Luftwaffe

Was passiert bei einem Staatsbesuch?

Wann immer es in den Medien heißt: „Ein Staatsbesuch steht vor der Tür“, entstehen vor dem inneren Auge die Bilder von roten Teppichen, winkenden Menschen und viel Ehrerbietung. Doch was passiert hinter den Kulissen? Auf dem neuen Regierungsterminal in Schönefeld fand nun die Probe aufs Exempel statt.

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    Wenn ein Staatsbesuch erwartet wird, gibt es einiges zu tun. Nicht nur für die Gäste selbst. Das gastgebende Land muss Sicherheitsvorkehrungen treffen, den Besuch in Gänze organisieren und den Staatsgast ehrenvoll empfangen. Mit Salutschüssen und einer fliegenden Eskorte werden gekrönte und nicht gekrönte Staatsoberhäupter in Empfang genommen, die in dieser Funktion zum ersten Mal nach Deutschland reisen.

    Wenn die Landung des Regierungsflugzeugs für den Vormittag geplant ist, beginnt der Tag für viele Beteiligte wesentlich früher. Die Soldaten der diensthabenden Kompanie des Wachbataillons des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung) sind an diesem Tag die ersten, die sich mit sieben Haubitzen im Schlepptau auf den Weg von der Julius-Leber-Kaserne nach Schönefeld machen. „Bisher haben wir nur 15 Minuten bis zum Flughafen Tegel gebraucht. Jetzt sind es bis nach Schönefeld über die Stadtautobahn bestenfalls 45 Minuten, eher mehr“, sagt Hauptbootsmann Benny Schache. Er ist der hauptverantwortliche Protokollfeldwebel des Wachbataillons BMVgBundesministerium der Verteidigung.

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    Zur Begrüßung eines Staatsoberhaupts bei seinem offiziellen Antrittsbesuch in Deutschland erhält er 21 Salutschüsse aus den Haubitzen. Handelt es sich um einen originären Arbeitsbesuch, gehört der Salutzug nicht zur Abordnung des Wachbataillons.

    Die Tradition dieser sogenannten Ehrensalve reicht viele Jahrhunderte zurück. Es gibt verschiedene Versionen über den Ursprung. Immer aber soll das Salutschießen eine friedliche Gesinnung signalisieren, denn durch Abfeuern der Geschütze wird die eigene Verteidigungsbereitschaft aufgegeben. Auch in der Schifffahrt wurde die friedliche Absicht beim Einlaufen in einen Hafen durch das Freischießen der Kanonen signalisiert. Dieses System wurde ständig verfeinert und mündete in den insgesamt 21 Schuss.

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    Während das Flugzeug seine Parkposition einnimmt, rollt eine Firma für technische Dekoration den vier Meter breiten Teppich aus. Die Breite des Teppichs ist ebenfalls abhängig von der Art des Besuchs. Die Mitarbeiter der Dekorationsfirma sind mit Zollstock und Besen ausgestattet und sorgen für die optimale Lage und Sauberkeit des roten Stoffs. Grundsätzlich gibt es auch für die optimale Lage des aus Kokosfasern bestehenden Teppichs eine Probe aufs Exempel. So wird er im Vorfeld mindestens einmal ausgerollt und ausgerichtet, die Position wird korrigiert und der Teppich gefegt.

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    Bis das Flugzeug seine endgültige Position erreicht hat, nimmt auch das große Ehrenspalier, bestehend aus 24 Soldaten, zwei Gruppenführern und einem Zugführer Kurs in Richtung Teppich. Jeder Schritt, den die Soldaten zurücklegen und jeder Handschlag am Karabiner wird vorher noch einmal geprobt.

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    Zu beiden Seiten des Teppichs nehmen, ehe die Gäste aus dem Flugzeug steigen, die Soldaten des Ehrenspaliers Aufstellung. Sie sind alle einheitlich in Uniform mit weißen Handschuhen und weißen Masken gekleidet. Jeder Soldat des Ehrenspaliers hat die Uniformen der drei Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine im Schrank. Welche Uniform getragen wird, hängt jedoch von der Größe der stärksten Teilstreitkraft des besuchenden Landes ab.

    Auf die lauten Kommandos des Zugführers reagieren die 24 Soldaten des Wachbataillons synchron. Auf die Vorgaben, um das Corona-Virus einzudämmen, wird ebenfalls geachtet. Das Ehrenspalier rückt in doppelter Stärke an, damit die Soldaten nach 15 Minuten durchtauschen können, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

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    Zeitgleich rückt die Eskorte, die den Gast und seine mitgereiste Delegation zu ihren Terminen fährt, an. Sie wird begleitet von mehr als 20 Motorrädern des BVkD, dem Begleitschutz und Verkehrsdienst der Landespolizei.

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    Zu den militärischen Ehren, die einen Antrittsbesuch begleiten, gehört auch eine fliegende Eskorte. Ab der deutschen Staatsgrenze begleiten zwei Eurofighter das Gast-Flugzeug bis zum Ziel. Ist der Staatsgast gelandet, drehen die Jets ihre Runden über Berlin. Erst wenn der Gast auf der Treppe des Flugzeugs steht, überfliegen sie den Flugplatz noch einmal Seite an Seite. Danach treten sie den Heimweg in ihr Geschwader an.

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    Der Salutzug des Wachbataillons des BMVgBundesministerium der Verteidigung kommt mit sechs Haubitzen und einer siebten in Reserve nach Schönefeld. Die Haubitzen haben ein Kaliber von 105 Millimetern und verschießen mit Schwarzpulver gefüllte Platzpatronen. An den Feldhaubitzen sind 22 Soldaten beschäftigt. Jeweils drei Soldaten bedienen eine Haubitze und drei weitere Soldaten stehen etwa 50 Meter entfernt auf einem Podest. Ganz oben der Zugführer, der das Kommando hat; rechts von ihm der Zeiger, der die nächste schießende Haubitze anzeigt und auf der anderen Seite der Zeitnehmer. Er zählt im Sekundentakt und bei „Fünf!“ fällt der nächste Schuss. Der Zähler steht etwa zehn Meter vor dem Podest. Er steht mit dem Rücken zu den Haubitzen und zählt die abgegebenen Schüsse laut mit.

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    Die Kommandos für die Salutschüsse werden per Funk vom Ablaufoffizier übermittelt. Da der Gast vom Standort der Kanonen aus nicht zu sehen ist, kann nicht auf Sicht gearbeitet werden. Die Eurofighter der fliegenden Eskorte überfliegen immer beim achten Salutschuss den Empfangsort.

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    Ist der Empfang vorbei, fährt die Straßeneskorte den Gast und seine Delegation zu ihren Terminen. Fliegt das Staatsoberhaupt zurück, geschieht dies ebenfalls ehrenvoll, allerdings ohne Eurofighter-Überflug und Salutschüsse. Das Ehrenspalier, die Motorradeskorte des BVkD sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Botschaft und des Auswärtigen Amtes erweisen dem Staatsoberhaupt bis zum Abflug erneut die Ehre am roten Teppich.

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