Kriegsschiff der Deutschen Marine macht erstmals in Grönland fest
Kriegsschiff der Deutschen Marine macht erstmals in Grönland fest
- Datum:
- Ort:
- Nuuk
- Lesedauer:
- 4 MIN
Der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ hat in Nuuk festgemacht, der Hauptstadt Grönlands. Es ist eine Premiere in der Geschichte der Deutschen Marine. Zuvor hatte das deutsche Schiff den Polarkreis überquert und Kampfschiffe mit Kraftstoff versorgt. Doch was macht die Marine überhaupt im Nordatlantik?
Während der kalte Wind die Gischt über das Oberdeck verteilt, verschwimmt am Horizont das Grau des Nordatlantiks mit dem wolkenverhangenen Himmel. Dann zeichnet sich immer deutlicher die Silhouette eines Kriegsschiffs ab: der Fregatte „Hamburg“. Wenig später fährt sie trotz Wind und Welle keine 50 Meter parallel zur „Berlin“ und befüllt über die Leitungen des größten Versorgungsschiffs der Marine ihre Kraftstofftanks. Dieses Seeversorgungsmanöver wird im Marinealltag RAS genannt:
Die beiden deutschen Marineschiffe befanden sich während ihres Versorgungsmanövers westlich von Island. Anschließend schloss sich die Fregatte „Hamburg“ wieder der
Die GIUKGreenland-Iceland-United-Kingdom-Lücke – ein strategisch bedeutsames Seegebiet
Ursprünglich am 3. August in Wilhelmshaven ausgelaufen, hat der Einsatzgruppenversorger mit seiner Fahrt entlang der sogenannten
Im Ernstfall ist der Seeweg über den Atlantik die einzige Möglichkeit, eine große Anzahl an Truppen und Gütern aus Nordamerika nach Europa zu bringen. Der Lufttransport kann in diesem Fall die benötigten Kapazitäten nicht sicherstellen. Hier braucht es Frachtschiffe, die Soldatinnen und Soldaten mit ihrer Ausrüstung in die großen Häfen Europas bringen, damit diese anschließend durch Deutschland an die Ostflanke der NATONorth Atlantic Treaty Organization marschieren können. Das Ziel: Russland von einem möglichen Angriff abzuschrecken oder im Verteidigungsfall die Aggression abzuwehren und die Souveränität Europas zu sichern.
Für Russland bietet die GIUKGreenland-Iceland-United-Kingdom-Lücke dabei die einzige Möglichkeit, die eigenen Marineeinheiten der Nordmeerflotte in den Atlantik zu bringen, um die Nachschublinien der NATONorth Atlantic Treaty Organization zu stören. Insbesondere die russischen U-Boote bilden hier die größte Gefahr, weshalb eine Überwachung der GIUKGreenland-Iceland-United-Kingdom-Lücke unerlässlich ist. Als Teil der Nordflanke der NATONorth Atlantic Treaty Organization bildet dieses Seegebiet daher neben der Ostsee einen Schwerpunkt in den Verteidigungsplänen des Bündnisses.
„Berlin“ setzt deutsche Arktispolitik um
In der Arktis stand lange Zeit die Kooperation der Anrainerstaaten im Vordergrund, unabhängig von Rivalitäten in anderen Weltregionen. Dies wird allerdings zunehmend durch Russland infrage gestellt, das in den vergangenen Jahren immer mehr Truppen und militärische Infrastruktur in dieser Region ertüchtigt. Zudem führt die Eisschmelze zu neuen Möglichkeiten, Ressourcen auszubeuten und alternative Seewege zu erschließen, was auch China auf den Plan ruft.
Darauf hat die Bundesregierung reagiert und in ihren „Leitlinien deutscher Arktispolitik“ (PDF, 5,1 MB) diese neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen anerkannt. Mit seiner Präsenzfahrt am Polarkreis, die unter dem Namen Atlantic Bear läuft, folgt der Einsatzgruppenversorger „Berlin“ diesen strategischen Vorgaben. „Wir zeigen unseren Verbündeten, dass wir in der Lage sind, sie auch in diesem heraufordernden Seegebiet zu unterstützen, und, dass wir hier am Polarkreis Flagge zeigen können“, sagt Fregattenkapitän Schlüter. Denn die Fahrt der „Berlin“ endet nicht in der Hauptstadt Grönlands. Anschließend wird das Schiff weiter Richtung Nordamerika fahren und an den multinationalen Manövern Nanook-Tuugaalik und Unitas teilnehmen.
Ausbildung und Einsatzbereitschaft
Zusätzlich zu den scharfen RAS-Manövern und der Navigation durch die Unwägbarkeiten des Nordatlantiks hält sich die Besatzung der „Berlin“ durch regelmäßige Übungen einsatzbereit. Sei es Mann über Bord, Feuer im Schiff, Wassereinbruch oder die Notlandung des Bordhubschraubers auf dem Flugdeck: Alles muss immer wieder trainiert werden, damit die Abläufe im Ernstfall sitzen. Ebenso kommt die eingeschiffte Bordwaffengruppe zum Zug und kann sich an den Maschinengewehren zur Abwehr von Speedbooten beüben.
„Nach der Phase in der Werft und damit einhergehenden Personalwechseln nutzen wir zeitliche Freiräume, um neue Besatzungsmitglieder einzuarbeiten und erfahrenen Kameradinnen und Kameraden die Möglichkeit zum Üben zu geben“, erläutert Schlüter. Zudem wird Atlantic Bear genutzt, um dem Offiziernachwuchs der Marine erste Einblicke in die Seefahrt zu bieten.
Am 16. August 2025 lief der Einsatzgruppenversorger dann als erstes Schiff der Deutschen Marine im Hafen von Nuuk ein. Aus Sicht des Kommandanten der „Berlin“ verlief dieser erste Teil von Atlantic Bear planmäßig. „Die ,Berlin‘ hat die Herausforderungen der Region um den Polarkreis sehr gut gemeistert. Die Besatzung ist hierdurch weiter zusammengewachsen und hat so eine gute Grundlage für die kommenden Vorhaben gelegt“, so Schlüter. Nach kurzem Hafenaufenthalt nimmt der deutsche Einsatzgruppenversorger Kurs auf Kanada – die Übung Nanook-Tuugaalik wartet schon auf die Besatzung.