Flugkörperschießen

Flugkörperschießen vor Schweden: Geheimsache Härnösand

Flugkörperschießen vor Schweden: Geheimsache Härnösand

Datum:
Ort:
in See
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Die Marine hat vom 13. bis 18. Mai im Bottnischen Meerbusen eine große Missile Firing Exercise mit drei Schiffen und rund 500 Soldaten absolviert.

Ein graues Schiff fährt über ein Gewässer.

Korvette „Erfurt“ in See

Bundeswehr/Marcel Kroencke

Die Fregatten „Hamburg“ und „Augsburg“ sowie die Korvette „Erfurt“ haben an fünf Schießtagen See- und Luftziel-Flugkörper auf ferngelenkte Drohnen und Seeziele geschossen. Zu den eingesetzten Waffen gehören der schwere Seezielflugkörper RBS15 Mk 3, die Luftzielflugkörper NATO Sea Sparrow und Evolved Sea Sparrow und der Nahbereichsflugkörper Rolling Airframe Missile, kurz RAMRolling Airframe Missile. Die Fregatte „Hamburg“ setzte außerdem von Bordhubschraubern abgeworfene Torpedos auf Unterwasserziele ein.

Ein solches Flugkörperschießen dient mehreren Zielen: Die Besatzungen testen ihre internen Abläufe zum Einsatz der Flugkörper. Sie gewinnen Vertrauen in ihr Waffensystem, festigen ihre Fertigkeiten und erweitern ihre Kenntnisse. Und nicht zuletzt werden bei einem solchen Manöver die Flugkörper mit Telemetrietechnik ausgestattet, um ihre Performance zu überprüfen zu können.

Für all das zeichnet Kapitän zur See Nicolas Liche aus der Kieler Einsatzflottille 1 verantwortlich, der das Manöver als Commander Task Group geführt hat. Neben den Besatzungen waren etwa 100 Männer und Frauen zur Unterstützung seines Verbands an Bord und an Land im Einsatz. Dazu gehören die beiden Mehrzweckboote „Helmsand“ und „Mittelgrund“, Personal mehrerer Marinedienststellen, zweier Wehrtechnischer Dienststellen sowie der Schwedischen Streitkräfte. Ein Großteil dieser Spezialisten wird noch mehrere Monate damit beschäftigt sein, Unmengen an gewonnenen physikalischen und technischen Daten auszuwerten und zusammenzufassen. Die Erkenntnisse werden dann von der Marine genutzt, um die Effektivität der Flugkörper und  der Systeme an Bord zu verbessern.

Gut geschützt im Bottnischen Meerbusen

Ein graues Schiff ist in Rauch gehüllt.

Die „Erfurt“ kurz nach dem Abfeuern zweier RAMRolling Airframe Missile-Flugkörper auf eine Zieldarstellungsdrohne

Bundeswehr/ Marcus Mohr

Das Schießen fand im Seegebiet vor der schwedischen Stadt Härnösand statt, etwa 400 Kilometer nördlich von Stockholm. Die dort befindliche Firing Range bietet optimale Bedingungen für ein solches Manöver. Es liegt vor Wettereinflüssen gut geschützt im Bottnischen Meerbusen, abseits von Hauptschifffahrtswegen. Und: Um das Gebiet zu erreichen, müssen Kriegsschiffe eine bei den südlich gelegenen Aland-Inseln eingerichtete demilitarisierte Zone durchqueren.

Oberstes Gebot: Geheimhaltung

Kriegsschiffe dürfen hier nur passieren, wenn sie sich diplomatisch anmelden und das Gebiet unverzüglich passieren. Durch diese Regelung weiß man relativ gut im Vorhinein, ob sich möglicherweise Beobachter in der Gegend aufhalten, die ein solches Vorhaben stören oder beobachten wollen. Die Informationen über fremde Schiffe werden zusätzlich mit dem eigenen Lagebild der Deutschen Marine verdichtet.

Denn für ein Flugkörperschießen gilt vor allem eines: Geheimhaltung. Man möchte schließlich niemandem ermöglichen, Informationen darüber zu gewinnen, wie viele und vor allem welche Flugkörper bei einem Schießen eingesetzt wurden, wie sich die Waffen physikalisch verhalten und welche Leistung sie liefern. Deshalb wurde das Flugkörperschießen im Vorhinein auch nicht öffentlich gemacht, sondern stand unter dem Schutz der Vertraulichkeit. Das gilt übrigens auch für die Ergebnisse der „Geheimsache Härnösand“.

von Bastian Fischborn  E-Mail schreiben