Digitalforum „Führen“ – ein Kompass für Agilität

Digitalforum „Führen“ – ein Kompass für Agilität

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
5 MIN

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Ob Offizier oder Manager – im digitalen Zeitalter sind Führungskräfte wichtige Orientierungspunkte und Wegweiser. Die rasante Entwicklung in der Digitalisierung erfordert von jungen Führungskräften agiles Handeln, die Fähigkeit Komplexität zu reduzieren und den eigenen Mitarbeitern eine Richtung zu weisen. Das Digitalforum „Führen“ beschäftigt sich mit eben diesen Themen. In Berlin präsentierten junge Führungskräfte aus Wirtschaft und Bundeswehr nun ihre Ergebnisse.

Digitalforum Führen 20 Teilnehmende 2019

20 Teilnehmende, vier Teams, elf Unternehmen – das ist das Projektteam 2019.

UVB 2019/André Wagenzik

„Was ist denn eigentlich gutes Führen?“ – das ist eine der ersten Fragen, mit denen man von jungen Führungskräften konfrontiert wird. „Was muss man im Blick haben? Wie mache ich mein Team leistungsfähig und auch leistungsbereit?“ Das Digitalforum „Führen“ bildet die Arbeitsplattform für junge Führungskräfte, sich mit eben diesen Themen zu beschäftigen. Jutta Wiedemann von der Vereinigung der Unternehmensverbände  Berlin-Brandenburg e.V.eingetragener Verein (UVB) organisiert gemeinsam mit Brigadegeneral Boris Nannt, Direktor Strategie und Fakultäten an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, das Digitalforum „Führen“. „Seit 2014 arbeiten wir mit Nachwuchsführungskräften aus der Bundeswehr und der Wirtschaft. Es ist jetzt unser sechster Durchlauf und das Format ist sehr erfolgreich. Circa 15 Mitgliedsunternehmen unserer Verbandsstruktur haben sich bereits beteiligt und das Interesse, junge Führungskräfte zu uns zu schicken, ist groß“, sagt Wiedemann.

Digitalforum Führen Projektteam 2019

Das Projektteam 2019: Begeistert waren die Teilnehmenden vor allem über die Möglichkeit, sich mit anderen Führungskräften austauschen zu können.

UVB2019/André Wagenzik

20 Teilnehmende, vier Teams, elf Unternehmen – das ist das Projektteam 2019. Nachwuchs aus Häusern wie beispielsweise der Allianz, Viessmann, Daimler oder aus Organisationen, wie der Bundesagentur für Arbeit sowie aus acht Bundeswehr-Dienststellen traten im Frühjahr gemeinsam eine Reise unter dem Thema „Agiles Führen agil lernen“ an. Darunter auch zwei Offiziere von der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Vier Mal zwei Tage lang traf man sich physisch, beispielswiese an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg oder bei der Siemens AGAktiengesellschaft in Berlin. Der Rest der Zusammenarbeit der 20 Teilnehmenden verlief über Chats und Kommunikations- oder Organisationsplattformen wie Slack oder Trello. Sechs Monate lang dauerte das Projekt. Mitte November stellten die jungen Frauen und Männer ihr Produkt in Berlin vor: einen Agilitätskompass. Korvettenkapitän Mark Baumert besucht den zweijährigen Lehrgang für Generalstabs-/Admiralstabsdienst an der Führungsakademie und ist begeistert: „Es ist ein absoluter Gewinn, sechs Monate lang verschiedene Führungskräfte auch aus zivilen Großkonzernen kennenzulernen. Das öffnet viele neue Perspektiven“.

Digitalforum Führen Korvettenkapitän Mark Baumert Führungsakademie der Bundeswehr

Korvettenkapitän Mark Baumert ist Lehrgangsteilnehmer an der Führungsakademie in Hamburg und gleichzeitig Projektmitglied des Digitalforums.

UVB 2019/André Wagenzik

Agilität beginnt im Kopf


Doch vor der Agilität kam die Starre. Die jungen Führungskräfte sind teilweise Mütter und Väter. Als junge Führungskräfte sind sie stark eingebunden und gefordert. Sie tragen Verantwortung für Menschen, Produkte, manche auch für Leben. Zeit ist in der Rush Hour des Lebens Mangelware. Sich dennoch an den Wochenenden und nach Dienstschluss zu organisieren und das Projekt „nebenbei“ zu führen, war für die meisten eine große Herausforderung. Aber: Agilität beginnt im Kopf. Das Projektteam suchte Wege der Kommunikation und Organisation. Wie die jungen Teilnehmenden es von der Starre zur Agilität schafften, stellten sie kreativ anhand von kleinen Rollenspielen und kurzen Vorträgen dar. Sie zeigten die verschiedenen Phasen, die sie als Team durchliefen, um sich dem Thema „Agiles Führen agil lernen“ überhaupt zu nähern und es anzunehmen. Das Endprodukt indes ist beeindruckend. Das bunt gemischte Team entwickelte einen Agilitätskompass, an dem man die eigene Agilität anhand der Parameter Kommunikation, Prozesse, Kultur und Team erproben kann.

„Das ist ein absolut innovatives Produkt, das dieses Projektteam in Eigenregie geliefert hat“, sagt Brigadegeneral Nannt. „Wir haben vor sechs Jahren ganz klassisch mit der Frage angefangen, was ist eigentlich gutes Führen. Heute haben wir diese Frage um Aspekte wie Agilität und Digitalisierung erweitert, weil wir festgestellt haben, dass nicht nur die Arbeitswelt im Wandel ist, sondern auch der Aspekt des Führens.“ Oberstleutnant Kai Prüter, Dozent an der Führungsakademie erklärt zum Projektteam: „Das Projektteam besteht aus jungen Menschen, die auf der zivilen Seite gerade erste Führungserfahrungen machen. Die Altersspanne ist zwischen 30 und 35. Die Soldatinnen und Soldaten haben hier meist schon länger Führungserfahrung.“ Trotzdem sei es auch für sie eine Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken. „Für mich war es spannend zu sehen, welche Managementmethoden bei zivilen Unternehmen genutzt werden. Und überraschend war für mich, dass sie sich mehrheitlich kaum von den unsrigen unterscheiden“, sagt Baumert.

Digitalforum Führen Podiumsdiskussion

Mut, Achtsamkeit und Werte waren Schlagworte bei der regen Podiumsdiskussion.

UVB 2019/André Wagenzik

Agilität ist die Antwort auf Unvorhergesehenes


In einer Podiumsdiskussion setzten sich die Personalleiterin der Daimler AGAktiengesellschaft, Werk Berlin, Martina Neise, der Leiter Human Resources der Siemens AGAktiengesellschaft Stefan Moschko, die Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutsche Startups Franziska Teubert sowie der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr Generalmajor Oliver Kohl über Anspruch und Wirklichkeit agilen Führens auseinander. Begriffe wie Mut, Achtsamkeit und Werte fielen in der regen Diskussion. „Führen bedeutet heute Agilität, ja. Aber auch klassische Formen des Führens können abhängig von der Situation noch greifen“, sagt Moschko. Wer bei der Bundeswehr die klassischen Formen des Führens vermutete, wurde überrascht: „Agilität ist die Antwort auf Unvorhergesehenes. Das ist ein Grundprinzip des Soldatenberufs. Sie wissen nicht, ob hinter der nächsten Ecke der Feind lauert. Wir haben dafür das Prinzip des Führens mit Auftrag. Das ist agiles Führen“, erklärt Kommandeur Kohl. Auch Startups sind per se im Ungewissen unterwegs, ergänzt Teubert. „Sie wachsen schnell und es gibt eine offene Kultur des Austausches“, erklärt sie. Für große Industrieunternehmen wie Daimler und Siemens ist das Thema Agilität ebenfalls bedeutend, so Neise. Aber es sei nur ein Aspekt unter sehr vielen, mit denen man sich in der heutigen Zeit konfrontiert sieht.

„Von diesen spannenden sechs Monaten in diesem Projekt nehme ich eines mit: Ich werde künftig noch mutiger sein, meinen eigenen Stil zu finden“, sagt Hauptmann Karolin Böhme, die zurzeit einen Lehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr besucht. „Interessant war für mich, dass sich Leute, die sich vorher nicht kannten, so schnell so zusammentun konnten, dass ein so gutes Produkt dabei herausgekommen ist. Das ist gelebte Agilität“, ergänzt schließlich Markus Zapke, Ingenieur der Siemens AGAktiengesellschaft. Das Digitalforum „Führen“ ist eine Kooperation zwischen dem UVB, der Bundeswehr und dem Bundesverband Deutsche Startups. Es dient dazu, neue Methoden zu entwickeln, Führung zukunftsfähig zu machen. Rund 120 Gäste besuchten die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Berliner Verkehrsbetriebe in Berlin, darunter zahlreiche Vertreter der Bundeswehr und auch der Führungsakademie der Bundeswehr.

von Führungsakademie der Bundeswehr/Victoria  Eicker  E-Mail schreiben

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