Luftwaffe
Geschichten aus der Luftwaffe

Seite an Seite: Nörvenicher in Israel

Seite an Seite: Nörvenicher in Israel

Datum:
Ort:
Israel
Lesedauer:
4 MIN

Die deutschen und israelischen Luftstreitkräfte verbindet eine tiefe Freundschaft. Vor allem durch die gemeinsamen Übungen Blue Wings und Blue Flag wurde die Partnerschaft seit 2019 tiefgreifend gefestigt. Nun begegnen sich erstmals Familien zweier fliegender Verbände in Israel.

Über die Frachttür betreten die Familien den A400M für die Reise nach Israel

Die Familien des TLG 31 steigen in Köln zum Weiterflug nach Israel in das A400M-Transportflugzeug der Luftwaffe

Bundeswehr / Francis Hildemann

„Wir freuen uns sehr auf die Reise und vor allem darauf, Jerusalem zu sehen“, sagt Oberstabsfeldwebel Volker Enders aus dem Taktischen Luftwaffengeschwader (TLG) 31 „Boelcke“ vor der Abreise. Historisch gesehen sei jedem Soldaten die Besonderheit dieser Partnerschaft bewusst, sagt Enders. Umso außergewöhnlicher sei es für die Nörvenicher ein Teil dieser Geschichte zu sein: „Wir sind zwar nur ein kleines Rädchen in all den Bemühungen um die deutsch-israelische Freundschaft, aber dennoch sind wir Teil des großen Ganzen. Das ist für mich mit Emotionen verbunden.“

Eine fünfköpfige Familie steht vor einem Aussichtspunkt im Norden Israels

Die Familie Enders, Vater Volker und Mutter Hildegard mit ihren drei Kindern: „Wir verlassen Israel mit Demut“

Bundeswehr / Francis Hildemann

Die Freundschaft soll weiter vertieft werden

Für das TLG 31 „Boelcke“ in Nörvenich begann das Jahr mit zahlreichen Verpflichtungen für die NATO Response Force sowie für die Übung Frisian Flag. Das forderte die Soldaten sowohl fachlich als auch privat. „Wenn ich meinen Mann sehen möchte, muss ich zum Flugplatz gehen“, sagt Tanja Gehling mit einem Schmunzeln. Die Reise sei eine einmalige Chance für die Familien an einer „Luftwaffenerfahrung“ teilzuhaben, zeitgleich ist es aber auch ein Dankeschön für die Rückendeckung daheim.

Für die Kinder beginnt die Aufregung bereits mit dem Abflug des Transportflugzeugs A400M. Viele von ihnen nutzen die Gelegenheit, sich das Cockpit des Transportfliegers aus der Nähe anzusehen.

Ein Kind der Geschwaderangehörigen aus dem Taktischen Luftwaffengeschwader 31 Boelcke erkundet das Cockpit des A400m

Freude strahlend setzt sich der 7-jährige Liam in das Cockpit des Transportflugzeuges

Bundeswehr / Francis Hildemann

Bei der Ankunft in Israel werden die Familien von der Israeli Air Force (IAF) begrüßt und erhalten die ersten Einblicke in die befreundeten Streitkräfte. Gemeinsam mit dem Besuch der Ramat David Air Base am zweiten Tag, führe dies für ein besseres Verständnis der Geschichte der Luftreitkräfte, so Base Commander Colonel Gilad Peled: „Es war hier, dass die erste israelische Jet Staffel aufgestellt wurde“, so Peled. Die Geschichte des Geschwaders 105 spiegele auch die Geschichte der gesamten IAF wieder.

Neben der Darstellung des Auftrages und Historie wird auch ein Film über die Bedeutung des gemeinsamen Überflugs der beiden Luftstreitkräfte über Dachau in 2020 eingespielt. Es ist ein emotionaler Film, der viele zu Tränen rührt. „Es zeigt, wie weit die Partnerschaft bereits gekommen ist“, so der Base Commander. „Für meine Vorfahren wäre dies unvorstellbar gewesen.“

Ein israelische Colonel begrüßte die Familien des TLG31 an einem militärischen Flugplatz

Base Commander Gilad Peled der israelischen Ramat David Air Base bei der Begrüßung der Nörvenicher

Bundeswehr / Francis Hildemann

Seite an Seite - eine starke Partnerschaft

Kommodore Oberst Timo Heimbach bedankt sich beim Geschwader 105 für das herzliche Willkommen und die Gastfreundschaft: „Wir haben uns sehr auf diese Begegnung gefreut“ – es sei eine bedeutsame und historische Reise, die den nächsten Schritt in einer Reihe von Bemühungen darstelle. „Unser Ziel ist es, die Freundschaft unserer Luftstreitkräfte auch in Zukunft weiter auszubauen. Und ich möchte nochmals betonen, wir stehen an der Seite unserer israelischen Freunde. Seite an Seite können wir zukünftige Herausforderungen jedweder Art bestreiten.“ Als Dank und Erinnerung tauschten die beiden Einheiten beim gemeinsamen Shabbat Dinner Geschenke aus.

Oberst Timo Heimbach, Kommodore im TLG 31, hält mit dem Israelischen Staffel Chef die Flagge des Geschwaders

Oberst Timo Heimbach (r.), Kommodore des TLG 31, erhält als Geschenk eine Flagge mit dem Wappen des IAF Squadron 105

Bundeswehr / Francis Hildemann
Kommodore Oberst Timo Heimbach übergibt das Gastgeschenk an die Israelischen Partner

Das Geschenk des TLG 31 an die Israelischen Partner zeigt das Verschmelzen der Schwingen beider Luftstreitkräfte. Es ist ein Zeichen tiefer Verbundenheit.

Bundeswehr / Francis Hildemann

Erkundung der heiligen Stadt

Am dritten Tag führt Schwester Gabriela aus dem deutschen Hospiz die Familien durch Jerusalems Altstadt. Neben Aussichtspunkten über das umliegende Gebiet besucht die Gruppe auch die Grabstätte von Oskar Schindler, der etwa 1.200 Juden vom Holocaust bewahrte.

Am Grabe von Oskar Schindler in Jerusalem wird seinen heroischen Taten gedacht

Als Teil der Stadtführung durch Jerusalem stoppen die Familien auch am jüdischen Friedhof, auf dem Oskar Schindler begraben liegt

Bundeswehr / Francis Hildemann

Danach führt die Schwester weiter durch die Altstadt, vorbei an der Klagemauer. Hier nutzt die Gruppe die Gelegenheit, die religiösen Traditionen des Judentums kennenzulernen, als Schwester Gabriela die Sitten und Bräuche vor Ort erläutert. Hier gewinnen die Geschwaderangehörigen zudem einen Überblick über die unterschiedlichen Bezirke der historischen Stadt.

„Bereits an den unterschiedlichen Begrüßungen und den Gerüchen, die in der Luft liegen, können Sie den Wechsel zwischen den unterschiedlichen Kulturen in der Stadt wahrnehmen“, so Schwester Gabriela. „Vor allem die Atmosphäre in der Stadt gefällt mir“, so Oberleutnant Joachim Gerth, sichtlich begeistert von der Führung. Für den neunjährigen Harvey waren es die alten Stadtmauern Jerusalems, die ihm am meisten beeindruckten: „Von Playmobil habe ich Ritter und Festungen, darum war es spannend die alten Mauern zu sehen.“

 Die Familien lauschen den Ausführungen von Schwester Gabriela

Schwester Gabriela und der neunjährige Harvey begutachten den jüdischen Friedhof am Rande der Altstadt Jerusalems

Bundeswehr / Francis Hildemann
Der goldene Dom auf dem Felsenberg in Jerusalem

Ausblick der Familien auf die Klagemauer und den Felsendom in der Altstadt Jerusalems

Bundeswehr / Francis Hildemann

Gemeinsame Geschichte in Tel Aviv

Den Abschluss der Reise bildet der Besuch der deutschen Templersiedlung in Sarona. Hier hatten einst deutsche Siedler Wohnungen gebaut und eine landwirtschaftliche Gemeinschaft gegründet. Gemeinsam mit den Informationen im neuen ANU Museum der jüdischen Kultur wird erneut die Vielfalt Israels sichtbar.

Israels Air Force Chef Major General Tomer Bar zeigt sich dankbar für ebenjene Bemühungen der deutschen Luftwaffe, neben den fachlichen auch die kulturellen Dimensionen der Nation kennenzulernen: „Dieses Projekt ist ein Zeugnis unserer besonderen Partnerschaft. Ich wünsche mir, dass dies erst der Anfang in einer langen Reihe an tiefgreifenden Projekten wird.“ Bereits für dieses Jahr sind zwischen den deutschen und israelischen Luftstreitkräften mehr als 20 Partnerschaftsprojekte geplant.

Dankbarkeit und Demut

Für Volker Enders und seine Familie fällt das Resümee der Reise eindeutig aus: Wir verlassen Israel mit Demut.“ Die Geschichte und Kultur des Landes habe die ganze Familie beeindruckt. Der Oberstabsfeldwebel hoffe darauf, dass sich in naher Zukunft erneut eine Gelegenheit zum Austausch ergeben wird. „Wir sind ausgesprochen dankbar für diese besondere Gelegenheit und die israelische Gastfreundschaft, und möchten den Kontakt zu Israel aufrechterhalten.“

  • Ein Pärchen genießt die Aussicht und macht ein Erinnerungsfoto

    Volker und Hildegard Enders bei einem Selfie in der Heiligen Stadt

    Bundeswehr / Francis Hildemann
  • Auf einem Flugplatz im Norden Israels startet eine F-19 der Israelis

    Den Start einer F-16 Maschine der IAF können die Familien aus erster Nähe beobachten

    Bundeswehr / Francis Hildemann
  • Ein Kind geht die Treppen aus dem Cockpit des A400M hinunter in den Ladungsraum

    Ein Kind erkundet das A400M-Transportflugzeug auf dem Flug nach Israel und wird von der Crew begleitet

    Bundeswehr / Francis Hildemann
  • Generalmajor Tomer Bar, der neue IAF Chef schüttelt Militärattache Oberst Klaus Jürgen Haffner zum Abschied die Hand.

    Israels Air Force Chef Major General Tomer Bar und Militärattache Deutschlands zu Israel, Oberst Klaus Jürgen Haffner, beenden die Familienreise mit einem persönlichen Gespräch

    Bundeswehr / Francis Hildemann
von Annika Schulz