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Einmalig in der Bundeswehr: Der Salutzug des Wachbataillons

Einmalig in der Bundeswehr: Der Salutzug des Wachbataillons

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Sie sind immer dabei, wenn ein neu gewählter USUnited States-Präsident zum ersten Mal Deutschland besucht oder wenn Queen Elizabeth II. empfangen wird. Und sie fallen immer auf, denn ihre Feldhaubitzen sind nicht zu überhören: Die Soldatinnen und Soldaten des Salutzugs, der heute offiziell Unterstützungszug Protokoll heißt.

Eine Haubitze beim Salutschuss. Kleine Teilchen fliegen durch die Luft.

Beim Salutschießen tragen die Soldatinnen und Soldaten des Unterstützungszuges Protokoll ihren Paradeanzug Heer. Schon etwa eine halbe Stunde vor dem geplanten Einsatz stehen sie an den Geschützen bereit.

Bundeswehr/Francis Hildemann

28 Soldatinnen und Soldaten und zehn Haubitzen bilden den sogenannten Salutzug beim Wachbataillon des BMVgBundesministerium der Verteidigung. Was nur wenige wissen: Das Wachbataillon gehört zur Streitkräftebasis und ist dort der einzige Jägerverband. Zusätzlich zum Protokollarischen Ehrendienst steht der infanteristische Dienst im Vordergrund.

Salut: Eine seltene Ehre

Denn Empfänge mit militärischen Ehren, also auch mit Salutschüssen, sind selten geworden. Es gibt sie nur noch beim Besuch von Monarchen und dann, wenn ein ausländisches Staatsoberhaupt erstmals in dieser Funktion nach Deutschland kommt. Außerdem fragt der Bundespräsident vorher bei dem erwarteten Gast an, ob dieser einen solchen Empfang wünscht.

Normalerweise finden in Deutschland pro Jahr nur noch zwei oder drei solcher Empfänge statt. In diesem Jahr kam der Salutzug Corona-bedingt sogar nur ein einziges Mal zum Einsatz: am 5. Oktober bei der Generalprobe am neuen Regierungsterminal in Schönefeld.

Drei Soldaten in Heeresuniform stehen an „ihrer“ Feldhaubitze.

Bei der Generalprobe wird das erste Mal das Salutschießen am neuen BER geübt

Bundeswehr/Francis Hildemann

Die Tradition signalisiert friedliche Absichten

Die Tradition des Salutschießens ist so alt, dass die Herkunft der 21 Salutschüsse nicht genau geklärt werden kann. Am geläufigsten ist eine Historie aus dem 14. Jahrhundert, so Hauptfeldwebel Martin Gey, der Zugführer des Salutzugs. Zu der Zeit hatten Kriegsschiffe noch Vorderlader-Kanonen, die ständig geladen waren. „Diese wurden vor dem Einlaufen in einen Hafen abgefeuert. Das signalisierte die friedliche Gesinnung, denn durch das Abfeuern der Geschütze wurde die eigene Verteidigungsbereitschaft aufgegeben“, erklärt Gey.

80 Jahre und kein bisschen leise

Die ältesten „Mitglieder“ des Salutzugs sind fast 80 Jahre. Es sind die zehn Feldhaubitzen. Sie wurden während des Zweiten Weltkriegs in den USA entwickelt und gebaut. Die Haubitzen des Salutzugs stammen aus den Jahren 1942 und 1943. Ihre genaue Bezeichnung ist „Feldhaubitze 105 mm“, weil die verwendeten Kartuschen das Kaliber 105 Millimeter haben.

Eine „Feldhaubitze 105 mm“ steht ausgerichtet für das Salutschießen auf dem Vorfeld des Regierungsterminals am BER.

Eine Kanone wird vor allem genutzt, um ein Ziel direkt zu beschießen (Flachfeuer). Eine Haubitze wird meist für Steilfeuer eingesetzt, um aus großer Distanz zu schießen.

Bundeswehr/Francis Hildemann
Drei Soldaten in Heeresuniform stehen in Position an einer Feldhaubitze.

Beim Salutauftrag bedienen immer drei Soldaten eine Haubitze: ein Geschützführer, ein Ladekanonier und ein Entladekanonier

Bundeswehr/Francis Hildemann

Die Bundeswehr führte dieses Waffensystem Ende der 50er-Jahre ein. Bis 1996 waren sie das Standardgeschütz der Luftlandebrigade 9 in Philippsburg. Danach wurden sie bis 2003 genutzt, um Artilleriebeobachter auszubilden. Seit 2006 ist ihre einzige Aufgabe das Salutschießen beim Wachbataillon. Dafür wurden die Haubitzen „demilitarisiert“, das heißt, scharfe Schüsse sind damit nicht mehr möglich.

Mit 2.500 Kilogramm Gewicht ist die „Feldhaubitze 105 mm“ ein ziemliches „Leichtgewicht“, gut zu verladen und zu transportieren. Am 5. Oktober zur Generalprobe am BER beispielsweise wurden sie angehängt an Lkw von der Julius-Leber-Kaserne in Tegel über die Berliner Stadtautobahn nach Schönefeld gebracht.

Vor dem neuen Regierungsterminal fährt ein Militär-Lkw mit einer angehängten Feldhaubitze.

Angehängt an Militär-Lkw wurden die Feldhaubitzen mit 40 km/h über die Berliner Stadtautobahn von Tegel zum neuen Regierungsterminal am BER gefahren

Bundeswehr/Jane Schmidt

Der Korkdeckel lässt es knallen

An diesem Tag waren, wie immer bei einem Einsatz zum Empfang von Staatsoberhäuptern, sieben Haubitzen dabei: sechs für die 21 Schuss Salut, eine als Reserve. Die Kartuschen, mit denen die Geschütze beladen werden, haben eine Treibladung aus Schwarzpulver und sind mit einem Korkdeckel verschlossen, „damit es schön knallt“, wie Oberfeldwebel Matthias Ehrke, der Gruppenführer im Salutzug, erklärt. 

Der Ladekanonier hält eine Kartusche für den Salutschuss zwischen seinen Händen. Unten ist der Korkdeckel zu sehen.

Der Ladekanonier nimmt jede Kartusche genau nach Protokoll auf und lädt sie dann in die Haubitze. Auch ein Gehörschutz für die Soldaten ist vorgeschrieben.

Bundeswehr/Francis Hildemann

Ganz präzise dank Wasserwaage

Und wie läuft ein Salutschießen ab? Wenn der Salutzug einen Auftrag bekommt, bauen die Soldaten vor Ort zunächst die Geschütze und ein Podest auf. Der Sicherheitsabstand vor den Rohren beträgt 50 Meter, links und rechts sind es 30 Meter. Die Geschütze selbst werden in einer Reihe ausgerichtet, jeweils zehn Meter voneinander entfernt. Damit alles ganz exakt ist, hat jede Haubitze eine eingebaute Wasserwaage und eine Zeigerzieleinrichtung.

Sechs Haubitzen stehen auf dem Vorfeld des Regierungsterminal. An jedem Geschütz drei Soldaten der Geschützbesatzung.

Bereit für das Feuerkommando: Die sechs Geschütze des Unterstützungszuges Protokoll stehen exakt ausgerichtet in jeweils zehn Meter Abstand voneinander für die Generalprobe auf dem neuen Regierungsterminal am BER

Bundeswehr/Francis Hildemann
Soldaten in Feldanzügen und mit Warnwesten stehen an den Lkw mit den angehängten Haubitzen.

Früher am Morgen sah es auf dem Vorfeld noch so aus: Die Soldaten des Salutzugs in ihren Feldanzügen bauen die Geschütze auf und richten sie aus.

Bundeswehr/Jane Schmidt

Ist die Maschine mit dem Staatsgast gelandet und rollt in ihre Position, laden die Geschützbesatzungen die Haubitzen und warten auf den Abschussbefehl. Da der Salutzug viel zu weit entfernt ist, um den Gast sehen zu können, steht der sogenannte Ablaufoffizier an der Maschine und gibt das Feuerkommando per Funk an den Zugführer.

Zeiger, Zähler, Zeitnehmer

Der leitet es an die Geschützführer weiter. Nach diesem ersten Feuerkommando, das gleichzeitig durch den Zeiger, der links neben dem Zugführer auf dem Podest steht, optisch an den jeweiligen Geschützführer vermittelt wird, übernimmt der Zeitnehmer und gibt die Feuerkommandos alle fünf Sekunden.

Drei Soldaten in Heeresuniform stehen auf einem roten Podest.

Zeitnehmer, Zugführer und Zeiger (von links) stehen auf dem Podest hinter den Geschützen. Von hier aus koordinieren sie das Salutschießen. Nur so kann es ganz präzise ablaufen. Martin Gey als Zugführer steht in der Mitte.

Bundeswehr/Francis Hildemann

Der Zähler steht mit dem Rücken zu den Geschützen und zählt die Schüsse laut mit. Nach dem 21. Schuss zeigt der Zähler an, dass das Schießen beendet ist und der Zugführer lässt die Soldatinnen und Soldaten in Richtung des Staatsgastes blicken und salutiert. Sobald die Kolonne mit dem Gast losfährt, lässt der Zugführer die Geschütze entladen und beendet das Salutschießen.

Salut auf der Kieler Woche

Da das Wachbataillon der einzige Verband in der Bundeswehr ist, der diesen Salutauftrag hat, kommen regelmäßig Anfragen. „2019 haben wir beispielsweise auf der Kieler Woche für die ‚Juan Sebastián de Elcano‘, das Segelschulschiff der spanischen Marine, Salut geschossen“, sagt Gey.

Auch beim Tag der offenen Tür in der Julius-Leber-Kaserne und beim Tag der Bundeswehr ist der Salutzug dabei. Dann werden aber meist nur drei oder sechs Schuss aus drei Haubitzen abgefeuert.

Martin Gey ist stolz darauf, wie genau und synchron die Soldatinnen und Soldaten des Salutzugs arbeiten. „Wir geben dafür immer unser Bestes, denn mit diesem Salutauftrag repräsentieren wir die Bundesrepublik Deutschland.“

von Stefanie Pfingsten

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