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Auf zwei Rädern zurück in die Zukunft

Auf zwei Rädern zurück in die Zukunft

Datum:
Ort:
Lüneburg
Lesedauer:
3 MIN

Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde – oder auf zwei Rädern. Für Laura Volkmann und Christoph Wulf ist das so. Die beiden Oberstabsgefreiten dienen im Aufklärungslehrbataillon 3 Lüneburg. Beide gehören einer Truppengattung an, die neue Kommunikationsformen und -systeme verstärkt mit althergebrachten verbindet.

Ein Soldat und eine Soldatin sitzen mit Warnwesten auf Motorrädern und schauen in die Kamera.

Die beiden Oberstabsgefreiten Christoph Wulf und Laura Volkmann gehören zu den ersten im Aufklärungslehrbataillon 3, die zu Kradmeldern ausbildet wurden

Bundeswehr/Klaus Reschke

Die beiden Aufklärer haben die Ausbildung zu Kradmeldern absolviert, „weil Motorradfahren einfach Spaß macht“, bringt es Wulf auf den Punkt. Der 28-Jährige ist auch privat lieber auf zwei als auf vier Rädern unterwegs.

Wer bereits in den Siebziger- und Achtzigerjahren bei der Bundeswehr war, wird sich noch an die 125er-Hercules-Maschinen erinnern, auf denen die Kameraden bei Wind, Wetter, Schnee und Sturm unterwegs waren. Die „Maschinchen“ hatten zwar wenig Motorleistung, waren aber zuverlässig, robust und sehr geländegängig. Heute verfügen Volkmann und ihre Kameraden über ganz anderes Material – sie sind mit modernen BMW-Motorrädern ausgestattet. Bei den Aufklärern in Lüneburg sind diese Motorräder bereits fest im Ausbildungs- und Dienstplan integriert. „Wir leisten hier Pionierarbeit. Nicht nur für uns, sondern für die gesamten Streitkräfte“, sagt Oberstleutnant Hendrik Staigis, Kommandeur der Lüneburger Aufklärer.

„Richtig in die Aufgabe reingekniet“

Zwei Soldaten fahren auf zwei Motorrädern um orangefarbene Verkehrshütchen herum.

Um sicher mit den neuen Maschinen fahren zu können, absolvieren die Oberstabsgefreiten Christoph Wulf und Laura Volkmann ein Parcours mit Hindernissen

Bundeswehr/Klaus Reschke

Stagis weiß: Verlässliche Kommunikation auf allen Ebenen ist eines der wichtigsten Elemente auf dem Gefechtsfeld. Allerdings ist spätestens seit der Ukrainekrise und dem NATO-Manöver Trident Juncture klar, dass der potenzielle Gegner aus dem Osten über ein enormes Störpotenzial verfügt. Das lässt die Truppe wieder auf vermeintlich veraltete Führungsmittel zurückgreifen: Die Marine führte wieder Flaggensignale und das Lichtmorsen ein, im Heer erinnerte man sich an die Kradmelder. Uralte, aber bewährte, verlässliche Systeme kehren zurück.

Das Dumme ist nur: Als sich die Kradmeldertruppe vor Jahren abmeldete und die Motorräder abgeschafft wurden, „wurden auch alle Vorschriften vernichtet“, bedauert Oberstabsfeldwebel Marco Kahrau. Er ist bei den Aufklärern zuständig für die Ausbildung der Kradfahrer und das, obwohl er selbst keinen Motorradführerschein hat. Das ändert jedoch nichts an seiner fachlichen Kompetenz. Im Gegenteil: „Der Oberstabfeldwebel hat sich richtig in die Aufgabe reingekniet“, lobt Kommandeur Staigis. Volkmann und Wulf können das nur bestätigen. Die beiden waren unter den ersten, die sich im Bataillon als Kradmelder ausbilden ließen. Dabei hat Volkmann noch andere Aufgaben: Sie arbeitet im Vorzimmer des Kommandeurs und ist zugleich auch dessen Fahrerin. Wenn es darauf ankäme, könnte sie den Kommandeur also künftig auch auf dem Soziussitz ihres Motorrades chauffieren.

Gute Schutzausrüstung fehlt noch

Ein Motorradfahrer übergibt einem Geländewagenfahrer während der Fahrt einen kleinen Datenträger.

Zu den Aufgaben eines Kradmelders gehört auch die Übergabe beziehungsweise die Übernahme der „Befehlshülsen“ während der Fahrt

Bundeswehr/Klaus Reschke

Die BMW 850 GSGesetzliche Schutzaufgaben hat einen wassergekühlten Zwei-Zylinder-Benzinmotor mit 90 PS. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 445 Kilogramm. Davon können 216 Kilogramm für Zuladungen genutzt werden. ABS, Antriebsschlupfregelung und Stabilitätskontrolle erhöhen die Fahrsicherheit. Aufgrund der Ausführung von Fahrwerk, Bereifung und Bodenfreiheit ist das Motorrad für Straßen- wie für Geländefahrten geeignet. Vier dieser BMW-Maschinen stehen bereits bei den Aufklärern, zehn sollen es künftig sein.

Kahrau ist jetzt quasi dabei, das Kradmelderwesen in der Truppe wiederzubeleben: Dazu hat sich der Oberstabsfeldwebel eine Menge einfallen lassen. So lernen seine Soldaten nicht nur das sichere Beherrschen der Motorräder und das Fahren im Gelände, keine leichte Aufgabe mit den schweren Maschinen, sondern auch den Umgang mit Karte und Kompass, das Orientieren im Gelände und, und und. „Was uns aber noch fehlt, ist eine gute Schutzausstattung für die Soldaten“, mahnt Kahrau an. Die Panzerkombis mit den eingenähten Protektoren alleine können seinen Worten zufolge eine moderne Motorradkombi nicht ersetzen.

Trotzdem: So viel Engagement spricht sich herum, nicht nur in der Panzerlehrbrigade 9, sondern bis hoch hinauf zum Kommando Heer. „Dort schaut man sehr interessiert auf das, was wir hier machen“, stellt Staigis erfreut fest.

von Klaus Reschke

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