Kriegsgräberfürsorge – Geschichte bewahren und gedenken
Geschichte- Datum:
- Ort:
- Niederlande
- Lesedauer:
- 2 MIN
Raus aus dem Alltag und rein in die Geschichte hieß es für Leutnant Victoria Keller von der Führungsakademie der Bundeswehr. Beim Rasenmähen und Kreuze austauschen lernte die Helferin neue Aspekte der Grabpflege kennen. Der Arbeitseinsatz regte zum Nachdenken an und zeigte ihr warum es wichtig ist, solche Orte zu pflegen und zu erhalten.
Auf dem etwa 28 Hektar großen Gelände bei Ysselsteyn sind knapp 32.000 Menschen bestattet, etwa 6.000 davon konnten bisher nicht identifiziert werden
Führungsakademie der Bundeswehr/Victoria Keller„Kriegsgräberfürsorge in Ysselsteyn, bist du dabei?“ Über die Antwort auf die Frage meines Kompaniefeldwebels William musste ich nicht wirklich nachdenken: Na klar! Durch Haustürsammlungen hatte ich schon Berührungspunkte mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, aber nie so wirklich „aktiv“.
Für viele war es der erste Arbeitseinsatz in Ysselsteyn und so fand am ersten Tag eine kurze Führung statt. Beeindruckend und erschreckend zugleich. In Ysselsteyn gibt es knapp 32.000 Gräber, steht man in der Mitte des Friedhofs am großen Kreuz und dreht sich einmal wird einem das Ausmaß wirklich bewusst. Es ist trotzdem kaum vorstellbar wie viele Menschen das waren.
Soldaten entfernen auf dem gesamten Gelände des Soldatenfriedhofs Ysselsteyn in den Niederlanden das hohe Gras und Unkraut
Führungsakademie der Bundeswehr/Victoria KellerDer zweite Tag begann mit Verteilung der zu erledigenden Aufgaben für die nächsten Tage und der Eindruck, dass es viel zu tun gibt, verstärkte sich. Wir wurden in kleine Gruppen eingeteilt und erhielten unsere Aufträge: Rasen mähen, mit Freischneidern das Gras an den Kreuzen kürzen, beschädigte Kreuze austauschen, Unkraut in den Beeten jäten und die Kreuze mit einer Lauge einsprühen.
Leutnant Victoria Keller sprüht die Oberfläche der Steinkreuze mit einer Laugenmischung ein, um das Moos und die Flechten zu bekämpfen
Führungsakademie der Bundeswehr/Katharina MajakovskajaDie Lauge bekämpft Moos und Flechten, die sich aufgrund der Feuchtigkeit auf den Steinen bildet. Den Effekt sieht man nicht sofort, aber nach einigen Tagen fällt der Unterschied an den Kreuzen sofort auf. Mit einem kleinen Traktor ging es die nächsten Tage für eine Kameradin und mich durch die Reihen: Kreuz für Kreuz wurde eingesprüht. Dabei ist es immer erschreckend zu lesen, wie jung der Großteil der Gefallenen war. Die meiste Zeit nahmen Aufgaben in Anspruch, die im gärtnerischen Bereich lagen. Doch genauso wichtig ist das Austauschen von beschädigten Kreuzen beziehungsweise das Setzen von neuen. Hier ist sorgfältige Arbeit gefordert, da die Kreuze genauestens ausgerichtet und fest eingegraben werden müssen.
Beim Setzen der Kreuze wird mit einer Wasserwaage die genaue Ausrichtung bestimmt
Führungsakademie der Bundeswehr/Victoria KellerDie zwei Wochen vergingen schneller als ursprünglich gedacht. Der Berg von Aufträgen sah am Anfang riesig aus, doch umso stolzer konnten wir sein, als es am Ende lobende Worte von dem Gärtner gab. Zusätzlich zu dem Lob konnten wir auch deutlich die gemachten Fortschritte der vergangenen zwei Wochen sehen.
Am letzten Tag erhielten die helfenden Soldatinnen und Soldaten fünf Sonnenblumen, welche sie an einzelne Gräber dekorierten
Führungsakademie der Bundeswehr/Victoria KellerUnabhängig vom erhaltenen Lob war es für mich eine sehr wertvolle Erfahrung. Durch die Pflege solcher Stätten ermöglicht man den Angehörigen einen Platz zum Trauern, gleichzeitig bewahrt man die Geschichte in den Köpfen der Menschen. Auch nach 14 Tagen ist das bedrückende Gefühl vom Anfang nicht ganz verschwunden. Tiefsten Dank an den Kompaniefeldwebel der Führungsakademie der Bundeswehr, der sich ehrenamtlich hierfür so stark engagiert!
von Victoria Keller E-Mail schreiben