Für das Recht und die Freiheit

Feierliches Gelöbnis am 20. Juli im Bendlerblock: Appell an das Gewissen

Feierliches Gelöbnis am 20. Juli im Bendlerblock: Appell an das Gewissen

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Wehrmachtsoffiziere versuchten vor 81 Jahren, das nationalsozialistische Regime in Deutschland zu stürzen. Der Plan schlug fehl, viele Beteiligte wurden hingerichtet. Doch ihr Mut und ihr Opfer machte sie zum Vorbild für die nächsten Generationen deutscher Soldatinnen und Soldaten. Jedes Jahr am 20. Juli wird im Bendlerblock daran erinnert.

Soldaten stehen neben der Deutschlandfahne in Grundstellung

Am 81. Jahrestag des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 bekannten sich Rekrutinnen und Rekruten der Bundeswehr am Verteidigungsministerium in Berlin zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung.

Bundeswehr/Torsten Kraatz

Der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 ist seit vielen Jahrzehnten ein wichtiger Teil der Erinnerungskultur der Bundesrepublik Deutschland. Der Jahrestag wird vielerorts als Tag des Widerstands begangen. Besonders wichtig ist er für das Traditionsverständnis der Bundeswehr, waren doch unter den Beteiligten auch Offiziere der deutschen Streitkräfte. Die militärische Widerstandsgruppe um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg brach ihren Soldateneid, um den Diktator Adolf Hitler zu töten und den Zweiten Weltkrieg zu beenden. Angesichts der Verbrechen der Nationalsozialisten folgten die Soldaten ihrem Gewissen, und nicht ihren Befehlen.

Bundesminister der Verteidigung Boris Pistorius
Boris Pistorius, Verteidigungsminister Bundeswehr/Norman Jankowski
Die Männer und Frauen des 20. Juli haben uns ein Vermächtnis hinterlassen. Sie führen dieses Vermächtnis weiter: Mit ihrem Eid, ihrer Haltung und mit ihrem Dienst.“

Werte des Grundgesetzes verteidigen

Obwohl ihr Plan scheiterte, wurden die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 zum Vorbild für folgende Generationen deutscher Soldatinnen und Soldaten. Denn sie hatten es gewagt, den Nationalsozialisten die Gefolgschaft aufzukündigen und ihr Gewissen zum Maßstab ihres Handelns zu machen. Diese „Innere Führung“ wurde zum Leitbild der Bundeswehr, die zehn Jahre nach dem Ende des NSNationalsozialismus-Regimes gegründet wurde. Ihr Selbstverständnis basierte nicht mehr länger auf blindem Gehorsam wie zuvor in der Wehrmacht – sondern auf der Verantwortung gegenüber dem Land und seinen Menschen. Bundeswehrangehörige sind heute Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in Uniform. Von ihnen wird erwartet, die Werte des Grundgesetzes nicht nur zu verteidigen, sondern auch zu leben. Mit ihrem Gelöbnis bekräftigen sie ihren Willen, ihrem Land zu dienen und das Recht und die Freiheit seiner Menschen zu schützen – wenn nötig auch mit der Waffe in der Hand.

  • Vier Personen laufen über einen Platz mit vielen angetretenen Soldaten.

    Stillgestanden: Verteidigungsminister Pistorius, Generalinspekteur Breuer und der diesjährige Ehrengast Prof. Dr. Habarth vom Bundesverfassungsgericht schreiten gemeinsam die Gelöbnisaufstellung ab.

    Bundeswehr/Torsten Kraatz
  • Viele Personen sitzen auf einer Tribüne

    Ereignis von besonderer Bedeutung: Vertreter aus der Politik und Zivilgesellschaft sowie Militärs verfolgen die Gelöbniszeremonie am Bendlerblock.

    Bundeswehr/Torsten Kraatz
  • Soldaten halten die linke Hand über eine Deutschlandflagge

    Ernste Sache: Krönung des Gelöbnisses ist der Fahneneid, den eine Gruppe von Rekrutinnen und Rekruten stellvertretend für ihre Kameradinnen und Kameraden leistet. Mit der Zeremonie werden die Uniformierten Teil der Soldatengemeinschaft.

    Bundeswehr/Christoph Kassette
  • Mehrere Personen geben sich die Hand.

    Fester Händedruck: Verteidigungsminister, Generalinspekteur und Ehrengast beglückwünschen die Rekrutinnen und Rekruten, die für den Fahneneid ausgewählt worden waren.

    Bundeswehr/Torsten Kraatz
  • Soldaten stehen in Grundstellung

    Lasst es raus: Nachdem die Rekrutinnen und Rekruten auf dem Paradeplatz im Bendlerblock ihr Gelöbnis zum Schutz von Demokratie und Rechtsstaat abgelegt haben, bringen sie nacheinander die Schlachtrufe ihrer Truppengattungen aus

    Bundeswehr/Torsten Kraatz

Aus Überzeugung dienen

Mehr als 200 Rekrutinnen und Rekruten der Bundeswehr leisteten ihr Bekenntnis am 20. Juli 2025 vor der historischen Kulisse des Bendlerblocks in Berlin. Nur wenige Meter weiter wurde der Umsturz von 1944 versucht. Nach dessen Scheitern wurden Stauffenberg und drei Mitstreiter in einem Innenhof des Gebäudekomplexes hingerichtet. Verteidigungsminister Boris Pistorius griff die Geschehnisse in seiner Ansprache an die Rekrutinnen und Rekruten auf.

Im Bendlerblock sei ein bedeutendes Kapitel deutscher Geschichte geschrieben worden, sagte der Verteidigungsminister. „Es erinnert uns an etwas, das man nicht erlernen oder befehlen kann. Man muss es leben: Haltung, Moral und Mut.“ Trotz seines Scheiterns sei der Umsturzversuch vom 20. Juli zu einem Symbol geworden, so Pistorius: „Für Widerstand gegen Unrecht. Für Gerechtigkeit und Gewissen. Für ein besseres Deutschland.“ Das Gelöbnis an diesem besonderen Tag sei mehr als ein militärischer Akt, sagte der Minister – es sei politisches und gesellschaftliches Signal in einer Zeit, in der die Demokratie von allen Seiten bedroht werde. „Deutschland ist da. Wir stehen zusammen. Und wir alle wissen, was wir gemeinsam zu verteidigen haben“, sagte Pistorius. Die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 hätten Deutschland ein Vermächtnis hinterlassen, schloss der Verteidigungsminister – nun müssten es die Rekrutinnen und Rekruten fortführen.

Eine Person steht an einem Rednerpult
Prof. Dr. Stefan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts Bundeswehr/Christoph Kassette
„Ihr Treuebekenntnis gilt den Grundsätzen, die uns als Gemeinschaft verbinden.“

Auch der Ehrengast des Gelöbnisses bekräftigte die Bedeutung gemeinsamer Werte für die Demokratie. „Europa durchlebt sicherheitspolitisch die schwierigste Phase seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Prof. Dr. Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts. In dieser Zeit zeigten die Rekrutinnen und Rekruten Unerschrockenheit und Mut, so Habarth: „Das hebt Sie heraus.“ Der Dienst als Soldatin oder Soldat sei nicht in erster Linie ein Kriegsdienst, so der Jurist – sondern vielmehr ein Kriegsverhinderungsdienst. „Wer den Frieden bewahren will, muss fähig sein, sich militärisch zu behaupten.“ Dies sei eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft und verlange die Bereitschaft zur Anstrengung und zum Opfer, führte er weiter aus. „Wir brauchen Sie als Verteidiger unserer Freiheit“, sagte Harbarth den Rekrutinnen und Rekruten zum Abschluss seiner Rede. „Danke, dass Sie sich in den Dienst dieser Aufgabe stellen.“

von Timo Kather

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema