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Taktische Verwundetenversorgung

Die Rolle ziviler Partner in der Rettungskette der Bundeswehr

Die Rolle ziviler Partner in der Rettungskette der Bundeswehr

Datum:
Ort:
Feldkirchen
Lesedauer:
3 MIN

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In Feldkirchen zeigt der Sanitätsdienst seine Leistungsfähigkeit bei der medizinischen Versorgung von Verwundeten. Bei der Informations- und Lehrübung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr 2025 (ILÜInformationslehrübung San) wird ein Ausschnitt aus dem Szenario der Landes- und Bündnisverteidigung und die Einbindung ziviler Rettungskräfte gezeigt. 

Ein Soldat liegt am Boden. Zwei Soldaten beugen sich zu ihm herunter.

Angriff durch Drohne: Die Kameraden leisten sofort Erste Hilfe für den Verwundeten und versuchen, ihn an einen sicheren Ort zu bringen

Bundeswehr/Patrick Grüterich

Ein Surren, zunächst leise und kaum wahrnehmbar, wird lauter und lässt einen Pioniertrupp aufhorchen. „Vorne halt!“, befiehlt der Truppführer. Doch bevor seine Frauen und Männer die Gefahr aufklären, wirft die surrende Drohne eine Granate vom Himmel. Drei Soldaten werden verwundet. Dieses Übungsszenario, bei dem Pionierkräfte beim Verlegen einer Minensperre mit einer Drohne bekämpft werden, ist eine Lehre aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die ständige Bedrohung aus der Luft ist längst in den Einsatzszenarien des Sanitätsdienstes und damit der ILÜInformationslehrübung San angekommen.

Am Ort des Einschlags übernimmt zunächst der Ersthelfer Bravo die Versorgung der Verwundeten. In der Verwundetensammelstelle erfolgt schließlich die Abholung der Patientinnen und Patienten durch Sanitätskräfte, die hinter den Verteidigungslinien schnell erreichbar sind und die Behandlungsebene 1, eine Rettungsstation, betreiben. Schwerverwundete müssen schnell in die nächste Behandlungsebene transportiert werden. In der Behandlungsebene 2, einem Rettungszentrum, können chirurgische Eingriffe vorgenommen werden, um den Patienten oder die Patientin weiter zu stabilisieren. Doch wie geht die Versorgung weiter? Und wie funktioniert die Rettungskette unter Kriegsbedingungen? 

Zivile Partner erstmals integriert

„Das gesamte Gesundheitssystem muss mit Blick auf Szenarien der Landesverteidigung raus aus dem Dornröschenschlaf, wir müssen uns auf ein Kriegsszenario vorzubereiten“, macht Generaloberstabsarzt Ralf Hoffmann, Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes, deutlich. Deshalb wird die Zusammenarbeit mit zivilen Partnern im Kriegsszenario der ILÜInformationslehrübung San erstmals gezeigt und geübt. Ein ankommender Zug mit bis zu 500 verwundeten Soldatinnen und Soldaten wird entladen und auf Krankenhäuser in der Region verteilt. 

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBKBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) übernimmt für die eingetroffenen strategischen Verwundetentransporte per Schiene eine koordinierende Funktion bei der Verwundetenverteilung. Hilfsorganisationen wie Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter oder Malteser führen nach Sichtung der Patientinnen und Patienten den weiteren Transport in Krankenhäuser durch. 

Mehrere Menschen von zivilen Rettungsdiensten stehen um einen Verwundeten auf einer Liege

Zur Verteilung der Verwundeten auf zivile Krankenhäuser überprüfen Sanitäter von Rotem Kreuz, Maltesern und Johannitern deren Gesundheitszustand. Nur mit ziviler Hilfe kann im Kriegsfall die Gesundheitsversorgung von Militärs gelingen.

Bundeswehr/Patrick Grüterich

Der Kommandeur des Kommandos Gesundheitsversorgung der Bundeswehr, Generalstabsarzt Johannes Backus, skizziert den weiteren Weg, um das Gesundheitssystem fit zu machen für einen Krieg: „Die Vernetzung mit leistungsstarken und breit aufgestellten Partnern im zivilen Gesundheitssystem ist die zentrale Herausforderung bei der Versorgung von Verwundeten in der Landes- und Bündnisverteidigung.“

Zivil-Militärische Zusammenarbeit wird ausgebaut

Dass erste Schritte der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit bereits gegangen sind, demonstriert die ILÜInformationslehrübung San. Das Verteilen der Verwundeten auf zivile Kliniken funktioniert im Übungsszenario gut. Die Zusammenarbeit muss aber weiter vertieft werden. Das sieht auch der Präsident des BBKBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Ralph Tieser, so: „Die Versorgung und der Transport einer großen Anzahl an Verletzten wird uns nur gelingen, wenn sich die zivile und die militärische Seite eng abstimmen. Die ILÜInformationslehrübung San zeigt, wie wir bei der medizinischen Versorgung immer weiter zusammenrücken, um die Rettungskette krisensicherer aufzustellen.“

Generalstabsarzt Backus bringt es auf den Punkt: „Der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung und deren tiefgreifende Vernetzung kommt eine ganz besondere Bedeutung bei der erfolgreichen Gesamtplanung des Operationsplan Deutschland zu.“ 

Mit Blick auf die Notwendigkeit gemeinsamer Übungen zieht Generaloberstabsarzt Hoffmann in Feldkirchen dieses Fazit: „Die ILÜInformationslehrübung San demonstriert, dass die Einbindung der zivilen Seite in unsere Übungen klappen kann. Den Weg werden wir weitergehen.“

  • Informations- und Lehrübung des SanDstBw 2025 - CCP

    Am Casualty Collection Point (CCPCasualty Collection Point) sammeln die Heerestruppen hinter der Frontlinie ihre Verwundeten. Hier kommt in der Ersten Hilfe der Ersthelfer Bravo zum Einsatz.

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Ein Soldat in Kampfbekleidung untersucht den Kopf eines Verwundeten.

    Am CCPCasualty Collection Point, auch Verwundetennest genannt, treffen die Rettungskräfte des Sanitätsdienstes auf die Verwundeten. Mit ihrer professionellen Ausbildung stabilisieren sie die Verwundeten für den Weitertransport in die Behandlungsebene 1.

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Ein Soldat schwenkt eine gelbe Flagge. Im Hintergrund fährt ein Militfärfahrzeug.

    Jede Sekunde zählt! Für den Weitertransport wird der herbeigefunkte Boxer des Sanitätsdienstes mit taktischen Zeichen, hier der gelben Flagge, auf den Abholplatz gewiesen.

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • In einem Fahrzeuginneren liegen bei rotem Licht zwei Verwundete auf Liegen.

    Für den Patiententransport nutzt der Sanitätsdienst Fahrzeuge mit unterschiedlichen Schutzklassen

    Bundeswehr
  • Zwei Männer in Uniform und Behandlungskittel stehen um eine Trage, auf der ein Verwundeter liegt

    Behandeln und stabilisieren durch einen Arzt oder eine Ärztin nach der ersten Kameradenhilfe: Darum geht es in der Behandlungsebene 1, der Rettungsstation.

    Bundeswehr/Christian Behrens
  • Ein Mann in Uniform mit Stethoskop und ein Mann mit Tablet untersuchen einen Schwerstverletzten

    In der Behandlungsebene 2, dem Rettungszentrum, werden die eintreffenden Verwundeten zunächst untersucht. Dann erfolgt die Verteilung auf die Fachabteilungen der mobilen Sanitätseinrichtung, die etwa die Leistungen eines Kreiskrankenhauses abdeckt.

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Drei Sanitäter stehen um eine verletzte Person und behandeln diese unter anderem mit einer Infusion

    In der Behandlungsebene 2 kann das medizinische Fachpersonal umfangreiche Behandlungen einleiten

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Drei Menschen in Klinikkitteln operieren

    Auch anspruchsvolle Operationen sind im Rettungszentrum möglich

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Vier Personen tragen einen Menschen auf einer Trage aus einem Zugwaggon

    Im Kriegsfall können Verwundete wegen ihrer großen Anzahl auch per Zug transportiert werden. Beim Eintreffen in Deutschland ist die Zusammenarbeit von Sanitätsdienst, BBKBundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und zivilen Rettungsdiensten gefragt.

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
  • Eine Drohne landet auf einer Wiese. Zwei Soldaten tragen einen Verwundeten zur Drohne.

    Zukunftsweisend: Schon bald sollen Verwundete mit der Drohne "Grille" zur ersten medizinischen Versorgungseinrichtung transportiert werden können. Das geht schneller als bisher und reduziert die Gefahr für Leib und Leben.

    Bundeswehr/Patrick Grüterich
von Matthias Frank  E-Mail schreiben

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Gesundheitsversorgung

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Der Sanitätsdienst ist eine wesentliche Fähigkeit im Unterstützungsbereich. Sie sind die medizinischen Dienstleister für die Streitkräfte

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