Verbindungs- und Austauschoffiziere

Brücken zwischen internationalen Militärakademien

Brücken zwischen internationalen Militärakademien

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
6 MIN

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Die Führungsakademie der Bundeswehr ist die höchste militärische Bildungseinrichtung Deutschlands. Mit den Ländern Großbritannien, Frankreich, Italien, USA, Niederlande und Österreich bestehen besondere Kooperationen. Deshalb haben diese Nationen eigene Verbindungs- und Austauschoffiziere an die Führungsakademie der Bundeswehr entsandt.

Fünf verschiedene Arme greifen sich gegenseitig am Handgelenk und bilden so eine Einheit. Jeder Arm trägt eine andere Uniform.

Die Militärakademien der Länder tauschen sich aus. Sowohl Lehrgangsteilnehmende als auch Austausch-/Verbindungsoffiziere werden entsandt

Bundeswehr/Andrea Bienert

Die Verbindungsoffiziere halten wortwörtlich die Verbindung zwischen der Führungsakademie der Bundeswehr und der entsprechenden Heimatakademie. Sie analysieren die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Institutionen, Lehrinhalte sowie der jeweiligen Streitkräfte und beraten beide Bildungseinrichtungen. Außerdem betreuen sie die Lehrgangsteilnehmenden ihres Landes, die an der Führungsakademie der Bundeswehr ausgebildet werden, und vermitteln zwischen den Ausbildungseinrichtungen. 

Drei Jahre sind sie im Regelfall an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg eingesetzt. Die Offiziere hatten zuvor bereits Berührungspunkte zu Deutschland - und seien es nur einschlägige Sprachkenntnisse - und sind deshalb für diese Positionen prädestiniert. 

Einige von ihnen üben zudem das Amt des Austauschoffiziers aus. Das bedeutet, dass sie den Tätigkeitsbereich von deutschen Soldaten und Soldatinnen an der Führungsakademie übernehmen und umgekehrt. So werden sie beispielsweise in der Lehre eingesetzt. Ein internationaler Dozent bringt andere Sichtweisen und Perspektiven ein, von denen alle profitieren können. 

Nachfolgend stellen sich die Verbindungs- und Austauschoffiziere an der Führungsakademie der Bundeswehr selbst vor. Die Interviewausschnitte wurden redaktionell zusammengefasst. 

Italien: Fregattenkapitän Massimo Tozzi

Der italienische Verbindungsoffizier vertritt die italienischen Streitkräfte an der Führungsakademie der Bundeswehr. Es handelt sich um eine Brückenfunktion, die die Führungsakademie der Bundeswehr mit dem Centro Alti Studi per la Difesa (CASD) in Italien verbindet. Als Verbindungsoffizier bin ich nicht nur für die italienischen Teilnehmenden des Lehrganges Generalstabs-/Admiralstabsdienst zuständig, sondern analysiere auch die Unterschiede zwischen CASD und Führungsakademie der Bundeswehr und vermittle die gemeinsamen Aspekte.

Porträt von Fregattenkapitän Massimo Tozzi

Italienischer Verbindungsoffizier: Fregattenkapitän Massimo Tozzi

Bundeswehr/Christian Gelhausen

Normalerweise bleiben italienische Verbindungsoffiziere immer nur drei Jahre in Hamburg. Das heißt für mich, dass ich ursprünglich mit meiner Frau und meinen beiden Kindern nur bis August 2021 in Hamburg geblieben wäre. Da mein Nachfolger erst im Juli 2022 kommt, bin ich der erste Offizier, der vier Jahre bleiben wird. Im August 2021 ist meine Familie nach Italien zurückgekehrt und ich werde bis zum Ende dieser Tätigkeit pendeln. Aber ich bin gern in Hamburg geblieben. Trotz der mit COVID verbundenen Schwierigkeiten war es insgesamt eine bedeutende und angenehme Erfahrung für meine Familie und mich. Die Integration der Kinder in das deutsche Schulsystem war hervorragend, ebenso wie der Eindruck, den wir von Hamburg hatten. Sowohl als Stadt als auch als Arbeitsumfeld.

Großbritannien: Lieutenant Colonel Benjamin Davenport

Ich habe mich während meiner beruflichen Laufbahn immer für unkonventionelle Verwendungen entschieden. Nach zweieinhalb Jahren als Bataillonskommandeur eines Fernmeldebataillons wollte ich etwas ganz anderes tun. Verbindungsoffizier an der Führungsakademie der Bundeswehr zu sein, war für mich eine Gelegenheit, mein Deutsch zu nutzen und Erfahrungen im Bereich ‚Defence Engagement‘ zu gewinnen. 

Porträt von Lieutenant Colonel Benjamin Davenport

Britischer Verbindungsoffizier: Lieutenant Colonel Benjamin Davenport

Bundeswehr/Katharina Roggmann

Es gibt Unterschiede zwischen den Streitkräften in Deutschland und in Großbritannien. Ein großer Unterschied sind die die Unterkunftsmöglichkeiten. Für Familien des britischen Militärs steht immer ein Diensthaus zur Verfügung. Ledige Offiziere können bei uns ein Zimmer im Casino beziehungsweise in den Unterkunftsgebäuden bekommen. Dadurch entsteht eine militärische Gemeinschaft - auch für die Familien, die einander unterstützen können. Wir haben in Großbritannien beispielsweise auch keine Arbeitsstundenregelungen wie in Europa, was allerdings Vorteile und Nachteile hat. Zudem hat das britische Militär kürzere Dienstzeiten. Soldaten können in der Regel nur 24 Jahre dienen und Offiziere nur 34 Jahre. Das heißt, es gibt wenige Soldatinnen und Soldaten, die älter als 42 Jahre alt sind und fast keine Offiziere, die älter als 56 Jahre alt sind. Die Gemeinsamkeiten sind, dass wir, ebenso wie die deutschen Soldaten, „Innere Führung“ bevorzugen. Bei uns heißt es allerdings „Values and Standards“. Dadurch verstehen wir einander kulturell sehr gut und erwarten gleichermaßen die höchsten Leistungen bei Ausrüstung, Einsatz und Verhalten. 

Meine Familie ist mit mir nach Hamburg umgezogen. Die Jungs sind in der internationalen Schule, an der meine Frau als Lehrerin arbeitet. Wir lieben Hamburg und es ist ein Privileg, hier wohnen zu dürfen. Nun werden wir bald wieder Richtung Großbritannien zurückkehren, aber wir wollen noch viel entdecken und reisen.

Österreich: Oberst d.G. Guido Kraus

Das Pendant zur Führungsakademie der Bundeswehr ist die Landesverteidigungsakademie des Österreichischen Bundesheeres in Wien. Ich bin seit 2021 an der Führungsakademie in Hamburg.

Porträt von Oberst d.G. Guido Kraus

Österreichischer Verbindungs- und Austauschoffizier: Oberst d.G. Guido Kraus

privat

Ich bin sowohl Verbindungs- wie auch Austauschoffizier. Das bedeutet, dass ich einen Offizier auf seinem Dienstposten in der Fakultät Einsatz, Cyber und Informationsraum, Streitkräftebasis im Fachgebiet Vereinte Nationen & Europäische Union geführte Operationen vertrete. Im Gegenzug dient ein deutscher Offizier an der Landesverteidigungsakademie in Wien im Institut für höhere militärische Führung im Referat operative Führung.

Die Bundeswehr und das Österreichische Bundesheer sind sich in vielen Aspekten sehr ähnlich und die beiden Streitkräfte unterhalten eine sehr enge Kooperation in allen Waffengattungen und auf unterschiedlichsten Führungsebenen. Aufgrund der topographischen Prägung und der flächenmäßigen Größe Österreichs als auch die politischen Rahmenbedingungen für ein Nicht-NATONorth Atlantic Treaty Organization-Land sind die Gewichtungen der Aufgabenspektren allerdings unterschiedlich.

Frankreich: Oberst i.G. Seven de Kerros

Die erste Herausforderung für mich als Franzosen ist natürlich die Beherrschung der deutschen Sprache. In Frankreich wird Deutsch außerhalb der Grenzregionen kaum gelehrt und in der Armee wird vorrangig Englisch gelernt. In meiner Generation gibt es nur wenige Offiziere, die über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen, um diesen Dienstposten zu besetzen. Ich hatte das Glück, Deutsch in der Schweiz zu lernen, wo ich meine Schulzeit bis zum Abitur absolviert habe. Zudem habe ich es dann in Frankreich im Rahmen meiner militärischen Grundausbildung weiter gelernt. Die zweite Herausforderung ist die Kenntnis der beiden Ausbildungssysteme, aber auch der beiden Armeen mit all ihren Komponenten: Land, See und Luft. Und schließlich ist es eine persönliche und familiäre Herausforderung, denn im Ausland, in einer fremden Kultur zu leben, ist immer ein Abenteuer voller Überraschungen. Es erfordert eine große Vorbereitung in Bezug auf Sprache, und Administration. Außerdem braucht man eine starke Anpassungsfähigkeit und eine Prise Demut und Geduld.

Porträt von Oberst i.G. Seven de Kerros

Französischer Verbindungsoffizier: Oberst i.G. Seven de Kerros

Bundeswehr/Christian Gelhausen

Die deutsch-französische Zusammenarbeit ist sehr erfolgreich, das muss man sagen. Die Bereiche Training und Ausbildung sind ein gutes Beispiel dafür. Es gibt kein Land auf der Welt, das die gesamte Grundausbildung oder die Weiter- und Fortbildung seiner Offiziere seinem Partner überlässt. Hier spreche ich von der deutsch-französischen Brigade. Wir, die Franzosen und die Deutschen, tun es. Ich arbeite seit 16 Jahren im Bereich der bilateralen Zusammenarbeit. Ich habe gelernt, dass die Erfolge von morgen schon heute vorbereitet werden müssen, mit den kleinen Schritten, die Tag für Tag gemacht werden.

USA: Lieutenant Colonel Thomas Griesemer

Ich bin Austauschoffizier bei der Fakultät Luftwaffe an der Führungsakademie der Bundeswehr.  Das heißt, dass ich ein volles Mitglied der Fakultät Luftwaffe bin. Alle meine Aufgaben erhalte ich vom Leiter der Fakultät Luftwaffe. Ich unterrichte, halte Präsentationen, nehme an Übungen teil und so weiter. Natürlich bringe ich dabei auch die amerikanische Perspektive mit ein.

Porträt von Lieutenant Colonel Thomas Griesemer

USUnited States-amerikanischer Austauschoffizier: Lieutenant Colonel Thomas Griesemer

Bundeswehr/Katharina Roggmann

Wie auch bei vielen anderen Stellen, müssen sich vor allem Verbindungs- und Austauschoffiziere schnell in verschiedenen Situationen zurechtfinden und reagieren. Die kulturellen und sprachlichen Unterschiede sind dabei eine weitere Herausforderung. 

Natürlich haben wir viele Gemeinsamkeiten: unsere militärische Denkweise, aber auch Werte wie Mut und Kameradschaft. Aber es gibt auch Unterschiede aus politischer und gesellschaftlicher Perspektive. Am Ende sind es die Ähnlichkeiten und die gemeinsame Denkweise, die die Verbindung zwischen den Alliierten stark machen. Meiner Ansicht nach ist die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten sehr gut. Wir tauschen uns auf fast jeder militärischen Ebene aus, arbeiten und üben sehr oft zusammen. Die Beziehung ist für beide Seiten von Vorteil.  

von Jana Stößer  E-Mail schreiben

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