Gerade, weil er Soldat und Offizier war
Einsatzführungskommando- Datum:
- Ort:
- Schwielowsee
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„Tradition heißt nicht Asche verwahren, sondern eine Flamme am Brennen halten.“ Diesen Satz des französischen Historikers und Politikers Jean Jaurès zitiert Generalleutnant Erich Pfeffer, Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, zu Beginn des diesjährigen Henning-von-Tresckow-Gedenktages. Eben jener Generalmajor der Wehrmacht Henning von Tresckow wählte vor 72 Jahren nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 den Freitod.
Der militärische Widerstand gegen den Nationalsozialismus bildet bis heute neben den preußischen Reformern und der Geschichte der Bundeswehr an sich die wesentliche Traditionslinie deutscher Streitkräfte. „Traditionen bewahren das kulturelle Erbe und geben den Soldatinnen und Soldaten durch überlieferte Werte, Normen und Vorbilder eine Orientierungshilfe“, betont Pfeffer. Tradition dürfe nicht statisch betrachtet werden, sie müsse gepflegt, aber zugleich auch kritisch hinterfragt und weiterentwickelt werden, so der Generalleutnant weiter.
Thema ausgeforscht? Oberst Hans-Hubertus Mack, ehem. Kommandeur ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Bundeswehr/Archiv EinsFüKdoBwAls Gastredner konnte der Befehlshaber den Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr), Oberst Hans-Hubertus Mack, gewinnen. Mit dem promovierten Offizier erhält das Thema an diesem Tag eine andere Ausrichtung, als bei jenen Gedenkfeiern, die in diesen Tagen vielerorts stattfinden, wie etwa die zentrale Feierstunde der Bundesregierung am Berliner Bendlerblock. Denn Mack setzt seine Rede unter die Überschrift „Widerstand als Forschungsgegenstand“ und stellt eingangs die Frage, ob das Thema ausgeforscht sei.
Als Leiter einer der größten deutschen geschichtswissenschaftlichen Forschungseinrichtung „frage ich ganz direkt, wer war Henning-von Tresckow und was wissen wir über seine Rolle im Widerstand“, so Mack. Nach seiner Bewertung kann das Thema Widerstand nicht ausgeforscht sein. Zur Person Henning von Tresckow merkt der Historiker an, dass die aktuell verfügbare Biographie von Bodo Scheurig mehr als vierzig Jahre alt sei. Gleiches gelte für die Mitte der 80er Jahre durch das Militärgeschichtliche Forschungsamt, dem Vorläufer des ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, initiierte Ausstellung „Aufstand des Gewissens“. Deren Begleitkatalog sei heute noch ein viel zitiertes Standardwerk zum Thema. Doch nach mehr als dreißig Jahren wird auch diese Ausstellung nicht mehr gezeigt.
Kranzniederlegung durch den Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Erich Pfeffer
Bundeswehr/Archiv EinsFüKdoBwDennoch: „Es gibt noch viel zu forschen und vieles besser zu verstehen“, unterstreicht Mack. Der 61-Jährige weist daraufhin, dass auch mit den vorhandenen Quellen neue Fragestellungen untersucht würden. So entstünde derzeit an der Universität Potsdam eine Dissertation. Diese wende die Methoden moderner Netzwerkforschung auf den nationalkonservativen Widerstand an. Die Autorin Linda von Keyserlingk, Leiterin der Abteilung Schriftgut am Militärhistorischen Museum Dresden, fragt dabei nach den einzelnen Kontakten zwischen den verschiedenen am Widerstand beteiligten Personen. Keyserlingk untersucht dabei die Entstehung und Struktur dieses Netzwerkes. So stellt Mack abschließend in Aussicht, dass sich sein Zentrum rund um den anstehenden 75. Jahrestag des Widerstands ganz gezielt mit den neuen Fragestellungen zum Thema auseinandersetzen werde.
Er werde oft gefragt, so Mack, wie die Männer um Stauffenberg und Tresckow Widerstand leisten konnten, obwohl sie doch Offiziere waren. „Sie haben Widerstand geleistet, weil sie Soldaten waren“, ruft der Oberst in Erinnerung.
Rede Oberst Dr. Hans-Huberts Mack (PDF, 101,4 KB)
Einmarsch der Truppenfahne
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Bundesratsmitglied Dietmar Woidke bei seiner Ankunft im Einsatzführungskommando der Bundeswehr
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Generalleutnant Erich Pfeffer ließ die Heldentaten Henning von Tresckows in seiner Rede revue passieren
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Der Kommandeur des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften Oberst Dr. Mack
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Militärpfarrerin Inga Troue führte die Andacht an diesem Tag durch
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Während der Andacht
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Verlesung eines Psalms während der Andacht
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Verlesung eines Psalms während der Andacht
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Blechbläserquintett des Stabsmusikkorps der Bundeswehr
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Soldaten aller Truppengattungen tragen die Kränze zum Gedenkstein Henning von Tresckows
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Generalmajor Henning von Tresckow war neben Claus Schenk Graf von Stauffenberg die zentrale Figur des militärischen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus
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Ein Trompeter begleitet die Zeremonie musikalisch
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Ehrenbezeugung bei der Kranzniederlegung
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Generalleutnant Erich Pfeffer richtet ehrerbietig die Schleife des Gedenkkranzes
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Generalleutnant Pfeffer im Gespräch mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke
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Frau von Tresckow-Bronke im Gespräch mit Oberst Dr. Mack
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Im Gespräch nach der Zeremonie
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Generalmajor Poschwatta im Gespräch nach der Zeremonie
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