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Ausstellung thematisiert Fallschirmtruppe der Wehrmacht

LGAN
Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
3 MIN

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Die Führungsakademie der Bundeswehr zeigt bis Jahresende die Plakatausstellung „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“. Teilnehmer des Lehrgangs General- und Admiralstabsdienst National 2020 haben sie nach Hamburg geholt – und sich mit der Thematik intensiv befasst.

Soldaten der Führungsakademie gehen an der Ausstellung „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“ entlang.

Im Fokus: Die insgesamt 22 Plakate der Ausstellung „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“ schlagen einen Bogen von der Entstehung der Fallschirmtruppe bis zur Nachkriegszeit

Führungsakademie der Bundeswehr/Katharina Roggmann

Die nationalsozialistische Propaganda feierte sie als linientreue Helden, der Angriff auf Kreta 1941 und die Schlacht um Monte Cassino 1944 prägten ihren Ruf als kühne Kämpfer, viele von ihnen sahen sich nach 1945 „im Geiste unbesiegt“: Fallschirmjäger der Wehrmacht. Mit ihrer Geschichte, mit der Schere zwischen Legende und Realität setzt sich an der Führungsakademie der Bundeswehr eine neue Plakatausstellung auseinander. Unter dem Titel „Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger“ ist sie jetzt eröffnet und diskutiert worden. Darüber hinaus haben Angehörige der Akademie zum Aspekt Tradition und Erinnerung gearbeitet und dabei auch Zeitzeugen interviewt.

Konzipiert vom Militärhistorischen Museum in Dresden (MHMBw), umfasst die Ausstellung 22 Plakate. Inhaltlich schlagen sie den Bogen von der Entstehung der Fallschirmtruppe bis zur Nachkriegszeit. Die Betrachter erhalten unter anderem Informationen zu Einsätzen und Kriegsverbrechen, zur Verzahnung mit Partei und Staatsführung sowie zur Rolle von Veteranen beim Aufbau der Luftlandetruppen der Bundeswehr. Die Schau vermittelt Wissen, bietet Orientierung, liefert Deutungsangebote. Der Anlass: Der 80. Jahrestag der Invasion Kretas am 20. Mai und das anhaltend große Interesse an der vergleichsweise kleinen Truppengattung, erläuterte Dr. Magnus Pahl während der Ausstellungseröffnung an der Führungsakademie.

Von Quellen und Chancen

Pahl, Militärhistoriker im MHMBw und Kurator der Ausstellung, führte vor dem Lehrgang General- und Admiralstabsdienst National (LGANLehrgang für den Generalstabs-/Admiralstabsdienst National) 2020 aus: Die Propaganda wie auch die Truppe selbst habe das Bild vom Fallschirmjäger als unbesiegter Kämpfer inszeniert und kultiviert, etwa bei der Abwehrschlacht am Monte Cassino südlich von Rom. Laut dem daraus entstandenen Narrativ trotzten die „Grünen Teufel“ einer Übermacht – während der alliierte Durchbruch bei benachbarten Heeresverbänden gelang. Was diese Darstellung verschweige, so Pahl: Die eingesetzte 1. Fallschirmjägerdivision sei bestens ausgestattet gewesen, ihre Preisgabe Cassinos zu einer planmäßigen Räumung, gar zu einem Sieg umgedeutet worden.

Kritik an der Ausstellung äußerte Generalleutnant a.D. Hans-Werner Fritz, seit 2017 Präsident des Bundes Deutscher Fallschirmjäger (BDF). Der ehemalige Befehlshaber des Einsatzführungskommandos bemängelte, das Museum habe weniger Quellen und Chancen genutzt als möglich, habe zudem Angebote und Hinweise seines rund 2000 Mitglieder zählenden, in Europa vernetzten Verbands nicht berücksichtigt. So kam Fritz zu teils deutlich anderen Schlüssen als Pahl, beispielsweise mit Blick auf die taktischen Fähigkeiten der Fallschirmtruppe der Wehrmacht und auf die Einordnung kriegsgedienter Gründungsväter der Bundeswehr. Das Fazit des Verbandschefs: Der BDF habe keine Probleme mit kritischen Beiträgen, wohl aber mit Aussagen dieser Ausstellung.

Interviews auf Kreta

Generalmajor Oliver Kohl, Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, bezeichnete die Debatte als richtig und wichtig, zumal es letztlich um das scharfe Ende der soldatischen Profession gehe, den Kampf. Von daher müsse nicht nur die wissenschaftliche Sicht, sondern auch die der Truppe angemessen betrachtet werden. Dass die Diskussion an der Akademie geführt werde, sei ein gutes Beispiel dafür, was eine Denkfabrik ausmache. Dies gelte umso mehr, als die ausrichtende Projektgruppe keinen Auftrag erfüllt, sondern eigenständig die Initiative ergriffen habe. Das Ergebnis: Die Gruppe – bestehend aus Regierungsdirektor Oliver Krückel, Major Michael Jappsen und Hauptmann Kai Meier vom LGANLehrgang für den Generalstabs-/Admiralstabsdienst National 2020 – holte die Plakatausstellung nach Hamburg, produzierte vier Podcasts, richtete zwei digitale Pinnwände ein, organisierte und moderierte die Auftaktveranstaltung.

Ausgangspunkt ihres Projekts war ein Seminar von Professorin Dr. Loretana de Libero. Die Historikerin der Führungsakademie ist gerade erst auf Kreta gewesen. Als Wissenschaftlerin hat sie an einer Tagung zur Erinnerungskultur, als Vorstandsmitglied des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge an Gedenkfeiern teilgenommen. Auf der Mittelmeerinsel unterstützte de Libero zudem zwei Offiziere ihres Seminars, die Majore Hugues Allorant aus Frankreich und Jasper Arts aus den Niederlanden. Von den beiden, eigens für ihre Projektarbeit nach Kreta gereisten Offizieren des LGANLehrgang für den Generalstabs-/Admiralstabsdienst National 2020 wird noch buchstäblich zu hören sein: Ihre Eindrücke und Interviews mit Zeitzeugen setzen sie aktuell in einen Podcast um.

Das MHMBw hat neben der Plakat- auch eine gleichnamige Sonderausstellung erstellt. Zu sehen ist sie ab dem 7. Juni 2021 in Dresden, zur Wiedereröffnung des Museums.

von Mario Assmann  E-Mail schreiben

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Podcast mit Professorin Dr. Loretana de Libero

War unter den Gästen der Ausstellungseröffnung: Professorin Dr. Loretana de Libero

Führungsakademie der Bundeswehr/Katharina Roggmann

Warum ist die Operation Merkur, die deutsche Luftlandung auf Kreta, nicht traditionswürdig? Wie sollte die Bundeswehr mit ihrer eigenen Tradition umgehen? Im Podcast antwortet darauf Professorin Dr. Loretana de Libero, Historikerin an der …

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