Üben für den Ernstfall – Flight Safety Exercise bei VAPB
Üben für den Ernstfall – Flight Safety Exercise bei VAPB
- Datum:
- Ort:
- Ämari
- Lesedauer:
- 3 MIN
„Emergency, emergency, emergency“ meldet der Tower auf der Ämari Air Base in Estland über Funk – die estnische Fliegerhorstfeuerwehr und die Notdienstgruppe des deutschen Kontingents der Verstärkung Air Policing Baltikum 2020/21 (VAPB 2020/21) machen sich mit ihren Fahrzeugen sofort auf den Weg zur Startbahn: Ein Eurofighterpilot hat dem Tower kurz nach der Landung Probleme mit den Bremsen seines Jets gemeldet und den Fanghaken heruntergelassen, während er sich dem Ende der Piste nähert.
Quer über die Bahn verläuft ein Fangseil, das den Haken aufnimmt und den bei der Landung 14 Tonnen schweren Jet nach circa 20 Metern sicher zum Stehen bringt. Nun muss die blockierte Startbahn so schnell wie möglich wieder für die nächsten Starts und Landungen freigemacht werden. So realistisch das Szenario erscheint – zum Glück handelt es sich heute nur um eine Übung. Der Kopf hinter diesem Übungsszenario ist Hauptfeldwebel André S., Flugsicherheitsmeister (FSM) bei der Mission VAPB. „Diese Übung soll zeigen, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Beteiligten bei einer Luftnotlage funktioniert und an welchen Stellen wir die Zusammenarbeit noch verbessern könnten“, erklärt der 39-Jährige.
Insbesondere die Kooperation zwischen der circa zehnköpfigen Notdienstgruppe, die sich unter anderem aus Technikern und medizinischen Fachpersonal zusammensetzt, und der estnischen Fliegerhorstfeuerwehr steht heute im Fokus. Die Übung ist so realitätsnah gestaltet wie möglich – mit einem wichtigen Unterschied zum Ernstfall: Bei echten Bremsproblemen wäre der Eurofighter erst nach circa 250 Metern durch die Fanganlage zum Stehen gekommen. Um das Material an Flugzeug und Anlage zu schonen, wurde die Einrollgeschwindigkeit im Übungsszenario deutlich reduziert.
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- Urheberrecht:
- © Bundeswehr/Michael Scheller
Der Flugsicherheitsmeister als Mittler zwischen den Welten
André S. ist im Routinebetrieb als FSM für die Sicherheit im Flugbetriebsbereich verantwortlich und berät den Kontingentführer zum Thema Flugsicherheit. Außerdem ist er als ausgebildeter Fluggerätmechaniker an Eurofighter und F-4 Phantom ein Bindeglied zwischen Piloten und Technikern. In einer Notsituation ebenso wie der heutigen Übung, die nach seinem Drehbuch abläuft, führt er die Notdienstgruppe. „Man muss bereit sein, im Ernstfall sofort Verantwortung zu übernehmen und die örtlichen Gegebenheiten sehr gut kennen, um einen Einsatz erfolgreich zu leiten“, fasst der 39-Jährige die Anforderungen an seinen Job zusammen.
Während die Feuerwehr mit ihren Löschfahrzeugen die Situation absichert und der Pilot aus dem Cockpit per Handzeichen meldet, dass er keine medizinische Hilfe benötigt, nähern sich nach Anweisung von Hauptfeldwebel S. bereits Techniker der sogenannten Crash-Crew dem Jet: „Zuerst sichert die Crash-Crew am Eurofighter die Bewaffnung, in diesem Fall vier Lenkflugkörper, und legt Unterlegkeile unter die Räder, sodass der Flieger sicher steht.“
Der Flugsicherheitsmeister fordert bereits per Funk ein Schleppfahrzeug an, während die anwesenden Techniker den Fanghaken des Eurofighters wieder in seine Ausgangsposition drücken, aufmerksam beobachtet von den estnischen Feuerwehrmännern. Nach circa 20 Minuten wird der Eurofighter bereits von der Bahn geschleppt, die kurz darauf wieder für den nächsten Start freigegeben werden kann.
André S. als Leiter der Flugsicherheitsübung ist zufrieden: „Die Alarmierung der Notdienstgruppe hat funktioniert und wir konnten den Flugbetrieb nach dem simulierten Zwischenfall schnell wieder aufnehmen.“ Der Hauptfeldwebel aus dem Taktischen Luftwaffengeschwader 71 „Richthofen“ im ostfriesischen Wittmund, der bereits fünf Jahre als FSM tätig ist, bereitet nach dieser Übung schon das nächste Szenario vor. Damit alle Schritte im Ernstfall genauso professionell und routiniert wie heute ablaufen.