Heer

"Wir brauchen dringend Ersatz für den CH-53"

"Wir brauchen dringend Ersatz für den CH-53"

Ort:
Celle-Wietzenbruch
Lesedauer:
4 MIN

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Ein Offizier steht vor einer Hubschrauberattrappe und spricht zu seinen Soldaten.

Durch die Übungsauswertung lernen: Der Kompaniechef will, dass die jungen Fallschirmjäger ihr Handwerk gründlich von der Pike auf lernen, damit sie später in jedem Einsatz bestehen können.

Bundeswehr/Maximilian Schulz

Herr Major Uppenkamp, Sie sind Chef der 4. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31 aus Seedorf. Warum konnte nur der Alpha-Zug der 4. Kompanie dieses Mal ausgebildet werden?

Ursprünglich war ja geplant, die gesamte Kompanie mit nach Celle zu nehmen. Sie besteht aus vier Zügen, drei leichten Fallschirmjägerzügen und einem schweren Waffenzug. Geplant war, auf zwei unterschiedliche Objekte zeitgleich durch die Luft angreifen zu lassen. Doch um das alles zu realisieren, hätten wir eine deutlich höhere Anzahl von Luftfahrzeugen gebraucht. Es geht ja darum, alle Verfahren, Taktiken und Kampfweisen so zu üben, wie wir sie im Einsatz vollziehen würden. Aufgrund der reduzierten Zahl der Hubschrauber ist die Übung notgedrungen zusammengeschrumpft worden, der Bravo- und der Charlie-Zug, beides leichte Fallschirmjägerzüge und auch der schwere Fallschirmjägerzug sind zu Hause geblieben. Zumindest die dienstpostengerechte Ausbildung der jungen Soldaten des Alpha-Zuges wollten wir weiterführen. Deren Aufgabe bestand nun im Erobern eines Feldflugplatzes aus der Luft mit Hubschraubern. Wir konnten zumindest das Einfliegen von Außenlasten für die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtruppe ermöglichen. Die Soldaten der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtruppe haben einen Dekontaminationspunkt aufgebaut und wurden durch die Fahrzeuge der sogenannten Erdstaffel verstärkt. In dieser Anlage wurden die Soldaten dann dekontaminiert, also entgiftet. Der Abzug der Soldaten konnte dann ebenfalls wieder mit Hubschraubern stattfinden. Wenigstens das war sichergestellt und mit diesem Übungsabschnitt war ich sehr zufrieden.

Bitte vergleichen Sie kurz die alten Hubschrauber wie Bell UH-1D und CH-53 mit dem neuen Mehrzweckhubschrauber NHNATO-Helicopter-90.

Für mich konkret ist die größte Herausforderung nicht das zu transportierende Personal. Das kann der NHNATO-Helicopter-90 sehr gut. Die große Herausforderung, die ich als Kompaniechef habe, ist das Transportieren von Fahrzeugen oder schweren Waffen. Das betrifft Außenlasten wie das Einsatzfahrzeug Spezialisierte Kräfte Mungo oder den Waffenträger Wiesel. Da brauchen wir auf jeden Fall große Hubschrauber, die über weite Strecken schwere Lasten transportieren können. Das kann der NHNATO-Helicopter-90 nicht. Der kann eben nur Personal transportieren, doch zum Transport von schweren Außenlasten ist er nicht geeignet. Wir brauchen also dringend Ersatz für den CH-53, der in der Lage ist, Fahrzeuge sowohl als Innen- wie Außenlast zu fliegen. Denn im Rahmen von luftgestützten Operationen benötigen wir, wenn wir den Gegner erfolgreich am Boden bekämpfen wollen, unbedingt Fahrzeuge, zum Beispiel geschützte Fahrzeuge wie den Wiesel oder seinen Nachfolger.

Was sind Ihre Erwartungen an die Führung, was Material und Personal angeht?

Grundsätzlich ist die Fallschirmjägertruppe gut aufgestellt. Zwei wesentliche Punkte möchte ich ansprechen: fehlende Kommunikationsmittel, hier im Speziellen Funkgeräte. Da brauchen wir definitiv und schnellstmöglich neue, moderne Funkgeräte. Der zweite Punkt betrifft die persönliche Ausstattung der Soldaten, genauer gesagt den sogenannten Gefechtsanzug. Der ist bei vielen Soldaten selbst gekauft, weil wir nicht alle Soldaten mit dienstlich gelieferter, moderner, guter Ausrüstung und Bekleidung ausstatten können. Es ist deutlich besser geworden, aber noch lange nicht da, wo wir hinmüssen.

Wie lauten Ihre Empfehlungen an junge Menschen, die sich für die Fallschirmjägertruppe interessieren?

Der Wille entscheidet. Wer nicht aus ganzem Herzen Fallschirmjäger sein will, wird es auch nicht schaffen. Die Anforderungen sind mannigfaltig. Es ist nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, die wir fordern, sondern vor allem der Wille Neues zu lernen, der Wille durchzuhalten, der Wille durchzustehen. Die jungen Soldaten müssen bereit sein, in den Einsatz zu gehen oder auch im Rahmen der Bündnisverteidigung eingesetzt zu werden und sich dort dem Auftrag zu stellen. Doch vor allem in letzter Konsequenz: Es zählt der Wille zum Kampf.

Zur Person: Der Berufssoldat Major Philipp Uppenkamp ist seit 2004 bei der Bundeswehr. Er kam als Grundwehrdienstleistender zur Raketenartillerie nach Homberg/Efze. Seit 2005 ist er bei der Fallschirmjägertruppe, absolvierte drei Jahre die Ausbildung zum Fallschirmjägeroffizier. Er ging direkt nach dem Ende der Offizierausbildung von 2008 bis 2011 als Mörserzugführer zum Fallschirmjägerbataillon 313 nach Wildeshausen. Im verlustreichen Jahr 2010 war er mit dem Ausbildungs- und Schutzbataillon in Kundus in Afghanistan, wo er an mehreren Gefechten teilnahm. In seiner Verwendung ab Ende 2012 im damaligen Heeresamt in Köln war er zuständig für die Konzeption der Weiterentwicklung einer schweren Infanteriekompanie. 2015 kam er als Taktiklehrer ans Ausbildungszentrum Infanterie nach Hammelburg. Im Sommer 2016 ging er für ein Jahr nach Quantico/USA und absolvierte beim United States Marine Corps den Lehrgang Expeditionary Warfare School der Marine Corps University. Seit September 2017 ist er Kompaniechef der 4. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31. Das Schlimmste sind für ihn Tod und Verwundung von Kameraden im Gefecht. Das Schönste bislang ist seine Zeit als Kompaniechef der 4. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31. Der 35-Jährige ist verheiratet und freut sich auf die Geburt seines Sohnes Anfang nächsten Jahres.

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