Heer
Mobile Training Team der UNUnited Nations

Ausbildung im Schatten der Pyramiden

Ausbildung im Schatten der Pyramiden

Datum:
Ort:
Afrika
Lesedauer:
3 MIN

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Soldatinnen und Soldaten der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ bilden ägyptische Streitkräfte aus. Eingesetzt in Form eines Mobile Training Teams der Vereinten Nationen bereiten die Heeressoldaten ägyptische Kameradinnen und Kameraden auf ihren Einsatz im afrikanischen Mali vor. Nahe Kairo in Sichtweite der Pyramiden findet im Oktober die Ausbildung in partnerschaftlicher Atmosphäre statt.

Soldaten in Wüstenuniform sitzen vor einer Schautafel, an der Soldaten stehen, hinten Wüste.

Als Mobile Training Team der Vereinten Nationen bilden deutsche Soldaten ägyptische Kameradinnen und Kameraden für deren Einsatz in Mali aus

Bundeswehr/Panzerbrigade 12

Den Auftrag, ein sogenanntes Mobile Training Team der Vereinten Nationen (VN MTT) zu stellen, erhielt die Panzerbrigade 12 bereits im Januar. Die Bundesrepublik Deutschland bewirbt sich mit weiteren interessierten Staaten jährlich bei den Vereinten Nationen um diese Aufgabe. Soldatinnen und Soldaten der Teilstreitkräfte Heer, Marine und Luftwaffe werden je nach Bedarf bis zu zweimal jährlich eingesetzt. 2022 standen für das Heer Ägypten und Benin auf der Agenda. Im Sommer erfolgte dann die Aktivierung des Teams aus der Oberpfalz. Sein Auftrag: Durchführung der Ausbildung ägyptischer Streitkräfte in Kairo zur Vorbereitung eines Einsatzes in Mali.

Am 1. Oktober startete das Team nach Kairo, angeführt von Oberstleutnant Jan Heymann, in Deutschland Leiter der Abteilung Militärische Ausbildungsunterstützung der Panzerbrigade 12. Gemeinsam mit einer Truppenärztin und einem Notfallsanitäter bezogen insgesamt 17 Soldatinnen und Soldaten ihr Quartier im Mena House Cairo. Vier Wochen dauert die Ausbildungsmission. Infanteristen, Pioniere, Aufklärer und Sanitäter – die richtige Mischung für den Ausbildungsauftrag machen das Team komplett. Schwerpunkt der Ausbildung sind die Patrouille und der Konvoi in besonderen Lagen unter IEDImprovised Explosive Device-Bedrohung und Aufklärung aller Truppen. IEDImprovised Explosive Device steht für Improvised Explosive Devices, also improvisierte Sprengfallen. Sie müssen frühzeitig entdeckt werden, um die eigene Truppe zu schützen und ihre freie Bewegung zu gewährleisten.

Sehr gute Übungsbedingungen

Eine Gruppe ägyptischer Soldaten steht im Halbkreis um einen deutschen Soldaten, der kniet.

Die Ausbildung vor Ort findet in der Pionierschule der ägyptischen Streitkräfte statt. Pioniertechnisch bietet diese Einrichtung beste Voraussetzungen für die Ausbildung. Sie dauert vier Wochen.

Bundeswehr/Panzerbrigade 12

Das Ausbildungsgelände, auf dem die praktische Ausbildung stattfindet, liegt im Westen der ägyptischen Hauptstadt Kairo im Bezirk Giza, dort, wo auch die weltbekannten Pyramiden stehen. Sie sind vom Trainingsgelände aus deutlich zu sehen. Das Gelände gehört zur Egyptian Military Engineers School, der ägyptischen Pionierschule. Sie bietet hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten. Unterschiedliche Geländeformen, urbane und wüstengleiche Abschnitte wechseln sich mit Brücken, Durchlässen und Höhenzügen ab. Auf der beherrschenden Höhe thront eine Tribüne, von der das gesamte Gelände zu überblicken ist.

Dem deutschen Ausbilderteam steht der ägyptische Ausbildungszug bestehend aus insgesamt 40 Trainingsteilnehmern, sechs Offizieren, sechs Sergeants und 28 Soldaten gegenüber. Unmittelbar im Anschluss an die Ausbildung, Anfang November, werden die ägyptischen Soldaten dann in die UNUnited Nations-Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Mali entsandt. Sie werden dort als Pionierspezialisten Versorgungskonvois begleiten und Bedrohungen durch Sprengfallen eliminieren. Sie werden als Angehörige eines ägyptischen Pionierverbandes für ein Jahr in Mali stationiert sein.

Praxis folgt auf Theorie

Das Team bildet in Modulen aus: beginnend bei den theoretischen Grundlagen und praktischen Grundlagenausbildungen rund um einen Sprengstoffanschlag. Ab der dritten Ausbildungswoche erfolgen Handlungstrainings, die alle notwendigen Maßnahmen nach einem solchen Anschlag umfassen. Dazu gehört auch das richtige Absetzen eines standardisierten sogenannten 9-Liners zur emergency medevac request, also die Anforderung eines Rettungshubschraubers zur medizinischen Notfallversorgung. Das Ausbildungsteam hatte in Vorbereitung auf den Auftrag Einsatzberichte der Vereinten Nationen ausgewertet. Darin wird festgestellt, dass in der Vergangenheit fehlerhafte 9-Liner abgesetzt wurden, sie außerdem zu spät oder gar nicht erfolgten und dadurch vermeidbare Verluste zu beklagen waren.

Die Soldaten der Panzerbrigade 12 nutzen für ihre Ausbildung deutsche Standards und bereits mehrfach im Einsatz bewährte Prozedere. Die Ausbildung findet in englischer Sprache statt, Sprachmittler übersetzen in beide Richtungen. Das Team des Sanitätsdienstes, das für die Realversorgung der deutschen Soldaten und die Sicherstellung der Rettungskette verantwortlich ist, bildet zusätzlich bei freien Kapazitäten die ägyptischen Trainingsteilnehmer in den Grundlagen der medizinischen Selbst- und Kameradenhilfe aus.

Herausfordernd, aber machbar

Die größten Herausforderungen bestünden in den Unterschieden zwischen der deutschen und der ägyptischen Führungsphilosophie, so der deutsche verantwortliche Offizier. Dem deutschen Vorgehen „Führen mit Auftrag“ stünde die Befehlstaktik der Ägypter gegenüber. Dazu träfen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verfahren auf Regularien der Vereinten Nationen. Zum einen müsste die Ausbildung darauf angepasst werden und zum anderen fördere dieses Gemisch das Denken über den Tellerrand hinaus, resümiert der Offizier. „Es ist und bleibt ein spannender Auftrag“, beschreibt der Oberstabsgefreite Melven G. „Wer kann schon sagen, dass er bei sommerlichen Temperaturen im Oktober in Sichtweite eines Weltwunders andere Soldaten ausgebildet hat.“

Ägypter werden auf ihren Mali-Einsatz vorbereitet

  • Ein deutscher Soldat mit Rucksack kniet auf einem Erdwall, in der Ferne steht eine Gruppe Soldaten.

    Einen Monat vor Beginn der Ausbildung erkunden deutsche Soldaten die Lage vor Ort. Dabei treffen sie mit den Ägyptern Absprachen über Trainingsinhalte, besichtigen die Ausbildungseinrichtung und bereiten die Ausbildung schon vor.

    Bundeswehr/Panzerbrigade 12
  • Ein ägyptischer Soldat sucht mit einer Metallsonde einen Straßenrand ab. Ein Radfahrzeug folgt ihm.

    Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt ganz klar in der Beseitigung von improvisierten Sprengfallen, um die eigenen Kräfte zu schützen

    Bundeswehr/Panzerbrigade 12
  • Zwei ägyptische Soldaten legen sich zur Übung Verbände an.

    Neben der pioniertechnischen Ausbildung lernen die ägyptischen Soldaten auch, wie sie bei ihren Kameraden im Fall einer Verwundung schnell Erste Hilfe leisten können

    Bundeswehr/Panzerbrigade 12
  • Ein ägyptischer Soldat legt liegend mit den Händen eine Sprengfalle frei. Drei Soldaten schauen zu.

    Die Ausbildung ist in Module eingeteilt. Im letzten Modul wird praktisch nach Sprengfallen gesucht. Nach der Ausbildung verlegen die ägyptischen Soldaten direkt nach Afrika.

    Bundeswehr/Panzerbrigade 12
  • Über das sandige Gelände der ägyptischen Pionierschule mit Übungshäusern fahren Transportpanzer.

    Blick auf das Gelände der ägyptischen Pionierschule: Für die deutschen Soldaten bedeutet die Ausbildung in Kairo, sich auf ungewohntes Wetter, karge Vegetation, aber auch unbekannte Fahrzeugtechnik einzustellen

    Bundeswehr/Panzerbrigade 12
  • Ein ägyptischer und ein deutscher Soldat knien auf der Erde und schauen auf eine Landkarte.

    Unterschiedliche Streitkräfte arbeiten mit unterschiedlichen Abläufen und doch funktioniert die Ausbildung mit der ägyptischen Armee

    Bundeswehr/Panzerbrigade 12
  • Ein deutscher Soldat und ägyptische Soldaten sprechen miteinander, hinter ihnen ein Radfahrzeug.

    Die Zusammenarbeit der beiden Streitkräfte ist geprägt durch Gespräche auf Augenhöhe

    Bundeswehr/Panzerbrigade 12
  • Gruppenfoto deutscher Soldaten. Am Horizont sind die Spitzen der ägyptischen Pyramiden erkennbar.

    Mit den Pyramiden in Sichtweite: die Gruppe der deutschen Ausbilder von der Panzerbrigade 12 nahe Kairo. Die Ausbildung der ägyptischen Soldaten ist für sie nicht nur militärisch, sondern auch kulturell eine besondere Erfahrung.

    Bundeswehr/Panzerbrigade 12
von Jan Heymann

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