Um eine Antwort auf meine Frage zu finden, flog ich in die USA zum Fort Leonard Wood, Missouri. Dort sind die Experten für chemische Kampfstoffe der USUnited States-Streitkräfte stationiert. Sie werden an der CBRNchemical, biological, radiological, nuclear (Chemical, Biological, Radiological, Nuclear) School ausgebildet – dem Pendant zu unserer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrschule in Sonthofen. Ihr Ausbildungszentrum ist in den Weiten des Mittleren Westens eingerichtet. Weites Land bedeutet wenig Menschen. Optimale Voraussetzungen für dieses ganz besondere Training.
Dort treffe ich Stabsfeldwebel Oliver Mornhinweg. Der Ausbilder an der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrschule im deutschen Sonthofen hat das Dutzend fast voll, so oft war er schon in Missouri. Er erzählt mir, dass die Bundeswehr jedes Jahr ihre auf atomare, biologische und chemische Bedrohungen ausgebildeten Spezialisten in die USA schickt, als Teil der Ausbildung zum Feldwebel oder Offizier der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräfte. Seit Jahrzehnten besteht eine enge Partnerschaft mit den Kameraden der U.S. Army. „Nur hier können wir unsere Lehrgangsteilnehmer ordentlich vorbereiten“, erklärt mir der erfahrene Ausbilder. Er meint damit die Nachbildung von Szenarien, die einer tatsächlichen Bedrohung ähneln, denn hier wird mit echtem Kampfstoff geübt. Deshalb ist es für Stabsfeldwebel Mornhinweg „der scharfe Schuss der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Truppe“.
Geübt wird wie bei einem Gefechtsschießen erst einmal „trocken“. Der Auftrag: chemische Kampfstoffe identifizieren. Das Ziel: Vertrauen in unsere Ausrüstung gewinnen und Handlungssicherheit erlangen. Gemeinsam mit 22 weiteren Kameraden lerne ich den Umgang mit Spürgeräten und den genauen Ablauf für das Aufspüren von Kampfstoffen. Jeder Handgriff muss sitzen. Sonst kontaminieren wir uns ungewollt selbst oder andere.
Stundenlang mit Maske und in voller Montur zu arbeiten, ist für Feldwebel Manuel Mikus aus dem ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillon 7 in Höxter keine Herausforderung mehr: „Es ist bestimmt nicht die angenehmste Art zu arbeiten, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.“ Hinter der Maske verbirgt sich ein kantiges, glatt rasiertes Gesicht. Weder Bart noch Stoppeln sollen die Dichtigkeit der Maske gefährden. Mikus strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Der ideale Partner für den anstehenden scharfen Durchgang.