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Heer
Übung Wettiner Schwert

Angriff über die Elbe

Landes- und Bündnisverteidigung
Datum:
Ort:
Storkau
Lesedauer:
4 MIN

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An der Elbe bei Storkau. Es wird plötzlich ungewöhnlich laut. Panzerlärm dröhnt aus dem Wald, dann tauchen die ersten Schützenpanzer Marder in Ufernähe auf. Die Absicht scheint klar: Zahlreiche Fahrzeuge und Soldaten müssen den Fluss überwinden, aber ohne Brücke.

Bewaffnete Soldaten fahren mit einem Schlauchboot schnell über einen Fluss.

Mit dem Schlauchboot überqueren die Panzergrenadiere die Elbe. Dann sichern sie die Uferzone ab, damit Pioniere mit dem Übersetzen beginnen können.

Bundeswehr/Mario Bähr

Immer mehr Schützenpanzer Marder verteilen sich entlang des Flusses, einige von ihnen haben Schlauchboote geladen. Auf einer Art großem, hölzernen Gestell am Heck, einer sogenannten Schlauchbootschleppe, ziehen Panzergrenadiere die Boote zügig Richtung Ufer. Unter Hochdruck tragen sie die Boote ins Wasser. Dann geht es los.

Die Ausbildung „Angriff und Bewegung über Gewässer“ gehört zur Übung Wettiner Schwert. Der Grundgedanke ist, mit verschiedenen Truppenteilen zusammen in einem gewässernahen Raum zu üben und anschließend über die Elbe zu setzen. Ein solcher Übergang ist in einer taktischen Lage die Voraussetzung, um weiter anzugreifen. Rund 1.500 Soldaten der NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force (NRFNATO Response Force), der Eingreiftruppe des Bündnisses, queren daher das Gewässer bei Storkau. Von da aus geht es für die Soldatinnen und Soldaten auf Rad und Kette bis in das Gefechtsübungszentrum des Heeres in der Altmark. Hier trainieren sie dann das Gefecht in einer taktischen Lage für die Landes- und Bündnisverteidigung. Es ist also eine kombinierte Wasser-Land-Ausbildung. Allein in den letzten zwei Jahren hat die NRFNATO Response Force-Brigade vier Mal den Übergang über Weser und Elbe vollzogen.

In diesem Jahr bildet das Panzergrenadierbataillon 371, ausgestattet mit dem Schützenpanzer Marder, den Leitverband in der Gefechtsübung mit zwei Kampfkompanien. Sie werden verstärkt durch Kampftruppen aus den Panzerbataillonen 393 und 363 sowie durch eine tschechische Kompanie mit gepanzerten Radfahrzeugen namens Pandur. 90 Prozent der Kräfte, die an der Übung Wettiner Schwert beteiligt sind, gehören zur NRFNATO Response Force. Der Gewässerübergang wird klassisch durch das Deutsch/Britische Pionierbrückenbataillon 130 aus Minden gewährleistet, dieses Mal an drei Übergangsstellen.

So übt die Truppe den Gewässerübergang

Soldaten tragen ein Schlauchboot an ein Flussufer an einem Panzer vorbei.

Die Schlauchboote werden durch die Schützenpanzer an das Flussufer gebracht. Von da aus müssen die abgesessenen Kräfte übernehmen.

Bundeswehr/Mario Bähr

Zurück in der Lage. Bevor die Gefechtsfahrzeuge die Elbe überqueren, suchen Pioniertaucher das Gewässer nach möglichen Gefahren und Hindernissen ab. Im Wasser könnten Gegenstände oder Trümmer die Ein- beziehungsweise Ausfahrstellen blockieren. Zudem kann die Übergangsstelle vermint sein. Während der Erkundung werden sie durch Scharfschützen und weitere Kräfte gesichert. Erst wenn die Übergangsstelle genau untersucht ist, beginnt die Truppe mit dem Übersetzen. Die Soldaten bilden einen sogenannten Brückenkopf, eine Art Sicherung des jenseitigen Ufers, um den Fährbetrieb zu ermöglichen. Zunächst setzen die abgesessenen Panzergrenadiere über in Schützentrupps mit leichtem Sturmgepäck sowie Hand- und Panzerabwehrwaffen. Sie kämpfen bei auftauchendem Feind das gegenüberliegende Ufer feindfrei und schützen es in einem großzügigen Umkreis vor feindlichem Flachfeuer.

Der Kompaniechef, der mit seinen Soldaten beide Ufer gleichzeitig sichert, gibt einen Befehl an die Pioniere auf der anderen Seite und die Information, dass der Brückenkopf steht. Erst dann beginnt der Fährbetrieb mit der Schwimmschnellbrücke Amphibie M3 und somit die zweite Phase des Kampfes über ein Gewässer. Das große Radfahrzeug ist extrem wandelbar. Es mutiert trotz seiner 26 Tonnen in zehn Minuten vom Lkw zur Fähre, indem zwei Amphibien verbunden werden. Auf ihr können dann schwere Kampfpanzer im Pendelverkehr übersetzen.

Jetzt wird der Brückenkopf gehärtet     

In der Sonne fährt ein Panzer von einer Fähre an das Ufer.

Mit Gefechtsfahrzeugen wird der Brückenkopf gehärtet, sprich die Sicherung der abgesessenen Kräfte gegen feindliches Flachfeuer weiter ausgebaut

Bundeswehr/Mario Bähr

Die übergesetzte Kampftruppe mit ihren Gefechtsfahrzeugen „härtet“ nun den Brückenkopf, wie die Soldaten sagen. Amphibienfahrzeuge sind nicht gepanzert und müssen daher durch die Truppe, wie zum Beispiel Panzergrenadiere, geschützt werden. Mit der Härtung ist nun die zweite Phase abgeschlossen. In der dritten und letzten Phase werden die sogenannten Weichteile der Kompanien übergesetzt, sprich leichte und ungepanzerte Fahrzeuge der Kompanien und weitere Unterstützungskräfte.

Insgesamt erfolgt der Übergang des Gefechtsverbandes bis in den Nachmittag hinein. „In einer realen Operation werden Gewässer immer bei Nacht überquert“, betont Oberleutnant Simon S. von den Mindener Pionieren. Damit will sich die Truppe möglichst dem Blick des Feindes und seiner Waffenwirkung entziehen, etwa durch Artillerie und Luftangriffe. Lediglich zu Ausbildungs- und Veranschaulichungszwecken beginnt der Übergang bei Wettiner Schwert am frühen Morgen. Der Übergangsverkehr bei Nacht ist komplexer und muss am Tag vorgeübt werden. Im Ernstfall sind die amphibischen Pioniere in der Lage, der vorderen Kampftruppe in der Operation zu folgen, um Folgeaufträge wahrzunehmen.

Die Übungsreihe

Bereits im Frühling 2022 wurden die meisten der mehr als 10.000 Soldaten der NRFNATO Response Force-Landanteile (L) in drei Übungen von März bis Mai zusammengeführt und wesentliche Elemente dabei zertifiziert. In 2023 übernimmt die NRFNATO Response Force (L) zusätzlich die Rolle der Very High Readiness Joint Taskforce der NATONorth Atlantic Treaty Organization (VJTFVery High Readiness Joint Task Force), der Schnellen Eingreiftruppe. Das bedeutet, die Truppe wäre im Ernstfall ganz vorn eingesetzt. Somit wären sie die ersten, die den Kampf mit dem Feind aufnehmen würden. Durch die verkürzte Alarmierungszeit von bis zu 72 Stunden, bedarf es einer besonderen Einsatzbereitschaft sowie einer raschen Verlegefähigkeit auf verschiedenen Wegen. 

Aus diesem Grund nutzt der Verband im aktuellen VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Jahr die Alarmierungsübung Noble Jump I als Startpunkt. Bis zu 6.000 Soldaten aus den wesentlichen Truppensteller-Nationen üben dabei gleichzeitig an drei verschiedenen Orten, teilweise weit voneinander entfernt. Damit beweist die Brigade, dass sie an mehreren Orten gleichzeitig operieren kann. 
Bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Übung Noble Jump II auf Sardinien trainieren derzeit rund 1.500 Soldaten die strategische Verlegung und demonstrieren anschließend ihre Kampfkraft an einem Joint Allied Power Demonstration Day. Neben der Übung Wettiner Schwert von Klietz bis in die Altmark trainieren im niedersächsischen Bergen rund 2.000 Soldaten bei der Übung Wettiner Heide I im scharfen Schuss. In Bergen vertieft die Brigade bei der Übung Gelber Wettiner ihre Fähigkeiten im Bereich der Führungsunterstützung und der Digitalisierung der Truppe.

Das Ufer und den Fährbetrieb sichern

von Peter Müller

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über die VJTFVery High Readiness Joint Task Force

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