Mentor beim LGAI

„Der Motor darf nicht leerlaufen“

„Der Motor darf nicht leerlaufen“

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
4 MIN

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Er ist Mentor, Freund, Eventmanager und Lehrgangsteilnehmer gleichzeitig: Fregattenkapitän Stefan Königsmark betreut Teilnehmende aus Nicht-NATONorth Atlantic Treaty Organization und Nicht-EUEuropäische Union-Staaten beim Lehrgang Generalstabs- /Admiralstabsdienst International, kurz LGAI, und ist selbst Teilnehmer. „Nebenbei“ hat er einen Regionalen Informationstag mit 100 Gästen ausgerichtet. 

Königsmark bespricht sich mit einem mexikanischen Lehrgangsteilnehmer am Stehtisch. Im Hintergrund sind die Gäste.

Als sogenannter „RIT-Meister“ betreut Fregattenkapitän Königsmark (l.) die Redner und ist Organisator der Veranstaltung

Bundeswehr/Katharina Roggmann

„Sie werden überrascht sein, wie vielfältig die Vorträge dieses Regionalen Informationstages werden. Wir haben bis zur letzten Minute daran gearbeitet“, erklärt Königsmark zu Beginn der Veranstaltung. Er hatte die Aufgabe bekommen, den Regionalen Informationstag, kurz RIT, über Nordamerika und Karibik auszurichten. Mit dem Ausbildungskonzept des Regionalen Informationstages trägt der Lehrgang dazu bei, starke und verlässliche Partner unter den internationalen Teilnehmenden zu finden beziehungsweise eine Sensibilität für die regionalen Bedürfnisse aufzubauen. Bei dieser Veranstaltung sollten die Regionen Kanada, USA, Mexiko, Mittelamerika und karibische Inseln vorgestellt werden. Normalerweise übernehmen ausschließlich Lehrgangsteilnehmende aus den betreffenden Nationen die Präsentation ihres Landes. Allerdings gibt es im aktuellen Lehrgang so gut wie keine Teilnehmenden aus diesen Regionen und Königsmark musste auf externe Redner zurückgreifen. „Das macht diesen Regionalen Informationstag auch so besonders. Für mich als Organisator, weil ich nicht weiß was kommt und für die Gäste, weil die Routinen gebrochen werden“, so der 42-jährige Fregattenkapitän.

Kontakte knüpfen

Einer seiner Mentees kommt aus der gefragten Region: Fregattenkapitän Fernando Arias Salinas aus Mexiko. Königsmark fehlten also Experten aus Kanada, USA, Mittelamerika und den karibischen Inseln. „Ich habe im Februar mit der Kontaktaufnahme angefangen. Innerhalb des Lehrgangs war es einfach, aber je entfernter die Leute waren, desto komplizierter wurden die Kontaktmöglichkeiten“, berichtet der „RIT-Meister“, wie seine Funktion innerhalb des Lehrgangs genannt wird. Beim Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National konnte er eine kanadische Teilnehmerin und einen USUnited States-amerikanischen Teilnehmer gewinnen. Für Mittelamerika und die Karibik musste er auf externe Redner zurückgreifen. Aber die erste Hürde war genommen. 

  • Vorbesprechung RIT

    Die Nationen stellen sich selbst vor. Der Mentor unterstützt die Redner bei der Sprache und der Gliederung.

    Zwei mexikanische Soldaten unterhalten sich freudig mit Fregattenkapitän Königsmark.
  • Flaggen RIT

    Als Mentor trägt Königsmark die volle Verantwortung. Ein 24-Stunden-Job, der ihn erfüllt und begeistert.

    Königsmark steht seitlich am Rednerpult. Im Hintergrund sind die deutsche und mexikanische Flagge zu sehen.
  • Piñata

    Eine typisch mexikanische Piñata, also eine mit Süßigkeiten gefüllte Pappfigur, diente als Veranstaltungsdekoration

    Eine bunte Piñata als Symbol der Kultur Mexikos.

Mentor sein, heißt Freund sein

Neben all den Veranstaltungsvorbereitungen ist Königsmark selbst Lehrgangsteilnehmer und hat Vorlesungen, Ausbildungsreisen und Projektarbeiten zu bewältigen. Außerdem ist er als deutscher Teilnehmer Mentor für die Lehrgangsteilnehmenden aus Nicht-NATONorth Atlantic Treaty Organization und Nicht-EUEuropäische Union-Staaten. Das bedeutet, dass er für seine vier Mentees aus Mexiko, Algerien, Malaysia und Peru der erste Ansprechpartner für militärische und private Fragen ist. Welcher Dienstanzug zu welchem Anlass? Wo finde ich einen Kinderarzt? Wie bekomme ich ein Visum für meinen Sohn? Wo kaufe ich ein Auto und wie muss es angemeldet und versichert werden? Um diese und viele weitere Angelegenheiten kümmert sich ein Mentor neben seiner regulären Ausbildung. Die größte Herausforderung dabei sei die Zeit, aber er entscheidet sich immer dafür Mentor und Freund zu sein, statt einfach nur Lehrgangsteilnehmer.

Vielseitigkeit bringt Abwechslung

Beim Regionalen Informationstag ist er der Hauptverantwortliche und Koordinator für alles - sowohl inhaltlich als auch organisatorisch. Vom Catering über die Einladung aller Gäste und Ausarbeitung der Vorträge war er für alles zuständig. Umso angespannter war er, weil er in diesem Fall keinen Einfluss auf die Vorträge haben konnte. Kurz vor Veranstaltungsbeginn bespricht er die Präsentationen mit den Vortragenden und muss kurzfristig Alternativen für technische Probleme finden. Während der Referate hält er via Smartphone Kontakt zur technischen Regie, damit alle Präsentationen ohne Zwischenfälle ablaufen. Trotz allem kann er sich kurz fallen lassen und die Vorträge wie ein „normaler Gast“ genießen. Denn er kennt die Inhalte nicht und kann deshalb auch über eingebaute Witze lachen. „Es war variantenreicher durch die externen Redner. Die bunte Mischung war kurzweiliger, als wenn alles aus einem Guss gekommen wäre“, gesteht Königsmark.

  • Referate RIT

    Während der Vorträge hört der Fregattenkapitän (mittig) gespannt zu. Bei eventuellen Zwischenfällen muss er aushelfen.

    Königsmark sitzt in den Hörsaalreihen, umgeben von Gästen, und hört erfreut zu.
  • Pause beim RIT

    In den Pausen stärken sich die Gäste sowie Teilnehmenden mit mexikanischen Spezialitäten und Getränken

    Die zahlreichen militärischen und zivilen Gäste verschiedener Nationen stehen gemeinsam an Stehtischen und unterhalten sich.
  • RIT Nordamerika und Karibik

    Als alle Vorträge beendet sind, fällt Königsmark „ein Stein vom Herzen“. Danach startet das informelle Abendprogramm.

    Die Gäste und Soldaten stehen im größten Hörsaal der Führungsakademie mit Blickrichtung geradeaus.

24-Stunden-Job

Bei seinen Mentees falle ihm auf, dass sie alle durchweg sehr höflich, diplomatisch, aber auch neugierig, interessiert und offen nach Deutschland gekommen sind. Manchmal müsse er seine Mentees regelrecht dazu überreden, Kritik zu üben. „Von Deutschen hört man oft nur, was alles schlecht war. Aber in anderen Ländern wird das Gute hervorgehoben“, bemerkt Königsmark. Er lerne jeden Tag viele interessante Dinge über Kulturen und andere Sichtweisen kennen. Gerade wegen des 24-Stunden-Jobs als Mentor und Lehrgangsteilnehmer, ist er davon überzeugt, dass ihm diese Zeit für spätere Verwendungen viel bringen werde. Außerdem habe er als gebürtiger Hamburger den Luxus, jeden Tag bei seiner Familie sein zu können und Zeit für Hobbys, wie zum Beispiel Basketball. Dafür hat er sogar eine Arbeitsgruppe gegründet und spielt regelmäßig, nach Dienstschluss, mit den internationalen Lehrgangsteilnehmenden Basketball. Königsmark braucht und liebt diese Dauerauslastung: „Bei der Marine sagt man: «Der Motor darf nicht leerlaufen».“

von Jana Stößer  E-Mail schreiben

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