Heer
Mithilfe von Sensoren

Jederzeit einsatzbereit: Hubschrauber im Nachtflug

Jederzeit einsatzbereit: Hubschrauber im Nachtflug

Datum:
Ort:
Niederstetten
Lesedauer:
3 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

„Um die Uhrzeit?“ und „Muss das sein?“ sind Sätze, die fallen, wenn nachts ein Hubschrauber oder ein anderes Luftfahrzeug startet und fliegt. Das Üben des Flugbetriebs bei Nacht ist jedoch unerlässlich. Heeresflieger müssen diese Fähigkeit beherrschen, weil es der Auftrag vorgibt. Einsätze finden schließlich auch nachts statt. Wir begleiten die Nachtflugausbildung im Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten.

Im Abendrot steht ein Hubschrauber mit drehendem Rotor auf einer Betonfläche.

Ein Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90 startet zu einem mehrstündigen Nachtflug. Dabei ist die volle Konzentration aller Besatzungsmitglieder gefordert.

Bundeswehr/Alexander Klingenhöller

Nachtflüge mit dem Hubschrauber sind eine besondere Herausforderung für Luftfahrzeugbesatzungen. In der zivilen Welt gibt es sie eher selten und wenn, dann nur im äußersten Notfall. Doch die Soldatinnen und Soldaten der Heeresfliegertruppe müssen zu jeder Zeit einsatzbereit sein. Mit seinen Mehrzweckhubschraubern NHNATO-Helicopter-90 unterstützt beispielsweise das Transporthubschrauberregiment 30 die Kampftruppe mit Truppen- und Versorgungstransporten aus der Luft.
Was macht den Nachtflug so anspruchsvoll? Neben dem fehlenden Tageslicht beeinträchtigen etwa Lichtquellen in der Dunkelheit und Wetterphänomene das Sehvermögen. Es ist schließlich der wichtigste Sinn, der beim Fliegen eingesetzt wird. Im Tageslicht kann das menschliche Auge visuelle Anhaltspunkte schnell erkennen und interpretieren. Bei Dunkelheit jedoch nimmt die Sehschärfe proportional zur abnehmenden Beleuchtungsstärke ab – ein Umstand, mit dem die Besatzungen lernen müssen umzugehen.

Von erfahrenen Soldaten lernen

Gerade für junge Piloten ist das Fliegen bei Nacht nach Sensor- und Navigationsgeräten und unter erschwerten Sichtbedingungen nicht gerade leicht. Die Besatzungen werden an den Nachtflug schrittweise herangeführt und haben hierzu auch eine spezielle Ausrüstung in ihren Hubschraubern. Zur Nachtflugausbildung starten nur Piloten und Bordmechaniker, beziehungsweise Luftrettungsmeister vom Hubschrauber H145, die bereits im Tagflug qualifiziert sind und Erfahrungen vorweisen können. Der IP, kurz für Instructor Pilot, ist immer ein ganz erfahrener Fluglehrer.

Auch Hilfsmittel können die Fähigkeit des menschlichen Auges verbessern, in der Nacht zu sehen. Zu diesen Geräten zählen die sogenannten Restlichtverstärker sowie spezielle Sensoren am Luftfahrzeug selbst. Aber Technik ist nicht alles. Gerade bei Starts und Landungen aus engen Landezonen im Gelände ist das Auge des Bordmechanikers, auch Bordmixer genannt, besonders im Nachtflug eine Hilfe. Dieser spricht im Gelände die Abstände zu Hindernissen an, um so den Piloten vorn ein Rundumbild der Hindernisse in der Landezone zu beschreiben. Er steht in ständiger Funkverbindung zu dem Piloten und unterstützt mit seinem Blick aus dem Laderaum der Maschine. Dadurch ist er gerade bei komplexen Landemanövern oder in Gefahrensituationen wichtig. Zudem kann die Führung vom Boden aus Hilfestellung bieten. Eins steht fest: Auch der Nachtflug ist immer Teamarbeit.

Technische Helfer für mehr Durchblick

Ein NH-90-Pilot sitzt am Tag im Hubschrauber-Cockpit und blickt in die Kamera.

Dieser Helm schützt nicht nur den Kopf. In ihm ist moderne Technik verbaut, die dem Piloten hilft, den Hubschrauber im Dunkeln zu manövrieren.

Bundeswehr/Peter Straub

Nicht nur die Kampftruppe auf dem Gefechtsfeld, sondern auch die Heeresflieger in der Luft setzen Restlichtverstärker ein, beispielsweise in Form einer Bildverstärker (BiV)-Brille. Restlichtverstärker nutzen minimal vorhandenes Licht in der Dunkelheit und verstärken es technisch. So wird mithilfe einer Elektronenröhre das in der Nacht noch gering vorhandene natürliche Licht, reflektiert von den Sternen oder durch den Mond, genutzt und am Ende der Röhre optisch projiziert. Damit können Soldaten durch das Okular ein grünschwarzes, mittlerweile sehr scharfes Bild der Umgebung wahrnehmen. Moderne Geräte verstärken das Restlicht um mehr als das Zehntausendfache und nutzen auch die für Menschen unsichtbare Infrarotstrahlung. In völliger Dunkelheit – etwa in einem geschlossenen Raum ohne Fenster – funktionieren sie allerdings nicht.
Der technologische Fortschritt bei Restlichtverstärkern ermöglicht es der Heeresfliegertruppe, ihre Einsatzfähigkeit auf 24 Stunden, also einen vollen Tag, auszudehnen. Laufende Verbesserungen dieser Geräte werden die Leistungsfähigkeit der Flieger bei Nachteinsätzen weiter erhöhen. Konnten in den Neunzigerjahren Luftfahrzeuge, wie die Bell UH1-D, nur in Ausnahmefällen in der Dunkelheit eingesetzt werden, so gehört dies mit dem NHNATO-Helicopter-90 nun zum Standardrepertoire der Heeresflieger.

Luftfahrzeugführer der Bundeswehr müssen befähigt sein, einen Hubschrauber bei Nacht auf einer Höhe von wenigen Hundert Metern zu fliegen. Sie müssen lernen, mit der Bildverstärkerbrille zu fliegen und eine Hinderniskulisse, wie Häuser und Bäume, zu bewältigen. Tiefflüge müssen geübt werden, um im Ernstfall unter der Radarhöhe zu fliegen, um sich so der feindlichen Flugabwehr entziehen zu können. All das ist nötig, um die Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Im Ernstfall, also in der Landes- und Bündnisverteidigung oder aber auch im Katastrophenfall, wie dem Ahr-Hochwasser, müssen Hubschrauberbesatzungen zu jeder Stunde starten können.

Nachtflüge finden vor allem in den Wintermonaten statt. Einerseits, weil es dann früher dunkel wird und so mehr Ausbildungszeit zur Verfügung steht. Andererseits wird aus Rücksicht auf die Anwohner vorwiegend im Winter geübt. So lassen sich die Flugstunden zeitlich nach vorn ziehen und dauern nicht zu lang bis in die Nacht hinein.

Nachts schwebt ein Hubschrauber mit Lichtern knapp über dem Boden, unten steht die Bodencrew.

Auch die Bodencrew muss im Zusammenspiel mit den Hubschraubern und der Besatzung bei Nacht trainiert werden. Die Beleuchtung an der Maschine wird im Einsatzgebiet aus taktischen Gründen nicht benutzt.

Bundeswehr/Alexander Klingenhöller
von Frederik Ströhlein

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

zum Thema