
Tradition und Selbstverständnis (5/7)
70 Jahre – 70 Fakten
70 Jahre – 70 Fakten
Das Soldatengesetz gibt vor, welchen Diensteid Soldatinnen und Soldaten leisten: „Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, (so wahr mir Gott helfe).“
Wer ehrenhaft aus der Bundeswehr ausgeschieden ist, ist einer der vielen Millionen Veteraninnen und Veteranen in Deutschland. Um sie zu ehren, hat die Bundeswehr 2019 das Veteranenabzeichen eingeführt. Bis Ende 2024 wurde es rund 115.000 Mal ausgehändigt.
Ursprünglich läutete der Zapfenstreich das Ende des Ausschanks im Wirtshaus für die Landsknechte im 16. Jahrhundert ein. Heute ist der Große Zapfenstreich das höchste militärische Zeremoniell zur Verabschiedung verdienter Persönlichkeiten.
Keine Armee in der Geschichte des deutschen Nationalstaates gab es so lange, wie es die Bundeswehr schon gibt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der zentrale Bezugspunkt ihrer Tradition die eigene siebzigjährige Geschichte ist. Aber natürlich gibt es auch Bezüge in die reichhaltige deutsche Militärgeschichte. So entwickelten deutsche Streitkräfte zahlreiche fortschrittliche Verfahren, etwa das Führen mit Auftrag, das Führen von vorne oder das Generalstabswesen, die die Bundeswehr noch heute prägen. Die Wehrmacht und die Nationale Volksarmee der DDR sind dagegen grundsätzlich nicht traditionswürdig, denn das unverrückbare Wertefundament der Bundeswehr ist die freiheitlich demokratische Grundordnung.
Bereits die germanischen Krieger, die römischen Legionäre und auch die Ritter im Mittelalter leisteten einen Eid gegenüber ihren Heerführern. Das ist der historische Ursprung des soldatischen Eids. In der Bundeswehr legen die Soldatinnen und Soldaten ihren Eid auf die schwarz-rot-goldene Truppenfahne ab. Im Gegensatz zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft wird der Eid in der Bundesrepublik nicht auf eine Person geleistet, sondern auf Land, Volk und Werte. Mit dem Sprechen der Eidesformel beim feierlichen Gelöbnis verpflichten sich die Soldatinnen und Soldaten moralisch zum treuen Dienst an der Bundesrepublik. Der
Es prangt unverkennbar auf jedem Kampf- und Luftfahrzeug der Bundeswehr: das Eiserne Kreuz. Ursprünglich wurde es im Jahr 1813 durch den König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., während der Napoleonischen Kriege gestiftet. Der Entwurf des geschwungenen Kreuzes, mit seinen breiten Enden stammt aus der Feder des Architekten Karl Friedrich Schinkel und war eine soldatische Auszeichnung für Tapferkeit, Freiheitsliebe und Ritterlichkeit. Durch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 sowie den Ersten Weltkrieg wandelte sich das Eiserne Kreuz von einem preußischen zu einem gesamtdeutschen Symbol. Bereits am 12. November 1955 bekamen die ersten 101 Freiwilligen der neuen Bundeswehr unterm Eisernen Kreuz ihre Ernennungsurkunden. Am 24. September 1956 wurde es dann auch offiziell durch präsidentielle Genehmigung zum Hoheitszeichen der Bundeswehr.
Im Fackelschein und zu den Klängen des Yorkschen Korps marschieren die Soldatinnen und Soldaten in Reih und Glied auf den Paradeplatz. Das ist der immer gleiche Beginn des Großen Zapfenstreichs, dem höchsten militärischen Zeremoniell der Bundeswehr. Anlass kann beispielsweise das Dienstzeitende verdienter Amtsträgerinnen oder Amtsträger sein. Aber auch besondere Ereignisse wie das Ende des langjährigen Afghanistaneinsatzes können diese besondere Ehrerbietung begründen. Historisch geht das präzise durchgeführte Zeremoniell auf die Zeit der Landsknechte im 16. Jahrhundert zurück. Damals war es Brauch, dass der sogenannte Profos, der die Gerichtsbarkeit in Söldnerheeren innehatte, abends den Ausschank in den Wirtshäusern beendete, indem er mit seinem Säbel über den Zapfhahn der Bier- und Weinfässer strich. Zugleich riefen Trommler und Pfeifer die Söldner zur Nachtruhe ins Feldlager. Über die Jahrhunderte entwickelte sich daraus der heutige Große Zapfenstreich, bei dem immer noch die Musik im Zentrum steht.
Über 3.430 Soldatinnen und Soldaten ließen seit 1955 ihr Leben in Ausübung ihres Dienstes für die Bundesrepublik Deutschland. 37 fielen dabei im Gefecht oder durch Anschläge. Im Gedenken an sie steht im Herzen der Hauptstadt, auf der Grenze zwischen militärischem Sicherheitsbereich des Verteidigungsministeriums und öffentlichem Raum, das Ehrenmal der Bundeswehr. Es ist frei zugänglich und bietet den Menschen einen Ort der Trauer und des Gedenkens. Ergänzt wird das Ehrenmal der Bundeswehr durch den Wald der Erinnerung, der vor allem den Hinterbliebenen einen Raum gibt. Heer, Luftwaffe und Marine gedenken ihrer Toten zudem an eigenen Ehrenmalen: das Heer am Ehrenmal des Deutschen Heeres auf der Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz, die Luftwaffe am Ehrenmal der Luftwaffe und der Luftfahrt in Fürstenfeldbruck und die Marine am Marine-Ehrenmal in Laboe.
Wer als Soldatin oder Soldat der Bundeswehr im aktiven Dienst steht oder aus diesem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist, ist Veteranin oder Veteran. Diese Definition bestimmt seit 2018 den Veteranenbegriff Deutschlands. Wer diese Voraussetzung erfüllt, kann sich seit 2019 auch das offizielle Veteranenabzeichen aushändigen lassen. Ausgefüllt wird der Veteranenbegriff aber erst durch all diejenigen, die sich entweder noch während ihres Dienstes oder danach für eine lebendige Veteranenkultur einsetzen. Seinen bisherigen Höhepunkt fand das Engagement mit der Einführung des Nationalen Veteranentages, der erstmals 2025 stattfand. Fortan wird er jedes Jahr am 15. Juli gefeiert. Zudem bietet die Bundeswehr mit dem Veteranenbüro im Herzen Berlins eine zentrale Anlaufstelle für alle Veteraninnen und Veteranen.
Dass Soldatinnen und Soldaten an Parlamentswahlen teilnehmen, geschweige denn gewählt werden dürfen, war nicht immer so in der deutschen Geschichte. In der Bundesrepublik Deutschland haben die Angehörigen des Militärs jedoch vollen Anspruch auf Mitwirkung und Beteiligung in Staat und Gesellschaft. Das ist ein Beispiel dafür, das im demokratischen Deutschland die Streitkräfte fest in der Mitte der Gesellschaft verankert sind. Das Militär als Staat im Staate ist keine Option. Es gilt das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform. Damit haben Soldatinnen und Soldaten zum Großteil die gleichen Rechte und Pflichte wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger auch.
Mit der Entscheidung der Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik war klar: Der Deutsche Bundestag muss die Streitkräfte kontrollieren können. So können die Abgeordneten durch ihre Hoheit über den Haushalt bestimmen, wie viel Geld die Bundeswehr zur Verfügung hat, was sich direkt auf Personalumfang und Ausrüstung auswirkt. Zudem legt die Verfassung fest, dass es einen Verteidigungsausschuss geben muss, der sich mit den verteidigungspolitischen Fragen auseinandersetzt und das Handeln der Regierung kontrolliert. Darüber hinaus bietet die Institution des Wehrbeauftragten allen Soldatinnen und Soldaten eine Interessenvertretung, an die sie sich direkt wenden können, wenn sie ihre Grundrechte beeinträchtigt sehen. Auch die Entscheidung, ob deutsche Soldatinnen und Soldaten in einen bewaffneten Einsatz entsendet werden, liegt bei den Abgeordneten des Bundestags.
Alle Soldatinnen und Soldaten kennen diese Abkürzung. Denn FDGOfreiheitliche demokratische Grundordnung steht für die freiheitliche demokratische Grundordnung und beschreibt die Grundprinzipien des Zusammenlebens in der Bundesrepublik Deutschland – etwa Demokratie, Gewaltenteilung und Gleichberechtigung. Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr verteidigen diese Grundpfeiler der demokratischen Architektur Deutschlands. Die FDGOfreiheitliche demokratische Grundordnung ist Maßstab für das Traditionsverständnis und die Traditionspflege der Bundeswehr. Dazu gehören insbesondere die Achtung der Menschenwürde, die Wahrung von Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht, der Ausschluss jeder Gewalt und Willkürherrschaft sowie die Verpflichtung, für Freiheit und Frieden einzustehen. Insbesondere gilt für die Soldatinnen und Soldaten die Pflicht zur Menschlichkeit, auch im Gefecht.
Das Ausmaß des Schreckens, mit dem das nationalsozialistische Terrorregime die Welt überzog, ist ohnegleichen. Eines seiner willfährigen Instrumente war die Wehrmacht. Aufgrund ihrer Verbrechen ist die Armee des Unrechtsregimes grundsätzlich nicht traditionsstiftend für die Bundeswehr. Nur einzelne Wehrmachtsangehörige können in das Traditionsgut der Bundeswehr übernommen werden – beispielsweise die militärische Widerstandsgruppe um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, die ihren Eid brach, um den Diktator Adolf Hitler zu töten. Auch die Nationale Volksarmee als Streitmacht der Deutschen Demokratischen Republik ist als Ganzes nicht traditionswürdig: Aufgrund ihres Selbstverständnisses als Parteiarmee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands diente sie der Herrschaftssicherung der SEDSozialistische Einheitspartei Deutschlands-Diktatur.
In den Streitkräften gibt es unzählige Rituale, Sitten und Gepflogenheiten. Teilweise reichen die Ursprünge Jahrhunderte zurück. Ein Beispiel dafür ist der militärische Gruß. Beim Salutieren wird die flache Hand mit gestreckten Fingern an die Stirn gelegt. Was heute ein Zeichen des Respekts unter Soldatinnen und Soldaten ist, stammt aus der Zeit der Ritter, die sich bei einer Begegnung durch das Anheben des Helmvisiers zu erkennen gaben. Solches Brauchtum ist nicht überall in der Bundeswehr gleich. So pflegen die Teilstreitkräfte unterschiedliche Bräuche, wie die Marine mit dem Flaggengruß: Beim Betreten eines Schiffs oder Boots salutieren die Soldatinnen und Soldaten in Richtung der deutschen Flagge am Heck. Aber auch in den verschiedenen Truppengattungen und Einheiten unterscheiden sich die Rituale. Als reichhaltiger Schatz gibt das militärische Brauchtum Handlungssicherheit im Alltag, fördert die Kameradschaft und stärkt den Zusammenhalt.