Stärke zeigen
Heimatschützer machen sich bereit, um das Tor zu einem verteidigungswichtigen Institut gegen aggressive Störer und Eindringlinge zu sichern
Ein ruhiger Vormittag in der Seestadt Bremerhaven. Auf einer Brücke vor dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt läuft der Verkehr, Radfahrer und Fußgänger sind ebenfalls unterwegs. Auf den ersten Blick ein alltägliches Szenario. Auf einmal stoppen mehrere Polizeifahrzeuge auf der Brücke. Sie sichern einen Übungseinsatz ab. Plötzlich wird es laut.
Feinddarsteller laufen schießend über die Kennedybrücke. Sie dringen auf das Gelände des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Bremerhaven ein. Diese Behörde ist unverzichtbar. Sie regelt den Schiffsverkehr auf Jade, Weser und Nebenflüssen.
Bundeswehr/Christian HabeckEine Woche lang übten Mitte September Heimatschutzkräfte aus Bremen und Nienburg, wie sie kritische Infrastruktur gegen Ausspähversuche, Sabotage oder aggressive Störer absichern können. Allein das klingt schon herausfordernd. Doch wenn dann noch die Bordeinsatzkompanie aus Eckernförde ins Spiel kommt, entwickelt sich ein Übungsszenario schnell zu einer körperlichen und mentalen Grenzerfahrung für die Heimatschützer. Denn schon allein der Anblick von einem knappen Dutzend vermummter und schwer bewaffneter Marine-Infanteristen wirkt mehr als einschüchternd.
Die Männer, die in der Übung in die Rolle von feindlichen Angreifern schlüpfen, laufen nahezu lautlos über die Kennedybrücke in Richtung Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, kurz WSA. Kurz bevor sie das umzäunte Gelände erreichen, geben sie die ersten Schüsse ab. Ein MG-Schütze legt mit Feuerstößen nach, die Angreifer überwinden den Zaun zum WSA, suchen Deckung hinter geparkten Fahrzeugen und nähern sich den Stellungen der Heimatschützer. Die wehren den Angriff mit allen Kräften ab und nutzen, nachdem der erste Schockmoment abgeklungen ist, ihren Heimvorteil im Feuerkampf.
Nach 20 Minuten ist das Gefecht beendet. Beide Seiten haben Verluste zu beklagen. Verwundete müssen versorgt, Gefallene geborgen werden. Ihre Zahl wurde durch die Schiedsrichter bestimmt, die im laufenden Gefecht entscheiden mussten, welche Soldatinnen und Soldaten durch fehlende Deckung, taktische Mängel oder schlicht die Überlegenheit des Gegners ausgeschaltet wurden.
Neben den Schiedsrichtern sind auch Auswerter vom Territorialen Führungskommando der Bundeswehr vor Ort. Ihre Aufgabe: Sie stellen Gefechtsabläufe, Ausbildungen sowie Entscheidungen von Kompaniechef, Zug- und Gruppenführern auf den Prüfstand. Was hat funktioniert? Wo muss nachgebessert werden? So wird sichergestellt, dass die Übung tatsächlich zu einem Ausbildungsfortschritt auf allen Ebenen führt.
Oberst Andreas Timm, Kommandeur des Landeskommandos Bremen, dankt den beteiligten Polizeikräften. Sie haben gemeinsam mit den Heimatschützern aggressive Demonstranten und Störaktionen abgewehrt.
Bundeswehr/Christian Habeck„Solch eine Übung im Stadtgebiet hat es seit mehreren Jahrzehnten nicht gegeben“ sagt Oberst Andreas Timm, Kommandeur des Landeskommandos Bremen. „Bremerhaven ist von großer Bedeutung für die Verstärkungskräfte der USUnited States-amerikanischen Streitkräfte. Wir sind dafür da, dass diejenigen, die hier ankommen mit ihrem Material über Luft und See, in einem sicheren Hafen sind, aus dem heraus sie dann ihre weiteren Bewegungen fortsetzen können.“
Oberleutnant Till H. hat bereits 20 Jahre Erfahrungen als Reservist gesammelt. Er nimmt die Strapazen einer mehrtägigen Übung auf sich, weil er seinen Beitrag leisten will, um Deutschland zu sichern – auch wenn er bei Fishtown Guard auf Schlaf, Komfort und Privatsphäre verzichten muss. Er sagt: „Ich hoffe, dass ich nie eingesetzt werden muss.“ Aber wenn, dann wolle er bereit sein, ebenso wie seine Kameradinnen und Kameraden vom Heimatschutz.
Heimatschützer machen sich bereit, um das Tor zu einem verteidigungswichtigen Institut gegen aggressive Störer und Eindringlinge zu sichern
Mit Sandsäcken sichern Heimatschützer ihre Stellungen im maritimen Umfeld. Von hier aus haben sie alles im Blick.
Soldaten der Heimatschutzkompanie Bremen haben extra einen Bootsführerschein gemacht, um bei Fishtown Guard auch von der Wasserseite aus handlungsfähig zu sein
Für den jungen Soldaten aus Nienburg stellt die Übung Fishtown Guard den Abschluss seiner Spezialgrundausbildung dar. Er kniet gut geschützt in seiner Stellung.
Während der Betrieb auf dem Gelände des Tonnenhofs in Bremerhaven weiterläuft, müssen Soldatinnen und Soldaten das Areal schützen. Ein realistisches Szenario.
Sonst trainieren sie auf dem Truppenübungsplatz, jetzt werden sie in einem städtischen Umfeld ausgebildet: Heimatschutzkräfte aus Bremen
Wenn Störer vor den Toren eines wichtigen Objekts randalieren, sichern die Heimatschützer von innen. Für das Geschehen vor den Toren ist die Polizei zuständig.
Heimatschutzkräfte sichern das Areal des Tonnenhofs in Bremerhaven. Er gehört zum Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt.