Marine
Üben für den Ernstfall

Ausbildung: Feuerprobe für Marinesoldaten

Ausbildung: Feuerprobe für Marinesoldaten

Datum:
Ort:
Wilhelmshaven
Lesedauer:
4 MIN

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Wie werden Marinesoldaten im Ernstfall auf „Feuer im Schiff!“ vorbereitet? Ein Ausbildungstag bei der Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven.

Mehrere Menschen in Feuerwehrschutzanzügen mit Helmen und Atemmasken.

Gemeinsamer Feind Feuer: In ihren Schutzanzügen sind die Marinesoldaten von Feuerwehrleuten nicht zu unterscheiden.

Bundeswehr/Kim Brakensiek

Binnen weniger Sekunden ist der ganze Raum mit dichtem Rauch gefüllt. Die Hitze steigt rasend schnell auf 300 Grad aus – eine Gruppe von Menschen in Schutzkleidung steht vor einem echten Feuer. Das Gefühl, es mit einem echten Brandherd zu tun zu haben, erleben auszubildende Marinesoldaten auf einem Übungsgelände der Berufsfeuerwehr der Stadt Wilhelmshaven.

Hier steht seit 2006 die Schiffsbrandbekämpfungsanlage für das Training der Wilhelmshavener Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren der Umgebung. Seit Mitte dieses Jahres nutzt auch die Deutsche Marine die Anlage zum Üben.

An Bord von Marineschiffen ist die Speerspitze der Feuerwehr der sogenannte Brandabwehrtrupp. Er besteht in der Regel aus einem Truppführer und zwei weiteren Soldaten. Die Trupps von Schiffen aus dem Marinestützpunkt Wilhelmshaven können nur ihren Ernstfall in der Anlage der Feuerwehr so realistisch wie möglich üben, und das direkt vor Ort.

Damit die Bordbesatzungen, die nicht im Einsatz sind, nicht aus der Übung kommen, entstehen für sie zurzeit spezialisierte Ausbildungseinrichtungen an allen Marinebasen, in Wilhelmshaven das „Einsatzausbildungszentrum Fregatte/Einsatzgruppenversorger“. Einen Teilaspekt in der Schadensabwehr an Bord, den die Marinesoldatinnen und -soldaten trainieren müssen, ist natürlich die Brandabwehr. In der Atemschutzgerätehalle im Stützpunkt durchlaufen die Soldaten Belastungs- und Einsatzübungen bisher bei ausschließlich simulierten Feuern.

Als ideale Ergänzung dazu sah die Marine schnell die Anlage der zivilen Feuerwehr. Sie ist die Antwort auf die Frage: Wie sollen Besatzungsangehörige bei einem echten Feuer richtig handeln, wenn sie nie zuvor damit konfrontiert waren?

Brände so realitätsnah wie möglich

Rot-gelbe Flammen lodern in einem dunklen Raum.

Die echten Brände in der Anlage sind ferngesteuert und videoüberwacht. Bis zu 300 Grad Celsius Hitze entstehen hier.

Bundeswehr/Kim Brakensiek

„Mit der Schiffsbrandbekämpfungsanlage können wir die langen Wege mit steilen Niedergängen, das Bekämpfen von echtem Feuer praxisorientiert und gleichzeitig sicher üben“, so Fregattenkapitän Bernhard Veitl, Bevollmächtigter des Marineinspekteurs für die Einsatzausbildungszentren. „Eine ideale Möglichkeit physische, aber auch psychische Belastungen in verschiedenen Brandsituationen auf die Übenden wirken zu lassen und sie oder ihn somit optimal auf den Ernstfall vorzubereiten. Die Brandabwehrtrupps erfahren hautnah eine echte Feuerprobe.“

Laut Veitl habe es mehrere Jahre gedauert bis die Marine die Anlage nutzen konnte. „Die Feuerwehr und die Marine waren sich schnell einig. Allerdings mussten einige Hürden genommen werden, bis es zum Vertragsabschluss kommen konnte“, sagt er. Anfang 2019 konnten die ersten Probedurchläufe starten. Auf dem Trainingsgelände ist seither ein kleines Containerdorf entstanden, in dem Briefing-Räume, Materiallager und Waschräume zu finden sind.

Die Ausbildung für die Besatzungen vor Ort ist eine große Zeitersparnis“, erklärt Veitl. „denn die Soldaten brauchen anstelle von drei Tagen, mit An- und Abreise zum Einsatzausbildungszentrum Schadensabwehr der Marine nach Neustadt in Holstein, nur noch einen halben Tag mit Anreise, für den vergleichbaren Trainingserfolg. Besser geht es nicht, zumal das Zentrum in Neustadt auch nicht die Kapazitäten für so viele Soldaten zur Verfügung stellen kann.“

Neben den Feuerwehrleuten können nun in der Anlage pro Jahr 600 Soldatinnen und Soldaten der Einsatzflottille 2 ausgebildet werden. „An maximal 30 Tagen im Jahr durchlaufen dann vormittags sowie nachmittags jeweils zehn Marinesoldaten die Ausbildung“, erklärte Holger Erber, Abteilungsleiter der Wilhelmshavener Feuerwehr.

Feuer per Knopfdruck

Personen in Schutzanzügen mit Schutzhelmen und Atemluftlflaschen stehen vor roten und schwarzen Containern.

Mit schwerer Ausrüstung müssen die Auszubildenden in die Schiffsbrandbekämpfungsanlage vordringen.

Bundeswehr/Kim Brakensiek

Vor ihrem ersten Durchgang durch die Anlage erhalten die Marinesoldaten eine Einweisung. Auf dem Dach des Containers teilt der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven die Soldaten in kleine Gruppen und erklärt die Vorgehensweise. Er ist über Funk ständig mit dem Truppführer des jeweiligen Brandabwehrtrupps in Kontakt und gibt Anweisungen. Von Schutzkleidung, über die Atemschutzmaske bis hin zum Helm – jetzt muss alles sitzen.

Dann ertönt schrill ein Feuermelder. Jetzt müssen die Soldaten handeln. Der erste Soldat stieg die kleine, schmale Treppe, die ein „Deck“ mit einem anderen verbindet, mitsamt Löschschlauch hinab – dicht gefolgt von zwei Kameraden. Im Inneren des Containers müssen sie nun echte Brände löschen.

Per Knopfdruck können die Ausbilder die Feuer entzünden und das ganze per Wärmebildkamera verfolgen. „Die nimmt jede einzelne Bewegung der Soldaten auf. Das ist wichtig, damit wir die Herangehensweise später in der Nachbesprechung auswerten können. Fehler können damit schnell korrigiert werden“, so der Einsatzleiter.

Im Ernstfall wären an diesem Ausbildungstag zwei Brandabwehrtrupps von einem Feuer, das sich im Rücken der Soldaten ausgebreitet hatte, hinterlaufen worden. Das hätte eine lebensgefährliche Situation sein können. Die Betreuer konnten diese Fehler allerdings auswerten und den Auszubildenden veranschaulichen, wie ihnen so etwas kein zweites Mal passiert. Nach der Ausbildung sind die Soldaten gut auf so ein Szenario vorbereitet – und können sicherer und schneller an der „Löschfront“ handeln.

von Kim Brakensiek  E-Mail schreiben

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