähigkeit der Streitkräfte.

von Victoria Stark  E-Mail schreiben

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema

Footer