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Geschichte

Marsch des Yorckschen Korps

Tradition
Lesedauer:
3 MIN

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Dieses Stück ist Beethovens erfolgreichster Marsch. Beim höchsten militärischen Zeremoniell der Bundeswehr, dem Großen Zapfenstreich, erklingt er, wenn die Soldaten und Soldatinnen zur Ehrenformation aufmarschieren. Viele Fragen rund um das Werk sind bis heute ungeklärt. Überraschend: Dieser „preußische“ Marsch kommt eigentlich aus Österreich.

Soldaten mit Musikinstrumenten marschieren über einen Platz.

Taktgeber: Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr hat den „Marsch des Yorckschen Korps“ natürlich auch im Repertoire. Hier heißt das Militärorchester den britischen Verteidigungsminister bei seinem Berlinbesuch im Juli 2024 musikalisch willkommen.

Bundeswehr/Tom Twardy

Gewidmet der böhmischen Landwehr

Beethoven schrieb das Musikstück im Jahre 1809 und widmete es zunächst Erzherzog Viktor von Österreich, dem damaligen Inhaber des Hoch- und Deutschmeisterregiments. Ein Regimentsinhaber stand dem Verband nominell vor, führte ihn aber meist nicht selbst. Noch im selben Jahr widmete Beethoven das Stück mit folgenden Worten um: „Marcia / No. 1 da Beethoven / Für die böhmische Landwehr“. Auch Böhmen war damals Teil des österreichischen Kaiserreichs. Eine Aufführung des Marsches am 25. August 1810 ist bezeugt. Er wurde also für das österreichische Militär komponiert – und nicht für das preußische.

Übernahme in den Kriegen gegen Napoleon

Wie es zum Transfer nach Preußen kam, ist bis heute ungeklärt. Allenfalls der Zeitraum der Übernahme nach Preußen lässt sich grob bestimmen: Er beginnt mit dem Beitritt Österreichs zum Bündnis Preußens, Russlands und Großbritanniens gegen Napoleon am 12. August 1813 und endet entweder mit dem feierlichen ersten Einzug der siegreichen Alliierten in Paris am 31. März 1814 oder ihrem zweiten nach der Schlacht von Waterloo im Juli 1815. In diesem Zeitraum waren in zahlreichen Gefechten und Schlachten, aber auch bei Feierlichkeiten und Paraden preußische und österreichische Truppen gemeinsam eingesetzt. Österreichische Militärmusiker spielten den Yorkschen Marsch, und so wurde er auch bei preußischen Einheiten bekannt.

Titel nicht von Beethoven

Möglicher Namensgeber des Marsches war der spätere Generalfeldmarschall Johann David Ludwig Graf Yorck von Wartenburg (1759–1834), Kommandierender General des I. Korps der preußischen Armee. Doch letztlich ist ungeklärt, wie der Marsch überhaupt zu seinem heute geläufigen Titel kam. Sicher ist lediglich, dass der Titel nicht von Beethoven selbst stammt. Es ist sogar davon auszugehen, dass Beethoven Zeit seines Lebens (1770–1827) gar nicht wusste, dass seine Komposition diese Neuwidmung erfahren hatte.

Aufnahme in preußische Armeemarschsammlung

Zwischen 1817 und 1819 wurde Beethovens Komposition unter dem Namen „Marsch des Yorckschen Korps“ in die vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gerade neu geschaffene preußische Armeemarschsammlung aufgenommen und bei Schlesinger in Berlin verlegt.

Beethoven selbst wusste nichts davon. Denn als er im Sommer 1826 seinen Marsch unter dem neuen Titel „Zapfenstreich Nr. 1“ dem Verlag Schlesinger in Berlin zum Druck anbot, lehnte Schlesinger ab. Der Verleger setzte Beethoven nicht darüber in Kenntnis, dass er die Noten des Marsches bereits vor Jahren gedruckt und mit Heft Nr. 8 der Armeemarschsammlung veröffentlicht hatte.

Brauchtum in der Bundeswehr

An der Popularität des Marsches änderte das nichts. In allen deutschen Armeen – von der preußischen oder bayerischen bis zur Bundeswehr oder der Nationalen Volksarmee der DDR – hatte Beethovens Komposition einen außerordentlich hohen Stellenwert und wurde stets zu besonderen Anlässen gespielt. Heute ist der Yorcksche Marsch vor allem durch den Großen Zapfenstreich bekannt, bei dem ihn die Musikkorps der Bundeswehr spielen. Beethovens Stück erfreut sich also weiterhin außerordentlicher Beliebtheit und ist eine feste Größe in der Militärmusik der Bundeswehr.

von Burkard Zenglein und Alexander Fühling

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