Erfolgsmodell für schnelles Bauen künftig auch im Inland
Erfolgsmodell für schnelles Bauen künftig auch im Inland
- Datum:
- Ort:
- Bundesweit
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Sicherstellung der Landes- und Bündnisverteidigung hat für die Bundeswehr höchste Priorität. Dafür wird derzeit ein im Auslandseinsatz bereits bewährtes Konzept, das German Armed Forces - Contractor Augmentation Program (G-CAPGerman Armed Forces - Contractor Augmentation Program), für das Inland angepasst.
Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der Russischen Föderation gegen die Ukraine seit dem 24. Februar 2022 hat die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen Deutschlands und Europas grundlegend verändert. Die Bundeswehr stellt sich für die damit einhergehenden Herausforderungen bei der Landes- und Bündnisverteidigung neu auf. Das betrifft die Beschaffung neuer Technik und neuer Ausrüstung, aber auch das Anwachsen der Truppenstärke. Wenn beispielsweise der geplante Neue Wehrdienst eingeführt wird, braucht es kurzfristig erhebliche zusätzliche Unterbringungskapazitäten im Bundesgebiet – eine enorme Herausforderung, die innovative Lösungen erfordert. Dafür soll unter anderem das im Einsatz bewährte Rahmenvertragsmodell G-CAPGerman Armed Forces - Contractor Augmentation Program für das Inland weiterentwickelt werden. Dieses ermöglicht der Bundeswehr bislang, Soldatinnen und Soldaten schnell, flexibel und durchhaltefähig im Einsatz unterzubringen. Um Ideen und Lösungen hierfür zu erarbeiten, wird aktuell eine Markterkundung durchgeführt.
Welches Ziel verfolgt G-CAPGerman Armed Forces - Contractor Augmentation Program?
Das „German Armed Forces - Contractor Augmentation Program“ basiert auf Rahmenvereinbarungen, die eine schnelle und lageangepasste Bereitstellung von Unterbringungs- und Sanitätseinrichtungen ermöglichen. Im sogenannten Full-Service-Ansatz können sämtliche Leistungen – von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb – unmittelbar abgerufen und zügig realisiert werden. So beträgt beispielsweise die Zeit zur Errichtung einer containerbasierten Unterkunft für 1.000 Personen in einem Einsatzcamp rund 270 Kalendertage.
Das Konzept soll nun für den regulären Grundbetrieb im Inland weiterentwickelt werden und künftig die Schritte von der Planung bis zur Übergabe der abgerufenen Bausteine abdecken. Die Rahmenvereinbarung soll bundesweit abrufbar, skalierbar und an unterschiedlichen Standorten umsetzbar sein. Auch die optionale Übernahme von Leistungen zum Betrieb der errichteten Einheiten ist grundsätzlich vorgesehen.
Was soll errichtet werden?
Es besteht ein bundesweiter Bedarf an standardisierten Gebäuden insbesondere für die Basisausbildung im Rahmen des Neuen Wehrdienstes. Geplant ist die Errichtung von über 100 solcher Einrichtungen, sogenannter Referenzbauvorhaben, mit jeweils etwa 3.100 Quadratmetern Nutzfläche. Jede Einrichtung soll folgende Funktionsbereiche umfassen:
- Unterkunftsräume samt Sammelsanitärräumen für bis zu 240 Rekrutinnen und Rekruten, ausgehend von vier Personen pro Unterkunft,
- Büroräume mit Sanitäreinrichtungen für bis zu 60 Personen,
- Lehrsaal für theoretische Ausbildungsanteile von bis zu 60 Rekrutinnen und Rekruten,
- Lagerräume für militärisches Ausbildungsmaterial,
- Waffenkammer zur sicheren Lagerung von Waffen.
Die Umsetzung an bundesweit unterschiedlichen Standorten soll ab 2027 bis zum Jahr 2031 erfolgen.
Wie soll gebaut werden?
Vorgesehen ist eine geplante Nutzungsdauer der Gebäude von mindestens 25 Jahren. Um eine schnelle Realisierung auf teils nur eingeschränkt erschlossenen Grundstücken zu ermöglichen, sollen standardisierte und beschleunigte Bauweisen, beispielsweise serielles beziehungsweise modulares Bauen, eingesetzt werden. Zentrale Elemente sind dabei eine einheitliche Grundrissplanung und die Typisierung von Gebäudeteilen. Mit der Standardisierung lassen sich eine zügige Umsetzung sowie ein wiedererkennbares Erscheinungsbild gewährleisten.
Warum eine Markterkundung?
Im Zentrum der Markterkundung steht die Frage, welche Bauweise – zum Beispiel Modulbau, Containerbau, Elementbau oder hybride Varianten – am besten geeignet ist, um die ehrgeizigen Zeitvorgaben zu erfüllen.
Es geht darum, innovative Ideen und marktgerechte Lösungsansätze für eine effiziente Vergabe zu identifizieren. Besonders gefragt sind Bauweisen mit hohem Vorfertigungsgrad, die eine schnelle Verfügbarkeit ermöglichen. Über eine entsprechende Rahmenvereinbarung sollen mehrere baugleiche Gebäude an unterschiedlichen Standorten errichtet werden. Die Grundstücke wird der Auftraggeber zur Verfügung stellen. Diese befinden sich voraussichtlich bereits in Nutzung durch die Bundeswehr.
Die Markterkundung richtet sich insbesondere an Unternehmen, die über Erfahrung im Container- oder Modulbau oder im seriellen Bauen verfügen oder bereits vergleichbare Projekte realisiert haben, beispielsweise im G-CAPGerman Armed Forces - Contractor Augmentation Program I/II, dem THWTechnisches Hilfswerk-Bauprogramm oder dem Zoll-Bauprogramm.
Wie geht es weiter?
In einem ersten Schritt wurde interessierten Unternehmen die Möglichkeit geboten, an der Markterkundung teilzunehmen und ihre Ideen vorzustellen. Die Rückmeldungen werden nun gesichtet und ausgewertet. Am 9. Oktober 2025 wird für die interessierten Unternehmen in Berlin ein Industrietag durchgeführt – zur Diskussion der Ergebnisse, zum gegenseitigen Austausch und als Vorbereitung auf die geplante Vergabe.