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Heer
Übung White Eagle

Feuer aus allen Richtungen

Artillerie
Datum:
Ort:
Altengrabow
Lesedauer:
4 MIN

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Sie sind deutlich zu unterscheiden: das tiefe Grummeln der mächtigen Artilleriegeschütze in der Ferne und der Gefechtslärm der Sturmgewehre. Dazu kreisen ständig Flugzeuge am Himmel. Joint Fire Support Teams der 1. Panzerdivision stehen im Feuergefecht. Mit der Übung White Eagle laufen die Vorbereitungen auf die Mission enhanced Forward Presence (eFPenhanced Forward Presence) in Litauen auf Hochtouren.

Im Gefecht: Ein Soldat lehnt an einem Erdwall und brüllt Kommandos.

Übung White Eagle: Auf den Truppenübungsplatz Altengrabow trainieren die Joint Fire Support Teams des Artillerielehrbataillons 325 aus Munster, aber auch die Soldaten der gesamten 1. Panzerdivision das Gefecht.

Bundeswehr/Marco Dorow

Die Einschläge der Artilleriegranaten werden zeigen, ob der Feinddruck nachlässt oder nicht – ob die Ausbildung erfolgreich war oder nicht. Auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow bildet das Artillerielehrbataillon 325 aus Munster Joint Fire Support Soldaten aus. Sie fordern Feuer an von Panzerhaubitzen, Raketenwerfern, Luftfahrzeugen oder auch Mörserstellungen. Die Soldatinnen und Soldaten üben für ihren Auftrag: Joint Fire Support, gemeinsame Feuerunterstützung, in Litauen. „Hier in Altengrabow haben wir ideale Voraussetzungen für unsere Ausbildung. Auf dem Übungsplatz sind sehr viele verschiedene Übungsszenarien denkbar. Artillerie, Mörser ja sogar Luftfahrzeuge können hier gemeinsam üben“, macht Oberstleutnant Alfred Grethe, der Bataillonskommandeur, deutlich. Die Übungsplatzkommandantur Altengrabow reagiere außerordentlich kooperativ und kreativ auf die Ausbildungsvorhaben der Munsteraner Artilleristen, sagt der Verbandsführer zufrieden. Rund 200 Soldaten, gemischt aus seinem Bataillon, aber auch der gesamten 1. Panzerdivision, sind an der Übung beteiligt.

Feuerunterstützung für das Gefecht

Ein Soldat mit rotem Barett hat einen Gefechtshelm, ein Funkgerät und ein Fernglas bei sich.

Die Munsteraner Artilleristen üben in Altengrabow das Gefecht für die Landes- und Bündnisverteidigung. Im nächsten Jahr werden sie in Litauen sein.

Bundeswehr/Marco Dorow

Für das Artillerielehrbataillon 325 sei die Übung White Eagle ein wichtiger Schritt in Richtung Litauen, unterstreicht Grethe. Die Ausbildung der Soldaten sei eine sehr wichtige wie auch umfangreiche Ausbildung. „Wir müssen jederzeit das gesamte Fähigkeitsspektrum zur boden- und luftgebundenen, weitreichenden und indirekten Feuerunterstützung zur Verfügung stellen.“ Genau diese Feuerunterstützung, beispielsweise für eine im Feuergefecht stehende Grenadierkompanie, sei der maßgebliche Träger des Feuerkampfes in der gesamten Tiefe und Breite eines Gefechtsstreifens. Mit ihren Feueranforderungen unterstützen also die Joint Fire Support Teams das Gefecht der Infanterie. Genau das beschreibt den Kern der Übung White Eagle.

Koordination ist das Geheimnis

Aus der offenen Heckklappe eines Schützenpanzers stürmen drei Soldaten.

Die Joint Fire Support Teams folgen mit ihren Gefechtsfahrzeugen ganz dicht der Kampftruppe.

Bundeswehr/Marco Dorow

So vielschichtig die Arbeit der Soldaten der Joint Fire Trupps ist, so herausfordernd ist auch deren Ausbildung. „Wir simulieren in der Übung typische Gefechtsbilder der Landes- und Bündnisverteidigung. Feldposten, wiederkehrende Angriffswellen generischer Kräfte, ja sogar feindlicher Beschuss werden mit Übungsmunition nah an der Realität inszeniert“, beschreibt ein Ausbilder. In einem realen Gefecht begleiten die Joint Fire Support Teams (JFSTJoint Fire Support Teams) die Infanteristen. Schulter an Schulter stehen sie mit Grenadieren und Jägern oder auch nah bei den Kampfpanzern vorn in den Gefechtsstreifen. Ein JFSTJoint Fire Support Teams, meist sechs Soldaten, teilt sich dabei in zwei Gruppen: einen Beobachtertrupp für Steilfeuer, die Boden-Boden-Gruppe, zuständig für die Feuerunterstützung durch Artillerie, Mörser und Schiffsartillerie – sowie einen Fliegerleittrupp zur Luftnahunterstützung, die Luft-Boden-Gruppe, zuständig für die Feuerunterstützung durch Kampfhubschrauber, Drohnen und Flugzeuge.

Der Gefechtsstreifen bei der Übung White Eagle ist fast drei Kilometer tief. Von Stellung zu Stellung tasten sich die Schützenpanzer Marder voran. Das JFSTJoint Fire Support Teams ist jederzeit bereit abzusitzen.

Fehler dürfen nicht passieren

Drei Soldaten im Gefechtsanzug an einem Erdwall: Darauf steht auf einen Dreibein ein elektronisches Gerät.

Für die Anforderung der Waffenwirkungen müssen die Joint Fire Support Teams genau die Zieldaten erfassen und fehlerfrei übermitteln.

Bundeswehr/Marco Dorow

Je nach Auftrag sind die gesamten Teams oder auch Gruppen mit ihren eigenen Gefechtsfahrzeugen in die Kampftruppe integriert. „Absitzen!“, ist aus dem Bordfunk des Marders zu hören. Von null auf jetzt steigt die Anspannung. Mit dem Öffnen der Heckklappe am Schützenpanzer stehen die JFSTJoint Fire Support Teams mitten im Gefecht. Die Herausforderung an sie ist immens, beherrschen sie doch den infanteristischen Kampf und sind Bestandteil des kämpfenden Verbandes der Bodentruppen. Feindmeldungen, Lagemeldungen das gesamte taktische Bild speichern die Joint Fires für sich ab. „Das ist grundsätzlich wichtig für die Aufgabe der Soldaten“, so einer der Ausbilder. Das Gefechtsschießen, geführt durch einen ganzen Stab von Ausbildern, nimmt seinen Lauf.

Lagemeldung: „Feindliche Mörserstellung an den Ausläufern vom Südwald …“. Mit diesem Funkspruch beginnt die eigentliche Arbeit der Joint Fire Support Teams. Mit ihren Feueranforderungen helfen sie im Kampf gegen den Gegner. Sie sind die Verbindung beispielsweise zu den Panzerhaubitzen, die in bis zu 40 Kilometer Entfernung auf das ersehnte Feuerkommando zum Abfeuern ihrer Granaten warten. „Wenn die Einschläge richtig platziert werden, wird der Feinddruck geringer“, so der Ausbilder.

JFSTJoint Fire Support Teams der Finger am Feuerknopf der Haubitze

Im Gefechtsrauch stehen drei Soldaten hinter einer Mauer. Die Waffen haben sie auf der Mauer im Anschlag.

Das Feuer an die richtige Stelle mit der richtigen Wirkung zu führen, ist die Aufgabe der Joint Fire Support Soldaten.

Bundeswehr/Marco Dorow

Die JFSTJoint Fire Support Teams fassen viele verschiedene Informationen zusammen, ehe die Feueranforderung entsteht. Dazu gehören Koordinaten, Entfernung, Richtung der feindlichen Mörserstellung, die gewünschte Wirkung im Ziel, aber auch die Fragen: Soll genebelt, also der Feind geblendet werden, oder fordert der Kampftruppenchef, das Ziel zu zerschlagen? Ringsum läuft das Gefecht weiter. Im Luftraum über der Schießbahn kreisen abwechselnd ein Kampfflugzeug A4 Skyhawk, ein Learjet oder auch das Trainingsflugzeug PC 9. Auf einer weiteren Schießbahn fahren die Panzerhaubitzen der 5. Kompanie in die Feuerstellung. „Aus all diesen Optionen schöpfen die Teams die notwendige Waffenwirkung, um den Kampf der Infanterie am Boden zu unterstützen“, so ein Ausbilder. Die Kampftruppe habe durch die Schnittstelle der Joint Fire Support Teams den Zugriff auf sehr weitreichende Waffenwirkung, ja sogar auf Waffenwirkung aus der Luft.

Mit dem Absetzen der Feueranforderung ist irgendwo am Horizont das grummelnde Motorengeräusch der Panzerhaubitzen zu hören. Der Geschützzug fährt in Stellung, acht Kilometer trennen die JFSTJoint Fire Support Teams von den Geschützen. Das Motorengeräusch verstummt. Wenige Sekunden später endlich, das ersehnte Grollen der mächtigen 155-Millimeter-Geschütze. Und wieder wenige Sekunden später schlagen die Granaten in der Mörserstellung ein. Die Treffer sitzen, die Teams melden die Zielwirkung und warten auf die nächste Feindmeldung der Kampftruppe.

von René Hinz

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