Deutsches Heer bereit für NATONorth Atlantic Treaty Organization-Eingreiftruppe 2022-2024
Landes- und Bündnisverteidigung- Datum:
- Ort:
- Strausberg
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Bereits seit diesem Jahr stellt das Deutsche Heer mit der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ Soldatinnen und Soldaten für die NATONorth Atlantic Treaty Organization Response Force (NRFNATO Response Force) 2022-2024, die Eingreiftruppe der NATONorth Atlantic Treaty Organization, bereit. Und ab 2023 bildet diese Brigade in einer Sonderrolle zudem den Leitverband für die multinationalen Landanteile der NATONorth Atlantic Treaty Organization Very High Readiness Joint Task Force (VJTFVery High Readiness Joint Task Force), der sogenannten Speerspitze der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Die VJTFVery High Readiness Joint Task Force ist also Teil der NRFNATO Response Force.
Die Panzergrenadierbrigade 37 gehört zur 10. Panzerdivision in Veitshöchheim. Der Stab der 10. Panzerdivision stellt anteilig für alle deutschen Kräfte der NRFNATO Response Force (außer der Marinekräfte) den nationalen Stab, der bei einer Aktivierung der NRFNATO Response Force 2022-2024 die nationale Führung gewährleistet. Damit leistet Deutschland, nach der VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Verpflichtung der Panzerlehrbrigade 9 in 2019, erneut einen wesentlichen und glaubhaften Beitrag zur Reaktionsfähigkeit des Bündnisses.
Die Verpflichtung als NRFNATO Response Force erstreckt sich von 2022 in der Stand-up-Phase (Vorbereitungs- und Zertifizierungsphase) über 2023 in der Stand-by-Phase (Alarmbereitschaftsphase) bis 2024 in der Stand-down-Phase (Nachbereitungsphase). Seit Anfang 2020 bereitet sich die Panzergrenadierbrigade 37 intensiv darauf vor. Gemeinsam mit den Niederlanden und Norwegen sowie den anderen truppenstellenden Nationen befindet sich Deutschland somit bereits seit Beginn des Jahres 2022 in der NRFNATO Response Force-Bindung. Dabei kann der sächsische Großverband auch aus den Lehren und Erkenntnissen der VJTFVery High Readiness Joint Task Force(L) 2019 profitieren. Die Erfahrungen und Abläufe, die beispielsweise hinsichtlich der Stabsprozesse, logistischer Herausforderungen und der frühzeitigen Einbindung multinationaler Kräfte durch die Panzerlehrbrigade 9 gemacht und entwickelt wurden, fließen in den Arbeitsprozess ein. Natürlich haben sich aber auch Fähigkeiten und Strukturen verändert. 2019 ist also nicht in allen Bereichen eine Blaupause für 2023.
Die VJTFVery High Readiness Joint Task Force ist Teil der NRFNATO Response Force. Die Aufstellung der VJTFVery High Readiness Joint Task Force wurde durch den „Readiness Action Plan“ auf dem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Gipfeltreffen im walisischen Newport im September 2014 beschlossen. Vor dem Hintergrund des Vorgehens Russlands gegenüber der Ukraine und der rechtswidrigen Annexion der Krim sahen die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedsstaaten die dringende Notwendigkeit, mittels einer „Speerspitze“, der VJTFVery High Readiness Joint Task Force, schnell und flexibel auf sicherheitspolitische Entwicklungen reagieren zu können. Die VJTFVery High Readiness Joint Task Force ist ein wesentliches Element zur Abschreckung und Verteidigung in Europa. Sie zeichnet sich durch die hohe Einsatzbereitschaft, eine materielle Vollausstattung und die Verlegebereitschaft innerhalb von 48 bis 72 Stunden aus.
Zusätzlich zu den Landanteilen besteht die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Speerspitze unter anderem aus Luft- und Seestreitkräften sowie Cyber- und Spezialkräften. Für den Landanteil der VJTFVery High Readiness Joint Task Force fordert die NATONorth Atlantic Treaty Organization die Gestellung eines einsatzbereiten und autark einsatzfähigen militärischen Großverbandes, eine verstärkte multinationale Kampftruppenbrigade.
Der Einsatz der VJTFVery High Readiness Joint Task Force wird auf politischer Ebene durch die Mitgliedsländer der NATONorth Atlantic Treaty Organization entschieden. Der Deutsche Bundestag stimmt in der Folge auf nationaler Ebene über die Beteiligung deutscher Streitkräfte an einer NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission ab.
Bereitschaftsphasen
Um den umfassenden Auftrag erfüllen zu können, wird der mechanisierte Großverband aus dem sächsischen Frankenberg im VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Jahr 2023 bis zu 12.000 Soldatinnen und Soldaten führen, von denen etwa ein Drittel auch der Grundstruktur der Panzergrenadierbrigade 37 angehören. Der übrige Anteil der eingesetzten Soldaten wird durch andere Truppensteller aus der 10. Panzerdivision, aus dem Heer, aus anderen militärischen Organisationsbereichen sowie Nationen beigesteuert.
Nach derzeitigem Stand stellen insgesamt neun NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner Kräfte und Fähigkeiten für die VJTFVery High Readiness Joint Task Force(L) 2023 bereit:
Auf Seiten der Bundeswehr sind – über das Heer hinaus – die militärischen Organisationsbereiche Cyber- und Informationsraum, Streitkräftebasis, Zentraler Sanitätsdienst der Bundeswehr und Luftwaffe in der Brigade vertreten.
Vier Gefechtsverbände werden den Kampftruppenanteil der VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Land bilden
Weitere Verbände:
Insgesamt besteht die VJTFVery High Readiness Joint Task Force-Landbrigade aus zehn Bataillonsäquivalenten sowie weiteren zehn selbstständigen Kompanien und Staffeln, die Unterstützungsfähigkeiten wie beispielsweise Feldjägerwesen, zivil-militärische-Zusammenarbeit, ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr, Aufbau und Betrieb von Operationszentralen, Fernmeldewesen und ITInformationstechnik-Betrieb, bodengebundene Flugabwehr sowie Operative Kommunikation abbilden. Damit die multinationale Zusammenarbeit funktioniert, müssen Verfahren aufeinander abgestimmt, Prozesse angepasst, unterschiedliche Technik zusammengeschaltet und ein gemeinsames Verständnis geschaffen werden. Dazu findet bereits im Vorfeld der multinationalen Übungen im Jahr 2022 eine enge Zusammenarbeit und ein regelmäßiger Austausch statt.
Das Zusammenwirken von Fähigkeiten aus unterschiedlichen Nationen muss sich einspielen, das geht von Workshops über computergestützte Übungen bis schließlich zu Volltruppenübungen. Die Brigadeübung Kalter Wettiner im Gefechtsübungszentrum Heer im November 2020 war der Startschuss für den NRFNATO Response Force-Übungsbetrieb. Seitdem bereitet sich die Panzergrenadierbrigade 37 auch bei größeren Truppenübungen intensiv auf den NRFNATO Response Force-Auftrag vor. 2021 war das Jahr der nationalen Vorbereitung und des Trainings der einzelnen Fähigkeiten, wie beispielsweise mit der nationalen Vorbereitung und Zertifizierung der Feldjägerkompanie sowie des gemischten Hubschraubereinsatzverbandes. Durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen des Ausbildungsbetriebes sowie durch die umfangreichen Amtshilfemaßnahmen haben sich einige Vorhaben sechs bis sieben Monate verzögert.
In 2022 werden auf verschiedenen Übungen die Grundlagen aus 2021 miteinander verbunden: