Wie die Beschaffung bei der Bundeswehr abläuft
Seit der „Zeitenwende“ beschafft die Bundeswehr für viele Milliarden Euro moderne Waffensysteme und Ausrüstung.
Ein zentraler Baustein der Bundeswehr-Modernisierung ist der neue Radschützenpanzer Schakal, der die Fähigkeiten des Heeres verstärken soll. Beschafft wird das System über die europäische Rüstungsagentur Organisation Conjointe de Coopération en matière dʼArmement, kurz OCCAROrganisation Conjointe de Coopération en Matière d’Armement.
Der Radschützenpanzer Schakal
Fa. KNDSDer Schakal wird der neue Maßstab für die mittleren Gefechtsfahrzeuge der Bundeswehr sein. Er basiert auf dem bewährten GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug-Boxer-Mehrzweckfahrgestell. Herzstück ist der unbemannte Geschützturm, der aus dem Schützenpanzer Puma abgeleitet wurde. Das neue Fahrzeug schließt die Lücke zwischen schwergepanzerten Kettenfahrzeugen wie dem Puma und den leichteren Infanteriefahrzeugen wie dem Dingo. Es ist vor allem für den schnellen und flexiblen Einsatz mit mobilen Kräften vorgesehen – also für Szenarien, in denen Beweglichkeit und Schutz gleichermaßen entscheidend sind.
Die OCCAROrganisation Conjointe de Coopération en Matière d’Armement ist eine zwischenstaatliche europäische Organisation, die multinationale Rüstungsprojekte koordiniert. Neben unter anderem Frankreich, Italien, Großbritannien und den Niederlanden ist Deutschland seit 1998 Mitglied.
Ziel der OCCAROrganisation Conjointe de Coopération en Matière d’Armement ist es, europäische Beschaffungsprojekte zu vereinheitlichen, Kosten zu senken und industrielle Synergien zu nutzen. Durch die Zentralisierung des Prozesses können notwendige Komponenten wie die Projektsteuerung oder das Lebenszyklus-Management gemeinsam im europäischen Verbund abgewickelt werden. Das hat den Vorteil, dass Verträge und beispielsweise auch Prüfverfahren vereinheitlicht werden können. Hauptauftragnehmer bei der Beschaffung des Schakals ist die Firma ARTEC mit Sitz in München.
Durch die Standardisierung der beschafften Fahrzeuge über OCCAROrganisation Conjointe de Coopération en Matière d’Armement steht somit gemeinsamen europäischen Einsätzen nichts im Weg. Mit dem Schakal modernisiert die Bundeswehr nicht nur ihre Fahrzeugflotte, sondern auch ihre Beschaffungslogistik. Das Verfahren über OCCAROrganisation Conjointe de Coopération en Matière d’Armement steht beispielhaft für eine neue Generation europäischer Rüstungskooperationen und ist dabei effizient, auf Interoperabilität ausgerichtet und strategisch abgestimmt.
Derzeit baut die Bundeswehr eine Brigade der Mittleren Kräfte auf – einen auf eigenem Rad schnell verlegbaren, aber dennoch robust geschützten Verband. Die Mittleren Kräfte schließen die operative Lücke zwischen den luftbeweglichen Leichten Kräften und den Schweren Kräften, deren Verlegung mehr Zeit und logistischen Aufwand benötigt. Sie sind schnell im Operationsraum und dort zur Abschreckung, Verteidigung und Verzögerung befähigt. So gewinnen sie die notwendige Zeit bis zum Eintreffen weiterer, vor allem Schwerer Kräfte.
Der Schakal wird hier das zentrale Waffensystem sein. Er soll zukünftig im Verbund operieren, unter anderem mit dem neuen Spähfahrzeug Luchs 2 und der Radhaubitze RCH155. Gemeinsam werden die Fahrzeuge das Rückgrat der neuen mittleren Einsatzverbände bilden.
Insgesamt wird die Bundeswehr 150 Fahrzeuge mit einem Gesamtvolumen von rund 3,4 Milliarden Euro beschaffen. Darin enthalten sind auch Kosten für Ersatzteile, Ausbildung des Personals und Services. Es besteht außerdem die Option auf weitere 200 Fahrzeuge. Die Auslieferung startet voraussichtlich Ende 2027.
von PIZ AIN