Heer
Von Krisenreaktion bis Kampfeinsatz

NATO-Zertifikat für das Hauptquartier des ARRCAllied Rapid Reaction Corps

NATO-Zertifikat für das Hauptquartier des ARRCAllied Rapid Reaction Corps

Datum:
Ort:
England
Lesedauer:
5 MIN

Das Hauptquartier des Allied Rapid Reaction Corps (HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps) hat die NATO-Tests bestanden: Der schnell verlegbare multinationale Stab trägt nun das Zertifikat einsatz- und kampfbereit. Beim HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps im britischen Gloucester sind 15 deutsche Soldaten stationiert. Sie waren im November 2020 mit Soldaten aus 20 weiteren NATO-Mitgliedsstaaten bei der Übung Loyal Leda 2020 eingesetzt.

Eine grüne Fahne mit einem goldfarbenen Schriftzug hängt an einer Fahnenstange vor blauem Himmel.

Neue Konzepte und Technologien werden während der Übung Loyal Leda 2020 erprobt. Die grüne Fahne des NATO Warfighting Corps Headquarters steht für die Kriegsfähigkeit des Bündnisses.

British Army/Jamie Peters

Während der Übung wurde in einem fiktiven Szenario trainiert, wie ein multinationales Korps einen Angriff auf das Bündnis abwehrt. Loyal Leda 2020 gilt zudem als Abschlussprüfung zur Zertifizierung als erstes Warfighting Corps HQHeadquarters der NATO seit Ende des Kalten Krieges. Mit dem HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps verfügt die NATO seit dem 17. November 2020 über ein voll einsatzbereites und als Warfighting Corps HQHeadquarters zertifiziertes Hauptquartier, das bis zu fünf Divisionen und bis zu 120.000 Soldaten im Kampf bei der Bündnisverteidigung der Nordatlantischen Allianz führen kann. Die fast dreiwöchige Übung Loyal Leda 2020, die im Südwesten Englands stattfand, stellte das eindrucksvoll unter Beweis. Die Bundeswehr war mit 15 Soldaten im HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps vertreten, weitere deutsche Soldaten unterstützten die Übung. Auch General Jörg Vollmer, Befehlshaber des Joint Forces Command in Brunssum, stattete der übenden Truppe einen Besuch ab und überzeugte sich persönlich von der Leistungsfähigkeit der Männer und Frauen.

Einsatzbereit zu jeder Stunde

Zwei Soldaten mit Gepäck gehen parallel zum Sonnenuntergang über eine Wiese.

Soldaten während der NATO-Übung Loyal Leda 2020 im Südwesten Englands

British Army/Jamie Peters

Bei der feierlichen Übergabe der Fahne für das frisch zertifizierte Warfighting Corps HQHeadquarters der NATO sagte der Kommandeur des Kommandos Landstreitkräfte der NATO (LANDCOM), Generalleutnant Roger L. Cloutier Jr: „Als NATO-Kommandeur, der für die Durchführung dieser Evaluierung verantwortlich ist, freue ich mich zu sagen, dass das HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps hier eine phänomenale Arbeit leistet und einsatzbereit ist. Sie beweisen, dass Sie in der Lage sind, trotz Covid-19 zu operieren und zu trainieren. Und Sie stellen erneut unter Beweis, dass Sie Kampfeinsätze im Zusammenhang mit Operationen in allen erforderlichen Bereichen beherrschen.“ Der Kommandierende General des HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps, Generalleutnant Sir Edward Smyth-Osbourne, antwortete: „Dies ist eine besondere Ehre für das HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps. Es ist das erste derartige Hautquartier seit dem Kalten Krieg, das als Hauptquartier eines Warfighting Corps fungiert. Es ist eine große Verantwortung, einsatzbereit zu sein, egal zu welcher Stunde, egal für welchen Auftrag.“ Die Zertifizierung folgt einem mehr als neunmonatigen Evaluierungsprozess durch LANDCOM mit der abschließenden Beurteilungsphase vor Ort während der Übung Loyal Leda 2020 im Vereinigten Königreich. An dieser computergestützten Übung nahmen über 1.200 Soldaten des ARRCAllied Rapid Reaction Corps und anderer NATO-Verbände aus 21 Staaten teil, wobei militärische Einheiten und zivile Organisationen aus ganz Europa und Nordamerika unterstützten.

NATO-Standards werden eingehalten

Zwei Soldaten mit Rucksäcken gehen entlang eines Stacheldrahtzauns.

Das Herz der NATO-Übung Loyal Leda 2020, der Hauptgefechtsstand, ist gut abgesichert

British Army/Jamie Peters

Der CREVAL-Test (Combat Readiness Evaluation) versichert dem Bündnis, dass das HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps nach NATO-Standards arbeitet und mit anderen NATO-Großverbänden zusammenarbeiten kann. Der Kommandeur LANDCOM fügte hinzu: „Wir müssen in der Lage sein, als Bündnis zusammenzuarbeiten, wenn wir dazu aufgefordert werden; von der Krisenreaktion bis hin zu größeren Kampfeinsätzen.“ Die für diese Großübung unterstellten Divisionen aus Kanada, Rumänien, den USA und dem Vereinigten Königreich unterrichteten den Kommandierenden General des HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps in einem Online-Fernbriefing über ihre Einsatzpläne für die bevorstehenden Szenarien. Die Übung Loyal Leda 2020 war eine NATO-Artikel-5-Gefechtsstandübung, bei der die kollektive Bündnisverteidigung auf der militärisch-taktischen Ebene geübt wurde. Sie war das Schlüsselelement zur Beurteilung der Bereitschaft des HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps und der NATO-Zertifizierung des HQHeadquarters zur vollen Einsatzfähigkeit (Full Operating Capability, FOCFull Operational Capability).

Königlicher Truppenbesuch

Ein älterer Herr in eleganter Zivilkleidung und zwei Soldaten in Kampfuniform unterhalten sich.

Prinz Charles überzeugt sich persönlich von der Leistungsfähigkeit des in Großbritannien stationierten Headquarters Allied Rapid Reaction Corps (HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps)

British Army/Jamie Peters

Die unterstellten Divisionen und Korpstruppen, gesteuert durch einen Computersimulator, wurden durch verschiedene andere NATO-Verbände dargestellt. So wurden realistische Aktionen und Reaktionen befreundeter und gegnerischer Streitkräfte erzeugt, um die Fähigkeit des Hauptquartiers zur Führung und Kontrolle von unterstellten Truppenteilen zu üben und zu testen. Der virtuelle Gegner war ein fiktiver Staat, der einem anderen Verteidigungsbündnis angehört und die übende Truppe vor komplexe Herausforderungen stellte. Zu den Divisionen, die die Übung unterstützten, gehörten die 1. USUnited States Cavalry Division, die 1. Kanadische Division, die 3. United Kingdom Division und die Multi-Nationale Division South East aus Rumänien. Die in Deutschland stationierte United States Army Europe stellt weitere Kontrollzellen für das HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps, einschließlich des USUnited States 2nd Cavalry Regiment, 12th Combat Aviation Brigade und der USUnited States 41st Field Artillery Brigade. Der britische Thronfolger, Prinz Charles von Wales, besuchte das HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps während der Übung, um sich von der Leistungsfähigkeit der Truppe, immerhin des größten NATO-Verbandes auf britischem Boden, zu überzeugen. Er erhielt einen Überblick über den Ablauf der Übung und über einige der neuen Fähigkeiten und Technologien, die vom HQHeadquarters entwickelt und getestet wurden. Als großer Freund der Streitkräfte besucht Prinz Charles die Truppe regelmäßig während der Ausbildung oder bei Einsätzen.

Coronatests für das Gesundheitswesen

Soldatinnen und Soldaten sitzen in großen Abständen voneinander in einer Sporthalle, vor ihnen weiße Stellwände.

Das HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps nimmt während der Übung an einem Pilotprojekt des britischen nationalen Gesundheitsdienstes NHS zu Test und Rückverfolgung teil, um das Covid-19-Massentestprogramm der britischen Regierung zu unterstützen

British Army/Jamie Peters

Die Zusammenarbeit und die bessere Verzahnung der multinationalen Truppenteile wird immer wichtiger. Daher testete das HQHeadquarters ARRCAllied Rapid Reaction Corps auch innovative neue Konzepte und Technologien, um auf zukünftige Anforderungen vorbereitet zu sein. Die Konzepte, die derzeit entwickelt werden, sehen vor, dass die Gefechtsstände des HQHeadquarters über eine Reihe von Standorten verteilt werden, wodurch es für den Gegner schwieriger wird, die einzelnen Elemente ausfindig zu machen und zu bekämpfen. Auch neue Ausrüstung, die das Hauptquartier kleiner und beweglicher macht, wird erprobt. Dadurch werden die Personalstärken sowie die physische, thermische und elektromagnetische Abstrahlung der Gefechtsstände verringert.

Die Übung wurde zwar zwei Jahre lang geplant, musste aber aufgrund der Corona-Pandemie erheblich umgestaltet werden. Alle Teilnehmer wurden mit Lateral-Flow-Antigen-Tests getestet, die schnelle Ergebnisse lieferten. Diese Tests sind Teil eines Pilotprojekts, mit dem der National Health Service (NHS) unterstützt wird, um zu analysieren, wie diese neue Technologie am besten in großem Maßstab eingesetzt werden kann. Alle Personen, die dann während der Übung Symptome zeigten und bei denen eine Corona-Infektion nachgewiesen werden konnte, wurden sofort isoliert, um die Übertragungskette zu unterbrechen. Die letzten Tests erfolgten vor dem Ende der Übung, um die Familien und das berufliche Umfeld zu schützen.

von Florian Raebel

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