„Jeder Slot wird genutzt“: Kontingentführer erwartet Lageverschärfung in Kabul
„Jeder Slot wird genutzt“: Kontingentführer erwartet Lageverschärfung in Kabul
- Datum:
- Ort:
- Berlin
- Lesedauer:
- 2 MIN
Die Lage am Flughafen Kabul ist dramatisch. Verzweifelte Menschen versuchen, das Land auf einem der Evakuierungsflüge zu verlassen. Der Zugang zum Flughafen ist auch für Ausreiseberechtigte schwierig. Eine Zuspitzung der Situation ist zu erwarten. Die Evakuierungsflüge der Bundeswehr und anderer Partner werden fortgesetzt.
„Die Situation ist angespannt und hochvolatil. Die Menschen haben das Gefühl, dass ihnen die Zeit wegläuft.“ So beschrieb Brigadegeneral Jens Arlt, Kontingentführer der deutschen Evakuierungsoperation, die aktuelle Sicherheitslage im Umfeld des Flughafens Kabul, als er heute mittag zu einer Presseinformation des Verteidigungsministeriums aus Afghanistan zugeschaltet wurde. Berichten, dass deutsche Staatsbürger von USUnited States-amerikanischen Streitkräften grundsätzlich der Zugang verwehrt werde, widersprach er. Einzelfälle könne er anhand der teils dramatischen Entwicklung nicht ausschließen.
Das Problem sei, dass die Menschenmassen im Außenbereich bis an die Tore vorzudringen, um den den Flughafen schützenden Sicherheitskräften Ausreisedokumente und Identifikationsnachweise zeigen zu können. Denn nur über Berechtigungsnachweise lasse sich der Zugang zum Schleusenbereich des Flughafens kontrollieren. Andernfalls würde er von verzweifelten Menschen gestürmt. Zudem kontrollieren die radikalislamischen Taliban den Außenbereich des Flughafens und beeinflussen aktiv die Lage: „Die Gemengelage aus Zeitdruck und Verzweiflung – ich befürchte, dass sich die Lage weiter zuspitzen wird.“
Die Nadel im Heuhaufen: die Suche vor dem Flughafen
Mitarbeitende der Bundeswehr, aber auch anderer Ressorts versuchen derzeit, einzelne Ortskräfte und andere zu Evakuierende in den riesigen Menschenansammlungen zu finden und mit ihren Familien in den inneren Bereich des Flughafens zu bringen. Denn die Begleitung einer geschlossenen Gruppe zu den Toren sei aktuell unmöglich und führe sofort zu einem Auflauf von Ausreisewilligen, die sich Zugang zum Flughafen verschaffen wollen. „Doch wenn uns jemand sagt, ich bin da, ich bin mit der Familie vor dem Tor – dann kommen wir und holen sie rein,“ sagte Brigadegeneral Arlt.
Passen Sie jetzt Ihre Datenschutzeinstellungen an, um dieses Video zu sehen
Evakuierung: A400M im Pendelflugverkehr
Evakuiert werden deutsche Staatsangehörige, Ortskräfte und ihre Familien sowie andere Gefährdete wie Menschen- und Frauenrechtsaktivisten oder Journalisten per Luftbrücke in die 600 km entfernte usbekische Hauptstadt Taschkent. Dort sind derzeit fünf Transportflugzeuge A400M zur Evakuierung Gefährdeter und zur Versorgung des Einsatzkontingents eingesetzt. Sie transportieren täglich mehrmals zu Evakuierende, aber auch Soldaten und Soldatinnen sowie Material von und nach Kabul. Eine der Maschinen war als Ersatz für ein zwischenzeitlich repariertes, bei der Landung beschädigtes Flugzeug kurzfristig nach Usbekistan verlegt worden.
„Jeder Slot wird genutzt“, sagte Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesministerin der Verteidigung, am Morgen in Berlin. „Wenn zwischen Soldaten und Material noch Platz für 15 Menschen im Flieger ist, dann bringen wir eben diese 15 Menschen in Sicherheit.“