Gründungstag der Bundeswehr: Feierliches Gelöbnis in Berlin
Selbstverständnis und Tradition- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 3 MIN
Das Herz der deutschen Demokratie schlägt nirgendwo lauter als zwischen dem Bundestag und dem Kanzleramt in der Hauptstadt Berlin. Am 12. November 2025 leisteten dort auf dem Bundesforum 280 Rekrutinnen und Rekruten ihr Bekenntnis zur Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland – auf den Tag genau 70 Jahre nach der Gründung der Bundeswehr.
Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee und steht seit ihrer Gründung in der Mitte der Gesellschaft. Wie anders könnte ihr Gründungstag besser begangen werden als mit einem Feierlichen Gelöbnis im Zentrum der Hauptstadt, zwischen Parlament und Regierungszentrale? „Nirgendwo wird die Verbindung zwischen dem deutschen Bundestag, der Bundesregierung und unserer Bundeswehr greifbarer als hier“, betonte Verteidigungsminister Boris Pistorius in seiner Rede an die Rekrutinnen und Rekruten. Die Gründung der Bundeswehr 1955 sei ein Wagnis gewesen, so der Minister – ein Wagnis, das zur Erfolgsgeschichte geworden sei. „Aus den Schatten unserer Geschichte ist eine besondere Armee hervorgegangen, die grundlegend anders ist als ihre Vorgänger. Fest verankert in der Demokratie, dem Recht und der Freiheit verpflichtet und kontrolliert und beauftragt durch das Parlament.“
„Die Bundeswehr steht für die Sicherheit Deutschlands ein. Wenn es kritisch wird, will ich da sein und mich einbringen. Ich möchte der Gesellschaft mit allen meinen Möglichkeiten helfen.“
Seit nunmehr sieben Jahrzehnten leisteten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr Beeindruckendes, so Pistorius. „In der Landesverteidigung, im Bündnis, in Einsätzen weltweit und in militärischen Evakuierungsoperationen.“ Seit ihrer Gründung habe sich die Bundeswehr immer wieder neu erfunden. Auch jetzt befände man sich wieder mitten in einem sicherheitspolitischen Umbruch, der durch den russischen Überfall auf die Ukraine ausgelöst worden sei. „Deutschland und Europa stehen unter Druck: militärisch, politisch und wirtschaftlich“, so der Minister. Um den Frieden zu sichern, müssten die Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten der Bundeswehr schnell und entschlossen gestärkt werden.
Das Gelöbnis der Rekrutinnen und Rekruten sei mehr als nur das Nachsprechen einer Formel, so Pistorius weiter. „Es ist ein Versprechen an uns alle – ein Versprechen, das Mut verlangt.“ Dies gelte umso mehr in unsicheren Zeiten wie diesen, sagte der Minister. Das Feierliche Gelöbnis zum 70. Jubiläum des Gründungstag der Bundeswehr sei Ausdruck dessen, wofür die Streitkräfte heute stünden: „Für ein Deutschland, das Verantwortung übernimmt. Für ein Deutschland, das eng zusammenarbeitet im Bündnis. Für ein Deutschland, das zeigt: Auf uns ist Verlass.“
Bundestagsabgeordnete, Regierungsvertretende, Militärs aus alliierten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Nationen: zahlreiche Würdenträgerinnen und Würdenträger waren gekommen, um mit der Bundeswehr den 70. Jahrestag ihrer Gründung zu begehen. Auch rund 600 Familienangehörige der Rekrutinnen und Rekruten und interessierte Bürgerinnen und Bürger verfolgten die Zeremonie auf dem Bundesforum. Genau wie die Zuschauenden am Fernseher – das Gelöbnis wurde live im ZDF übertragen – wurden sie Zeugen eines der wichtigsten Momente im Leben eines jeden Uniformierten: dem feierlichen Versprechen, das Wohl unseres Landes und seiner Menschen im Zweifel auch über das eigene zu stellen.
„Mein Land hat mir viel gegeben, jetzt möchte ich etwas zurückgeben. Frieden und Freiheit sind heute nicht mehr selbstverständlich. Ich möchte dazu beitragen, dass das wieder so wird.“
Ehrengast des Gelöbnisses am Gründungstag war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Nach der Eröffnungsrede von Verteidigungsminister Pistorius hielt das Staatsoberhaupt Deutschlands die Gelöbnisrede. Anschließend nahm Generalinspekteur Carsten Breuer den Rekrutinnen und Rekruten ihr Ehrenwort ab, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen – wenn nötig, auch mit der Waffe in der Hand. „Die Armee, der Sie dienen, ist tief verankert in unserem demokratischen Gemeinwesen. Über sieben Jahrzehnte hinweg hat sie bewiesen: Sie ist eine Armee der Demokratie“, sagte Steinmeier den Rekrutinnen und Rekruten in seiner Gelöbnisansprache.
Die Geschichte der Bundeswehr spiegele auch die Geschichte der sich wandelnden deutschen Gesellschaft wider, so der Bundespräsident. Das gelte auch für die Entwicklungen der vergangenen Jahre. „Heute sind wir wieder mit einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in Europa konfrontiert, mit neuen Bedrohungen Europas“, sagte Steinmeier. Russland stelle die Entschlossenheit der NATONorth Atlantic Treaty Organization in vielerlei Hinsicht auf die Probe. Deutschland müsse diese Herausforderung annehmen und schnell militärische Stärke entwickeln, sagte der Bundespräsident: „Nicht, um Krieg zu führen – sondern, um ihn nicht führen zu müssen.“
Deutschlands Beitrag zu einer wirksamen Abschreckung sei jetzt gefordert, so Steinmeier – auch deshalb sei er sehr dankbar, dass die angetretenen Rekrutinnen und Rekruten ihre Pflicht als Soldatinnen und Soldaten erfüllen wollten. Sein Dank gelte dabei ebenso allen Kameradinnen und Kameraden, die sich in den vergangenen 70 Jahren dem Schutz der deutschen Demokratie verschrieben hätten, sagte der Bundespräsident. „Denn sie schützen, was uns alle ausmacht: unsere Art zu leben. Unser Recht. Unsere Freiheit. Unsere Demokratie.“