Das Unbegreifliche begreifen
Das Unbegreifliche begreifen
- Datum:
- Ort:
- Munster
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Einen Tag nach dem 66. Gründungstag der Bundeswehr hat am 13. November an der Panzertruppenschule in Munster die feierliche Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag stattgefunden. Kommandeur, Brigadegeneral Ullrich Spannuth, begrüßte unter den Gästen auch 20 Schülerinnen und Schüler der Realschule und des Gymnasiums in Munster.
Nach dem Einmarsch der Truppenfahne, begleitet durch den Ehrenzug und das Heeresmusikkorps Hannover, sprach Spannuth zu den rund 150 Gästen. Er betonte, dass die Gedenkfeiern zum Volkstrauertag mehr seien als nur ein Zurückschauen. „Der Volkstrauertag ist jedes Jahr aufs Neue die aufrichtige Anstrengung, das Unbegreifliche von Krieg und Gewaltherrschaft begreifen zu wollen und für uns, die wir in der vermeintlichen Selbstverständlichkeit von Frieden und Freiheit aufgewachsen sind, der Versuch, das Unfassbare erklärlich zu machen“, so der General. Er führte weiter fort: „Es eint uns der gemeinsame verpflichtende Blick nicht nur zurück, sondern auf das, was wir, die wir heute in Verantwortung stehen, für unser Tun ableiten können – ja müssen.“
Die Zukunft gestalten
„Viel wichtiger ist dieser Tag für jene, die die Zukunft gestalten werden“, damit sprach der General die rund 20 Schüler der Realschule und des Gymnasiums aus Munster an. Die Teilnahme der Schüler und ihrer Schulleitung, Silke Meyer und Björn Edelmann, sei ein ganz besonderes Zeichen, so der Kommandeur. Als weitere Vertreter der Zukunftsgeneration standen eine deutsche Offizieranwärterin und ein niederländischer Offizieranwärter neben General Spannuth.
Beide angehenden Offiziere boten in ihren Reden ein eindrucksvolles Bild von ihrem Verständnis zum Volkstrauertag. Der niederländische Kornett Ch. Klöppner sagte: „Indem wir uns selbst aktiv für unsere Zukunft einsetzen, würdigen und respektieren wir die Menschen, derer wir heute gedenken, am meisten. So halten wir das Werk, wofür die Opfer gebracht wurden, in Ehren.“ Klöppner hat deutsche Wurzeln, dient aber auf eigenen Wunsch in der niederländischen Armee. „Diese Entscheidung hätte vor 75 Jahren einen Riss durch unsere Familie bedeutet“, so Klöppner in seiner Rede.
Dass beim Volkstrauertag nicht nur der Opfer der großen Kriege gedacht wird, dazu trug sehr bewegend Offizieranwärterin Stabsfeldwebel Jacqueline Friedrich in Ihrer Rede bei. Sie erinnerte dabei an Hauptmann Markus Matthes, der 2011 in Afghanistan bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben kam. „Der Volkstrauertag ist ein innerer Appell, die Verstorbenen nicht zu vergessen und ihnen ein würdiges Gedenken zuteilwerden zu lassen. Es ist ein Tag, an dem wir die Möglichkeit haben, darüber nachzudenken, was sie uns zu sagen haben und was wir durch sie für zukünftige Herausforderungen lernen können. Mit dem bewussten Erinnern leisten wir einen wesentlichen Beitrag gegen das Vergessen“, zog Friedrich ihr Resümee.
Reflexion als innerer Kompass
Über den Volkstrauertag so zu reflektieren, gebe allen einen „Kompass, der uns hilft, im gemeinsamen Gedenken nicht vor dem Unfassbaren zu erstarren, sondern die uns Kraft daraus ziehen lässt, unsere Zukunft zu gestalten“, so der Kommandeur abschließend. Kurz vor der Kranzniederlegung sprach der katholische Militärpfarrer Georg Ischler mit anschließendem Gebet zu den Anwesenden. Zum Trommelschlag wurden Kränze zur Gedenkstätte getragen und niedergelegt. Das Lied „Der gute Kamerad“ untermalte die sehr bewegende Kranzniederlegung. Das Heeresmusikkorps Hannover unter der Leitung von Oberstleutnant Martin Wehn begleitete die Gedenkveranstaltung unter anderem mit den Chorälen „So nimm denn meine Hände“ von Friedrich Silcher und „Ave Verum“ von Mozart sowie der Europa- und der Nationalhymne.