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Luftwaffe
Estland

Baltic Tiger – Mit Moskito und Bleistift

Landes- und Bündnisverteidigung
Datum:
Ort:
Estland
Lesedauer:
2 MIN

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Jeder Soldat kennt sie und manche bringen es hier zur wahren Meisterschaft: Die Geländetaufe und das Anfertigen einer Skizze.

Ein Soldat mit Barrett steht in einer Stellung mit Sandsäcken und blickt auf die Küste.

Aus der gut getarnten Deckung heraus vermessen die Marineinfanteristen markante Punkte

Bundeswehr/Thomas Skiba

Selbst in der deutschen Marine gehören diese Techniken nicht zum „alten Eisen“, eher das Gegenteil ist hier der Fall, folgt man den Soldaten der Küsteneinsatzkompanie, der marineinfanteristischen Komponente des Seebataillons der deutschen Marine, die derzeit im Hafen der estnischen Hauptstadtmetropole Tallinn üben.

„Klar, wir sind mit modernem Aufklärungsgerät ausgestattet“, sagt Bootsmann Liam und zeigt auf das „MOSKITO TI“. Das ist ein neues und bisher in überschaubarer Anzahl bei der Bundeswehr eingeführtes Multifunktionsgerät für Aufklärung und Wirkung. „Doch der gute alte Meldeblock und der 6B-Bleistift wie auch der Marschkompass haben weiter ihre Daseinsberechtigung“, betont der Bootsmann.

Den Perimeter abstecken

Derzeit bereiten sich die Männer mit dem marineblauen Barett auf die Übung „Baltic Tiger 22“ vor. Hier sollen sie unter anderem die Absicherung des Hafens und des umliegenden Geländes trainieren und gemeinsam mit den estnischen Bündnisgenossen an den Fertigkeiten in der sogenannten Force Protection feilen – unter diesem Begriff werden der Schutz der eigenen Truppen wie auch der militärischen Infrastruktur zusammengefasst.

Zwingend notwendig für diesen Auftrag, der den eigenen Kräften erst ermöglicht, sich ganz auf ihre Aufgaben zu konzentrieren, ist die Erkundung rund um die Basis, in der Marine als Perimeter angesprochen. „In die Richtung, die ich zeige, dort Nordmole – linke Grenze, dazwischen Trümmermole und rechte Grenze Ostmole“, spricht der Gruppenführer, Bootsmann Nis, seine Männer an. Die folgen mit wachem Blick seinen kurzen knappen Sätzen und alle taxieren die Bucht von Tallinn, im estnischen als Tallinna Laht bezeichnet. Sperrzonen werden benannt, Beobachtungsbereiche festgelegt und bei markanten Punkten die Entfernung gemessen

.

Ein Soldat hält in den Händen ein Stück Papier auf dem er etwas skizziert hat.

Die Ergebnisse werden auf dem Meldeblock festgehalten. Damit können nachfolgende Kräfte eingewiesen werden, ohne selbst aufwendig zu erkunden.

Bundeswehr/Thomas Skiba

Instinkt schulen

Diese Angaben werden sich später alle in der Geländeskizze wiederfinden. Der Bootsmann nutzt die Gelegenheit und greift ganz tief in den militärischen Handwerkskasten: „Erst mit dem Auge die Entfernung schätzen, dann mit dem Entfernungsmesser nachprüfen.“ Dadurch schulen die Marineinfanteristen den Blick, abseits der Unterstützung durch Okular und Elektronik, und stärkt das Selbstvertrauen auf das eigene Können. „Außerdem schaffen wir so eine Redundanz, denn Technik kann ausfallen“, sagt Bootsmann Liam.

Nach und nach füllt sich der Meldezettel mit Distanzen, die Geländeskizze nimmt Gestalt an. Ein Rembrandt ist daran nicht verloren gegangen, doch solch Charakterisierungen haben hier keinen Platz. Einfach, präzise und auch für andere aussagekräftig, das sind die Kriterien, die erfüllt sein müssen. Schließlich sollen auch Folgekräfte oder Verstärkungen mit einem Blick auf die Skizze, sich im Gelände zurechtfinden und gegebenenfalls sofort das Gefecht aufnehmen.

von Thomas Skiba

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